Wieder Nazi-Party in Söllingen

Erstveröffentlicht: 
18.11.2013

Geburtstagsparty für Nazi-Führer von Dortmund nach Söllingen verlegt - Band "Klänge des Blutes" spielte für "SS-Siggi" - Drohungen gegen Kommunalpolitiker in Dortmund

 

Baden-Baden/Söllingen, 18.11.13, 00:00 Uhr In einer fieberhaften Aktion gelang es am Samstag der Stadt Dortmund eine Nazi-Geburtstagsparty für Siegfried «SS-Siggi» Borchardt, einen der heimlichen deutschen Neonazi-Führer, zu verhindern. Mit der Folge, dass die Dortmunder Nazis in einer ebenso fieberhaften Aktion den Ort des Geschehens für Samstag nach Söllingen beim Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden verlegten. Bereits vor einer Woche hatte goodnews4Baden-Baden über eine Nazi-Feier am letzten Wochenende im stillgelegten Gasthaus «Rössle» berichtet. Noch an diesem Freitag gegen 14 Uhr hatte das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen einen Eilantrag der Partei «Die Rechte» zurückgewiesen. Die Partei «Die Rechte» ist ein Sammelbecken von teilweise verbotenen Nazi-Kameradschaften.


Spitzenkandidat ist eben der bei seinen «Parteifreunden» als «SS-Siggi» bekannte Dortmunder Siegfried Borchardt. Erneut konnten die Neonazis dann am Samstag völlig unbehelligt in Söllingen feiern, diesmal den 60. Geburtstag des Parteichefs der Dortmunder Partei «Die Rechte». Das stillgelegte Gasthaus Rössle in Söllingen wird von seinem Eigentümer immer wieder an die Nazis vermietet, nur schwer ist offenbar ein rechtlicher Ansatz zu finden dies zu verhindern. Die Polizeidirektion Rastatt Baden-Baden berichtete, dass die Veranstaltung bis Sonntagnacht gegen drei Uhr gedauert habe. Offenbar war für die Teilnehmer der Party selbst nicht klar, ob «SS-Siggi» überhaupt unter den Feiernden war, ließ sich aus Facebook-Kommentaren entnehmen.

 

Ohne besondere Vorkommnisse sei die ominöse Party jedenfalls verlaufen, heißt es weiter im Polizeibericht vom Sonntag. Für den Landkreis Rastatt und Baden-Baden es aber wohl doch ein besonderes Vorkommnis, denn mehr und mehr mausert sich Söllingen, Ortsteil der Flughafen-Gemeinde Rheinmünster, zum Zentrum der deutschen Neonazis. Nur eine Frage der Zeit bis unsere Region in die nationalen und internationalen Schlagzeilen gerät. Gestern schon titelte Spiegel-Online: «Neonazi-Auflauf: Hooligan-Rocker spielen für ‘SS-Siggi’». Dahinter verbirgt sich auch die Sorge, dass sich die Nazi-Szene zunehmend mit radikalen Fußball-Fanclubs zusammen findet.

 

Im Rössle spielten in der Nacht zum Sonntag die Nazi-Musik-Bands «Klänge des Blutes», «Sachsonia», «Words of Anger» und «Die Lunikoff Verschwörung» auf. Besonders die letztgenannten Musiker sind die Lieblinge der rechten Szene. Vor 10 Jahren erhielten sie vom Bundesinnenministerium den Status als kriminelle Vereinigung. Genutzt hat es wohl wenig. Eine Zeile ihres beliebtesten Songs «Afrika-Lied» lautet: «Afrika für Affen, Europa für Weiße, steckt die Affen in ein Boot und schickt sie auf die Reise.»

 

Und mit vielsagenden Warnungen an die Dortmunder Verantwortlichen des Verbotsantrags halten die Dortmunder Nazis auf der Website Dortmundecho.org nicht hinter dem Berg: «Die Namen der Verantwortlichen sind vielseitig, aber sie alle haben eins gemeinsam: Beim Nachhilfeunterricht über Grundrechte und behördliche Neutralität wird niemand vergessen.» Und drohend geht der Versuch der Einschüchterung weiter: «Wie dieser Unterricht aussehen kann, hat sich in der Vergangenheit gezeigt und dürfte in Zukunft ebenfalls anschaulich vorgeführt werden!», wird ein Bogen geschlagen zu den Zeiten der dreißiger Jahre und dem damaligen Umgang mit politischen Gegnern. Ein Grund mehr, dass sich Bürger und politisch Verantwortliche der Region Karlsruhe, Baden-Baden und Rastatt zum Fall Söllingen energisch erklären.

 

PDF Pressemitteilung der Stadt Dortmund vom 16. November 2013
PDF Pressemitteilung der Stadt Dortmund vom 15. November 2013