Nach zweijähriger Unterbrechung plant die JN (Junge Nationaldemokraten – Jugendorganisation der NPD) im Jahr 2013 wieder den sogenannten JN-Sachsentag. Unter dem Motto „Jugend ist Zukunft“ werden sich am kommenden Samstag, dem 08.06. vor allem Nazis aus dem Spektrum der „Freien Kameradschaften“ versammeln, um einen Tag lang neonazistischen Rednern und Bands zuzuhören.
Wie der antifaschistische Newsflyer „Gamma“ berichtete (http://gamma.noblogs.org/archives/1495),
ist der Austragungsort des Nazifestivals nicht wie offiziell bekanntgegeben in
Nordsachsen, sondern im vogtländischen Ort Zobes. Tatsächlich konnte mit
heutigen Informationen eine Anmeldung bei der zuständigen Behörde für ein
Open-Air-Festival mit 700-800 BesucherInnen bestätigt werden.
Zuletzt wurde der „Sachsentag“ 2010 in Niesky (Landkreis
Görlitz) durchgeführt. Die Teilnehmer*innenzahl blieb damals mit 400 anwesenden
Neonazis deutlich hinter der Prognose von 1000 Nazis zurück. Für das Jahr 2013
steht nun die Wiederauflage des Nazifests an.
Im Gegenzug fällt das „Deutsche Stimme-Pressefest“ in diesem Jahr aus.
Das Programm des „Sachsentages“ beinhaltet mehrere hochkarätige Redner*innen
sowohl aus der NPD als auch dem Spektrum der teilweise militant agierenden
„Freien Kameradschaften“. Beispiele sind Holger Apfel, Bundesvorsitzender der
NPD, Paul Rzehaczek (Vorsitzender der JN Sachsen), Andy Knape (Vorsitzender der
JN Sachsen-Anhalt) und Maik Scheffler aus Delitzsch, NPD-Landesvize in Sachsen
und führender Kopf des „Freien Netz“. Vordergründig wird es am 08.06. jedoch um
Rechtsrock gehen – mit der „Lunikoff Verschwörung“ ist das aktuelle Projekt des
„Landser“-Sängers Michael Regener vertreten. Auch „Act of Violence“ aus Schwaben
ist eine überregional bekannte Rechtsrock-Band, die sowohl auf dem sogenannten
„NPD-Schulhofsampler“ als auch bei verschiedenen Konzerten aus dem Umfeld der
verbotenen Neonaziorganisation „Blood and Honour“ vertreten war. „Burn Down“,
dritte Band des Lineups, veröffentlichte 2009 ein Album unter dem Titel „Zyklon
Sturm der Vergeltung“ – eine klare Anspielung auf die Shoa. Angesichts des
Veranstaltungsplanes muss davon ausgegangen werden, dass der „Sachsentag“ zum
größten Neonazifestival des Jahres 2013 in Sachsen avanciert.
Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Veranstaltung als Open Air auf einem
Privatgelände stattfinden wird. Vermutlich ist die Wahl des Ortes Zobes kein
Zufall, denn mit dem Gasthof „Haack“ existiert dort seit längerem ein fester
Anlaufpunkt der regionalen Kameradschaftsszene. So fand am 13.04.2013 im
Anschluss an den Naziaufmarsch in Plauen eine Infoveranstaltung zum „Tag der
deutschen Zukunft“ in Wolfsburg im „Haack“ statt. Referent war Dieter Riefling,
einstmals Kader der verbotenen neonazistischen FAP („Freiheitliche Deutsche
Arbeiterpartei“). Bereits 2010
veranstaltete der NPD-Kreisverband Vogtland einen Kameradschaftsabend im „Haack“.
Mit Uwe Haack, dem Betreiber des Gasthofes, verfügt die regionale Naziszene
über einen zuverlässigen Verbündeten, der in der Vergangenheit gelegentlich die
Reichskriegsflagge über dem örtlichen Gasthof hisste. Anwohner*innen berichten
davon, dass der Gasthof häufig von rechtem Klientel aus dem Landkreis
frequentiert wird. Wie „Gamma“ berichtet, ist die Gemeinde Neuensalz (zu der
Zobes gehört) zudem Sitz einer Spedition, die den mutmaßlichen NSU-Unterstützer
Matthias Dienelt beschäftigte. (http://gamma.noblogs.org/archives/1495)
Mit dem „Sachsentag“ ist nun das Vogtland
Austragungsort einer neonazistischen Großveranstaltung – ein weiterer Beweis
dafür, dass die organisierte Naziszene Rückzugsräume im Hinterland sucht, in
denen sie ohne Widerstand agieren kann. Einiges spricht dafür, dass sich
zukünftig Zobes mit dem Gasthof „Haack“ zu einem zweiten Oberprex entwickeln
könnte – dort kauften Nazis im Jahre 2010 einen ehemaligen Gasthof, in dem
diese seitdem weitestgehend ungestört Konzerte, Schulungen und andere
Veranstaltungen mit überregionalem Mobilisierungspotential durchführen können.
die Antifaschistischen Gruppen des Vogtlandes (AGV)
http://agv.blogsport.de