[S] Demo: Gewalt an Frauen hat viele Gesichter, der Widerstand auch!

[S] Demo: Gewalt an Frauen hat viele Gesichter, der Widerstand auch!

Gewalt an Frauen hat viele Gesichter, der Widerstand auch!
Kadına karşı şiddetin farklı yüzleri varsa – direnişin de var!
Şîdeta hemberî jinê xwedî pirrengî bê – ya berxwedanê jî wiha ye!

 

Gewalt an Frauen hat viele Gesichter. Einige sind subtil, andere offensichtlich und lebensbedrohlich. Frauen werden politisch verfolgt und ermordet, zur Prostitution gezwungen, im Kindesalter zwangsverheiratet, durch männliche Familienangehörige geschlagen und unterdrückt.

Dies alles sind Formen der strukturell patriarchalen Gewalt im kapitalistischen System, die wir Frauen tagtäglich erfahren. Um diese Umstände zu beenden, brechen wir unser Schweigen und organisieren uns.

Am 25. November jährt sich der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Dieser Aktionstag geht zurück auf die Ermordung der Schwestern Mirabal im Jahr 1960, die der „revolutionären Bewegung 14. Juni“ in der Dominikanischen Republik angehörten und gegen die faschistische Militärregierung Trujillos kämpften. 1981 deklarierten lateinamerikanische Frauen diesen Tag ihrer Ermordung als Tag des Widerstands gegen die Gewalt an Frauen. In den folgenden Jahren wurde dieser Tag weltweit aufgegriffen, denn auch heute ist dieses Thema aktueller denn je. Es muss unser gemeinsames Ziel sein, sexualisierte Gewalt öffentlich anzuprangern und diese zu bekämpfen.

Jede dritte Frau ist betroffen

Einer Studie der Weltbank zufolge sind Frauen zwischen 15 und 44 Jahren einem höheren Risiko ausgesetzt, Vergewaltigung und häuslicher Gewalt zum Opfer zu fallen – als Krebs, Verkehrsunfällen, Krieg und Malaria. 35% aller Frauen sind weltweit Prügeln, Vergewaltigungen, sexueller Nötigung oder anderen Gewalttaten ausgesetzt. Insgesamt erfahren 70% aller Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal sexualisierte Gewalt. „Gewalt innerhalb von Beziehungen ist die am meisten verbreitete Gewalt gegen Frauen, betroffen sind 30 Prozent aller Frauen weltweit“ (WHO ).

Vergewaltigung als Kriegswaffe

Sexualisierte Gewalt ist eine besonders perverse Form der imperialistischen Kriegsführung. Für Frauen und Kinder weltweit bedeutet sie eine traumatisierende Erfahrung, strukturell und organisiert angewandt wird. Dadurch wird einerseits versucht, den Kampf um Demokratie und eine befreite Gesellschaft zu brechen und andererseits den Kampf um den Maximalprofit zu garantieren.

In der Demokratischen Republik Kongo beispielsweise werden täglich über 30 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Bis vor einigen Jahren noch galt sexualisierte Gewalt im Rahmen von Konflikten und Kriegen nicht einmal als Verbrechen, sondern als „Kollateralschaden“ und wurde auch nicht in die Prozesse gegen Kriegsverbrecher mit einbezogen.

Ein gutes Geschäft: der Handel mit Frauen

Frauenhandel ist ein weltweites Geschäft: Schätzungen sprechen von vier Millionen Frauen, die jährlich zum Zweck der Heirat, der Prostitution oder der Sklaverei vermarktet werden. Jedes Jahr werden ungefähr zwei Millionen Mädchen zwischen fünf und 15 Jahren zur Prostitution gezwungen. Auch werden Frauen für die Sexarbeit in Länder geholt, in denen internationale Großveranstaltungen stattfinden, wie z.B. 2006 in Deutschland: 60 000 Frauen aus osteuropäischen Ländern wie Ungarn und Rumänien wurden allein für die Weltmeisterschaft in die BRD gebracht.

Armut ist weiblich

Der hauptsächliche Zuständigkeitsbereich der Frauen ist auch in unserer heutigen Gesellschaft noch die Erledigung der anfallenden Aufgaben im Haushalt und die Erziehung der Kinder. Einerseits können Frauen aufgrund dieser Tatsache nur Teilzeitbeschäftigungen nachgehen, andererseits jedoch werden gerade Frauen in den massiv ansteigenden prekären Beschäftigungsmodellen angestellt. Unter anderem die Anstellung im Stundenlohn oder gar auf Abruf bestimmen oft genug das Leben der Frauen. Folgen hiervon sind der unsichere Monatslohn und geringe Renten im Alter.

Zudem verdienen Frauen selbst bei gleicher Arbeit und gleichem Arbeitsaufwand bundesweit durchschnittlich 23% weniger als ihre männlichen Arbeitskollegen. Auf diese Weise werden Frauen an männliche Partner gebunden und verlieren ihre wirtschaftliche Eigenständigkeit. Dies ist ein angestrebtes Ziel des kapitalistischen Systems, um Frauen gegen Männer auszuspielen und Lohndrückerei betreiben zu können.

