Hamburg schrammt nur knapp an Atom-Katastrophe vorbei

Erstveröffentlicht: 
16.05.2013

Brennender Frachter hatte mehr als 20 Tonnen radioaktives Material und Munition an Bord / Grüne kritisieren Informationspolitik des Senats

 

Hamburg (dpa/nd). Der Anfang Mai im Hamburger Hafen in Brand geratene Auto- und Containerfrachter Atlantic Cartier hatte auch radioaktives Material an Bord. Das gehe aus der Ladeliste des Schiffes hervor, sagte ein Sprecher der Innenbehörde am Donnerstag der dpa. Zur Ladung gehörten auch rund neun Tonnen des gefährlichen Uranhexafluorids, heißt es in einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Grünen. Insgesamt hatte der Frachter mehr als 20 Tonnen radioaktive Stoffe geladen. Ebenfalls an Bord waren rund vier Tonnen Munition.

Die Grünen kritisierten die Informationspolitik des Senats scharf. „Hamburg ist am 1. Mai nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Erst jetzt erfahren wir, dass an Bord des brennenden Frachters Atlantic Cartier hochgefährliches Uranhexafluorid war“, erklärte der hafenpolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion, Anjes Tjarks. „Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass der Senat die Öffentlichkeit nicht von sich aus über diese Beinahekatastrophe informiert hat. Hier muss man von einem Vertuschungsversuch sprechen.

Tjarks wies zugleich daraufhin, dass unmittelbar vor Brandausbruch noch in Sichtweite der Eröffnungsgottesdienst des Kirchentags mit rund 35 000 Teilnehmern am Strandkai in der Hafencity stattfand. An der Veranstaltung hatte auch Bundespräsident Joachim Gauck teilgenommen.

Es sei bekannt gewesen, dass das Schiff auch Gefahrgut geladen habe, sagte der Sprecher der Innenbehörde, Frank Reschreiter. Darum habe die Feuerwehr sofort reagiert und die Container von Bord geholt. „Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr bestand keine Gefahr für den Hafen und die Menschen in der Umgebung“, betonte der Sprecher. Es seien keine Gefahrstoffe ausgetreten. Alle gelöschten Container seien unbeschädigt gewesen und an einen sicheren Lagerplatz an Land gebracht worden.

Auf einem Deck des Frachters, auf dem rund 70 Neuwagen standen, hatten die Flammen nach Angaben der Feuerwehr etwa 30 Autos zerstört. Rund 200 Feuerwehrleute waren viele Stunden im Einsatz, um den Brand zu löschen. Es sei ein ganz besonders gefährlicher Einsatz gewesen, bestätigte ein Feuerwehrsprecher - allerdings nicht wegen der radioaktiven Stoffe, sondern wegen der Hitze an Bord. Die Farbe an der Außenhaut habe bereits Blasen geschlagen. „Schiffsbrände sind immer die größte Gefahr für Feuerwehrleute“, sagte Sprecher Martin Schneider. Die Einsatzkräfte hätten aber rechtzeitig erfahren, dass Container mit radioaktivem Material oben an Deck standen.