Geburtstagsfeier für Ruhrpott-Nazi

Erstveröffentlicht: 
18.11.2013

»SS Siggi« ist eine Ikone der deutschen Naziszene, schon in der Vergangenheit waren seine Geburtstage ein nationales Ereignis mit Anwesenheitspflicht für alle, die in der Szene etwas auf sich halten.

 

Da wundert es auch nicht, dass zur diesjährigen Geburtstagsfeier ein Barde aufspielte, der überall, wo er auftritt, die Hallen füllt. »Luni« gilt der deutschen Naziszene als »Märtyrer«, weil er - im Gegensatz zu seinen Bandkollegen - 2005 lieber für fast drei Jahre ins Gefängnis ging, als gegenüber der Staatsanwaltschaft auszusagen. Die »Landser«-Nachfolgeband »Lunikoff-Verschwörung« ist kaum weniger radikal. Regener selbst wirbt auf seiner Homepage für die NPD, nennt die Bundesregierung »ZOG« (»zionist occupied governement«, zionistisch besetzte Regierung») und trifft damit den Ton, der seinen Fans gefällt. Zum ersten Konzert nach seiner Haftentlassung strömten 2009 4000 Nazis nach Gera.

So viele sind am Samstag nicht nach Söllingen gekommen - die Polizei zählte 120 Teilnehmer. Die Mobilisierung war wohl doch zu kurzfristig.

Borchardt selbst war indes offenbar nicht vor Ort, zumindest beklagen das einige seiner Fans im Internet. Doch auch in Abwesenheit des Dortmunder Kreisvorsitzenden der Partei «Die Rechte», einem Auffangbecken für Mitglieder verbotener Neonazikameradschaften, hatte seine Partei einen Infostand im «Rössle» aufgebaut.

Das Konzert am Samstagabend war das fünfte Nazikonzert, das seit Juni im «Rössle» stattfand. Wirt Günter S. hat gegenüber Gewerkschaftern mehrfach betont, er überlasse den Rechten seine Wirtschaft nicht aus Sympathie, ihm sei vielmehr «egal, woher das Geld komme».

Das kann man wohl sagen: Mitglieder der Nazi-Kameradschaften in Rastatt und Karlsruhe nutzen das «Rössle» als Treffpunkt, nach Informationen der Antifa wurde das Konzert von «Division Germania» und «Kommando Skin» am 22. Juni von einem pfälzischen Hammerskin organisiert, einer ultrarassistischen, konspirativen Neonazi-Gruppe. Seither fanden vier weitere Konzerte mit bis zu 350 Besuchern statt. S. hat die Konzession für zwölf Gigs im Jahr - gut möglich also, dass Söllingen an den verbleibenden sechs Wochenenden des Jahres wieder Besuch bekommt.