Gewalt an politisch aktiven Frauen

International werden politisch aktive Frauen in Gefängnissen – wie beispielsweise im Zusammenhang mit den Volksaufständen in der Türkei - sexuell erniedrigt, belästigt oder vergewaltigt, um ihren Widerstand zu brechen. Die Ermordung der drei kurdischen Freiheitskämpferinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez am 9. Januar 2013 mitten in Paris war ein politischer Mord, der bis heute nicht aufgeklärt ist. Doch weder die Schwestern Mirabal noch die drei kurdischen Freiheitskämpferinnen sind vergessen.

Die Stärke und der Wille der Frauen schafft Veränderungen

Trotz jeglicher Repression und Einschüchterungsversuchen kämpfen Menschen weltweit für eine Gesellschaft jenseits von Sexismus, Unterdrückung und Ausbeutung.

Während die imperialistischen Mächte ihren Krieg gegen die Bevölkerung in Syrien führen, versuchen die Menschen in Rojava (Westkurdistan) ein alternatives Gesellschaftsmodell durch die Bildung von Volkskomitees und basisdemokratischen Strukturen aufzubauen. Minderheiten erhalten hier besondere Rechte, ebenso Frauen und Jugendliche. Frauen haben eigene Organisations- und Verteidigungsstrukturen aufgebaut. Sie sind auch an allen Gremien beteiligt und nehmen in ihnen wichtige Positionen ein. Frauen sind aus dem System, das in Rojava aufgebaut wird, nicht mehr wegzudenken.

Diese fortschrittlichen Entwicklungen laufen dem menschenverachtenden Weltbild reaktionärer Gruppen wie der Al Nusra Front und ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) zuwider. Deshalb veranstalteten sie Anfang August diesen Jahres ein Massaker, bei dem Hunderte von Frauen und Kindern vergewaltigt, gefoltert und ermordet wurden. Nur der entschlossene Widerstand der Menschen in Rojava konnte diese Angriffe zurückschlagen die durch westliche Mächte und Medien komplett verschwiegen wurden. Die El Nusra Front u.ä. stellen jedoch weiterhin eine große Gefahr für die Menschen vor Ort dar. Von Seiten islamistischer Geistlicher wird sogar gepredigt, dass diejenigen, die kurdische oder christliche Frauen und Kinder ermorden, ins Paradies kämen.

Trotz dieser Bedrohung halten die Menschen in Rojava an ihrem fortschrittlichen Projekt fest, verteidigen es mit allen Mitteln und bauen es weiter aus. Unsere praktische Solidarität soll eine Stütze für die westkurdische Bevölkerung auf ihrem Weg zur Freiheit sein.

Spendet für Rojava – am 23.11. können Spenden abgegeben werden. Nähere Infos unter: http://www.heyvasor.com/de

Widerstand ist notwendig!

Diesen Gewalttaten und Ungerechtigkeiten gegenüber dürfen wir die Köpfe nicht einziehen. Auch wenn Frauen heute noch immer als Menschen zweiter Klasse gelten, dadurch weniger verdienen, geschlagen, vergewaltigt und ermordet werden, in Kriegen als zu ergatternde Kriegsbeute betrachtet werden, so müssen wir an den Widerstand tausender Frauen, die bereits vor uns gekämpft haben, anknüpfen und unseren Widerstand gemeinsam organisieren. Wir müssen aus der Geschichte lernen, um die bestehenden menschenfeindlichen Verhältnisse zu beseitigen. Dieser Kampf gilt nicht nur den Frauen, denn keine Ungerechtigkeit richtet sich allein gegen einen Menschen. Betroffen ist meist nur eine Person, gemeint sind viele. Deshalb müssen wir zusammen unabhängig unseres Geschlechtes, unserer Nationalität, unseres Alters oder unseres Glaubens gemeinsam für eine emanzipatorische Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen. Für eine Gesellschaft, in der alle gleichberechtigt leben und sich auf einer Augenhöhe begegnen können!

Im Rahmen des internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen rufen wir alle Frauen und Männer dazu auf, sich an diesem Kampf zu beteiligen und am 23. November 2013 zu unserer gemeinsamen Demonstration zu kommen!

Rassismus, Sexismus, Krieg und Kapital – bekämpfen Frauen international!
Jin, Jîyan, Azadî! (Frau, Leben, Freiheit!)
Nein zur Gewalt gegen Frauen! – Kadına yönelik şiddete son!

Termine zur Demonstration am 23. November 2013:
Auftaktkundgebung ab 14 Uhr in der Lautenschlagerstraße (gegenüber Hbf)
Demonstration ab 15 Uhr
Abschlusskundgebung ab ca. 16.30 Uhr am Mahnmal für die Opfer des Faschismus

 

 

UnterstützerInnen:
ADKH (demokratische Frauenbewegung Europas), Frauengruppe Stuttgart, Frauenverband Courage e.V., kämpferischer Frauenrat, kurdische Fraueninitiative Stuttgart, MLPD Stuttgart, Sarah Frauenkulturzentrum, Solidarität International, SKB – Bund sozialistischer Frauen, Yaşanacak Dünya, Yeni Kadın