Seit Jahren ist die bei rechten beliebte Modemarke "Thor Steinar" im Fokus antifaschistischer Proteste. Ob in Hamburg, Chemnitz oder Berlin fast überall, wo die Marke ein Geschäft eröffnet formiert sich schnell öffentlicher Protest. Doch eine aktuelle und ausführliche Analyse der Marke, wie sie die längst vergriffene Investigate Thor Steinar bot, fehlte lange.
Das Berlin-Weißenseer "Bündnis gegen den 'Thor Steinar'-Laden", unterstützt von der Antifaschistischen Initiative Nord-Ost (Berlin) [AINO] und der Netzwerkstelle [moskito], versucht mit der nun veröffentlichten Broschüre eine solche.
Am 28. Oktober 2011 öffnete das bei Neonazis beliebte Modelabel Thor Steinar ein neues Geschäft mit dem Namen Tönsberg in Berlin-Weißensee. Dieser Laden war zuvor bereits in Berlin-Mitte beheimatet, musste dort aber aufgrund des öffentlichen Protestes schließen. Auch in Weißensee demonstrierten bereits am Tag der Eröffnung Anwohner_innen und Vertreter_innen lokaler Initiativen gegen den Laden. Doch obwohl in den nachfolgenden Monaten mit unterschiedlichen Protestformen gegen den Tönsberg demonstriert wurde, ist er immer noch da und das stört uns. Mit dieser Broschüre wollen wir das ‚Versteckspiel’ des Modelabels enthüllen und ein Bewusstsein für die aus unserer Sicht problematische Ausrichtung von Thor Steinar schaffen. Denn: Bei Thor Steinar handelt es sich nicht um eine ‘normale’ Modemarke. Es handelt sich dabei vielmehr um eine Firma, die sich hauptsächlich in der neonazistischen Szene großer Beliebtheit erfreut. Hierbei stellt sich unweigerlich die Frage: Warum ist das so? Diese Frage nehmen wir zum Ausgangspunkt unserer Broschüre, die einen Einstieg in die Kontroverse um das Modelabel bietet.
Der erste Teil der Broschüre beginnt mit einer allgemeinen Darstellung der Hintergründe der Firma Thor Steinar. Im Anschluss arbeiten wir in einer kurzen Kollektionsanalyse des Modelabels, das neuerdings so unpolitisch, outdoor-orientiert und sportlich-dynamisch daher kommt, die Bezüge zu neonazistischen Weltanschauungen wie Kolonialismus, Militarismus oder Nationalsozialismus heraus. Wir diskutieren in der Broschüre aber auch die Frage, warum dieser Laden gerade in Berlin-Weißensee öffnete und setzen uns mit Protest gegen die Verbreitung menschenverachtender Ideologien auseinander. Da wir auch Möglichkeiten aufzeigen wollen, wie man gegen die entsprechenden Marken nicht nur auf der Straße, sondern per Hausrecht auch in Gebäuden vorgehen kann, haben wir auch dieser Frage einen Kapitelabschnitt gewidmet. Den Abschluss bilden ein kurzer Überblick zu weiteren rechten Modemarken.
Der Tönsberg-Laden gehört geschlossen, so ist die einhellige Meinung in unserem Bündnis. Denn: Je verbreiteter die Motive, die das Modelabel Thor Steinar produziert, in der Öffentlichkeit sind, desto ‚normaler‘ werden rechtsextreme Symbole und mit ihnen auch rechtsextremes Denken und Handeln. Das Ringen um die alltägliche Deutungshoheit ist nämlich keineswegs symbolisch. Am Ende steht die Frage: Wer kann sich in welcher Gegend angstfrei bewegen - und wer nicht? Damit ist auch klar: Eine weltoffene und partizipative Alltagskultur verträgt sich nicht mit Thor Steinar, weder in Pankow, noch sonst irgendwo.
Wir hoffen, Euer Interesse an der kritischen Auseinandersetzung mit rechten Modelabels geweckt zu haben und wünschen ein informatives Leseerlebnis.
Hier gehts zur Broschüre: http://aino.blogsport.eu/files/2013/07/stop_thor_steinar_broschuere_2012_web.pdf
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