Krümmel :Rohre barsten wegen einer Zehntelsekunde zu wenig Spannung

Erstveröffentlicht: 
06.07.2009

Aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 


Störfall Krümmel
Eine Zehntelsekunde zu wenig Stromspannung
Von Georg Küffner

06. Juli 2009 Genau um 12.02 Uhr wurde am vergangenen Samstag das Atomkraftwerk im schleswig-holsteinischen Krümmel durch eine (Reaktor-)Schnellabschaltung heruntergefahren. Die nukleare Kettenreaktion wurde unterbunden, die Leistung des Reaktors auf rund 5 Prozent der thermischen Leistung des Normalbetriebs verringert. Als Ursache nennt der Betreiber Vattenfall Europe einen Kurzschluss in einem der beiden Transformatoren, deren Aufgabe es ist, den vom Generator erzeugten Strom auf die im Verteilnetz herrschende Spannung (380 Kilovolt) zu bringen. Als Folge des Kurzschlusses hat der Transformator Öl verloren, das zum Großteil in der dafür vorgesehenen Wanne aufgefangen wurde.

Warum es in dem Transformator zum Kurzschluss kam, ist den Fachleuten noch nicht bekannt. Mit der Ursachenanalyse wurde begonnen. Unmittelbar nach der Schnellabschaltung und damit einem abrupten Wegbrechen der Leistung des Kernkraftwerks Krümmel (zu diesem Zeitpunkt 700 Megawatt) kam es im Hamburger Stromnetz zu einer, wie es in der Fachsprache heißt, Spannungseinsenkung. Dabei ging durch den Leistungsausfall für eine Zehntelsekunde die Spannung auf rund die Hälfte zurück, was nach den Aussagen von Vattenfall auch nach Blitzeinschlägen immer mal wieder vorkommt.


1500 von 1750 Ampeln fielen aus

In Haushalten mit wenig empfindlichen Geräten führt ein solcher Spannungseinbruch zu einem kurzen Flackern der Lampen. Völlig anders reagieren elektronisch gesteuerte Anlagen, besonders dann, wenn sie über Schutzvorkehrungen verfügen, mit denen Schäden durch Über- oder Unterspannungen vermieden werden sollen. Betroffen war in Hamburg das Ampelsystem der Innenstadt; rund 1500 von insgesamt 1750 Ampeln waren ausgefallen. Kurzzeitig ohne Strom waren auch einige Einkaufszentren und ein Stahlwerk.

 

Auch alle 14 Wasserwerke im Stadtgebiet wurden vom Netz getrennt; rund 100.000 Hamburger blieben vorübergehend ohne Wasser. Zudem kam es nach dem Stromausfall an 16 Stellen zu Wasserrohrbrüchen, deren Ursache man bei den Hamburger Wasserwerken zwar noch nicht genau kennt. Man vermutet jedoch, dass es durch den Pumpenausfall zu einem sogenannten Druckstoß im Leitungssystem gekommen ist. Dabei können Drücke von mehreren Dutzend Bar auftreten. Als die Pumpen dann wieder liefen, brachen die "angeknacksten" Rohre.