Unvereinbar: SPD will keine Mitglieder der Deutschen Burschenschaft

Erstveröffentlicht: 
14.11.2013

Eine SPD-Mitgliedschaft und eine Zugehörigkeit zur Deutschen Burschenschaft soll künftig nicht mehr möglich sein. Das fordern Sozialdemokraten beim Parteitag. Berliner Burschenschafter empören sich bereits - und fühlen sich an die NSDAP erinnert.

 

Die SPD will künftig keine Mitglieder mehr aus ultrakonservativen Studentenverbindungen in der Partei haben. Eine Mitgliedschaft in einem der Bünde, die noch im Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) organisiert sind, und ein Parteibuch der SPD sollen demnach unvereinbar werden.

 

Diesen Antrag stellte der Bezirksverband Hessen-Süd, er steht auf Seite 184 des Antragsbuches beim Delegiertentreffen der Sozialdemokraten in Leipzig. Von der Antragskommission wurde das Gesuch bereits zur Annahme empfohlen. Eine Zustimmung gilt als so gut wie sicher.

 

In der Deutschen Burschenschaft war es zwischen liberaleren und extrem konservativen Mitgliedern zu einem Zerwürfnis gekommen, unter anderem wegen eines sogenannten "Ariernachweises". Inzwischen haben viele liberalere Burschenschaften den Dachverband verlassen, der dadurch noch weiter nach rechts gerückt ist.

 

Seltsamer Vergleich auf Facebook-Seite

 

In der SPD selbst gab es schon früher Streit über die Frage, ob Burschenschafter der Partei angehören dürfen. Im Jahr 2006 lehnte der Parteivorstand einen Antrag der Jusos in NRW auf Unvereinbarkeit noch ab.

 

Besonders der ehemalige Bundesvorsitzende Kurt Beck sperrte sich damals gegen einen formellen Unvereinbarkeitsbeschluss, wurde damals ein Mitglied des Parteivorstands zitiert. Auch der heutige SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel sprach sich vor sieben Jahren dagegen aus, Burschenschafter "pauschal" auszuschließen.

 

Ein Unvereinbarkeitsbeschluss wurde damals nur zu einer allgemeinen Abgrenzung umgewandelt. Der Antrag vom Bezirksverband Hessen-Süd ist diesmal deutlich konkreter.

Das ist auch den ultrakonservativen Studentenverbindungen nicht entgangen. Auf ihrer Facebook-Seite kommentiert die Berliner Burschenschaft Gothia den Vorgang mit den Worten: "Für uns in der Geschichte nichts Neues, denn den gleichen Beschluss fasste schließlich auch Hitlers NSDAP und die Staatspartei der DDR (SED)."

 

Ein seltsamer Vergleich: Im Mai 1936 hatte Rudolf Heß, als Stellvertreter Adolf Hitlers, zwar tatsächlich allen Mitgliedern der NSDAP verboten, Mitglied in einer studentischen Verbindung zu sein. Allerdings hatte das - anders als jetzt bei der SPD - nichts mit einer strammrechten Ausrichtung zu tun. Vielmehr sollten die studentischen Mitglieder all ihre Energie auf nur eine Organisation konzentrieren: die NSDAP.

 

jon/fln