Wohlwollende Nachbemerkungen einer Anwohnerin zu den Anschlägen auf die "Choriner Höfe" im Juli 2013 und verteidigen wir alle Brachen und Freiflächen!
Vor etwa fünf Jahren ging das Investorenkonsortium um die Firmen Diamona und Harnisch die Vermarktung von vier Neubauprojekten der Luxusklasse an, in welches sie ein Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro zu stecken gedachte. Kern der Neubauprojekte waren - neben Projekten in u.a. Steglitz und Mitte - die "Choriner Höfe" mit mehr als 100 Eigentumswohnungen, 2 Eigentumshäusern und 8 Gewerbeflächen. Zu Beginn schien das Projekt allerdings zu floppen: Diamona und Harnisch wurde nach 19 Monaten Vermarktung gerade mal 30 % der Wohnungen los und musste den Baubeginn um mehrere Monate verschieben, um mit einer extrem aggressiven Marketingstrategie die Verkaufszahlen wenigstens auf 60% hochtzutrimmen.
Um den Zielvorgaben seiner Anleger doch noch halbwegs zu genügen - die Fertigstellung war ebenfalls mehrmals verschoben worden, sollte das Projekt in kürzester Zeit bis 2011 hochgezogen werden. Leidtragend waren die Arbeiter_innen, gegen die Tageschichten von 12 Stunden inklusive Arbeit an Samstagen und Sonntagen durchgesetzt wurden, das Ganze natürlich unbezahlt, da die meisten von ihnen unter Werkverträgen arbeiteten und nicht nach Stunden sondern nach erledigten Bauabschnitten bezahlt wurden.
Zwar wurden aufgrund des furchtbaren Baulärms Mietsenkungen seitens von Mieter_innen durchgezogen, teilweise diese auch koordiniert, teilweise tauschte mensch sich auch darüber aus, gab Bautagebücher weiter etc..
Die Chance, sich mit den Arbeiter_innen auszutauschen, deren Stress aufgreifend um gemeinsam mit ihnen gegen die Arbeitszeiten vorzugehen, diese Chance wurde nicht ergriffen, hätten doch von einer Reduzierung der Bauarbeiten um wie viele Stunden auch immer alle profitiert, und die Arbeiter_innen hätten aufgrund der Werkverträge mit keinerlei Lohneinbußen zu rechnen gehabt.
Um gute Stimmung zu machen ließen die Investoren von D. und H. Schokolade in den Briefkästen der umliegenden Straßen verteilen, als ginge es darum, eine Horde kleiner Kinder zu bestechen.
Die Zurichtung des Baugrundes zum Filetstück hatte bereits in den 90er Jahren begonnen, als der damalige Grundstückseigner die alten und unter Denkmalschutz stehenden Häuser in einer Nacht und Nebelaktion illegal hatte abreißen lassen. Die so entstandene Brache verwucherte schnell, wurde zu einem der letzten grünen Flecken im Kiez. Als solcher wurde sie auch breit zum Chillen und Grillen genutzt. Fataler Weise kämpfte niemand für den Erhalt der Brache und so begann die Vermarktung durch Diamona und Harnisch ziemlich ungestört, desgleichen der daraufhin angegangene Bau mit seinem Dreck und seinem Lärm. In Diskussionen auf Blogs wurde schnell klar, was die Errichtung dieses monströsen Bauprojektes für die alten Anwohner_innen bedeuten würde: Mietkosten wie Lebenshaltungskosten würden in die Höhe schnellen, Verdrängunseffekte würden noch den Rest verbliebener Sozialstrukturen zerstören.
Wie auch immer: die Choriner Höfe sind zwar fast fertig gestellt, noch lange aber nicht verkauft. Ich selbst werde in den nächsten Wochen wegziehen, da das Jobcenter meine Miete nach Mieterhöhungen nicht mehr bezahlt.
Investoren wie Diamona und Harnisch sollte aber in Zukunft bereits zu Beginn ihrer Projekte und Planungen das Handwerk gelegt werden. Bauprojekte wie das der Choriner Höfe sind das Paradebeispiel sogenannter "nachhaltiger ökologischer Luxussanierung" an der Diamona und Harnisch gleich doppelt verdient, da den Investoren die Firmen, die "die Gebäudesanierung auf höchstem technischen Niveau betreiben" (Planungsbüros und Baufirmen) ebenfalls gehören. Man kennt sich und sahnt gemeinsam ab und das ganze für Wohnungen unterschiedlicher Preisklassen: in den unteren Stockwerken mit 2 bis 3 Zimmerwohnungen ab 600 000 Euro, in den oberen Stockwerken mit größeren Wohnungen von über 2 Millionen bis über 3 Millionen Euro.
Für einen Mieter_innenkampf, der auch direkte und militante Aktionen gegen die Investorenschweine miteinbezieht und vorallem alle Brachflächen verteidigt. Beispielsweise das Tempelhofer Feld oder die Brache an der Cuvrystraße oder auch die Brache des Freudenbergareals an der Boxhagener Straße.