Film und Vortrag mit Giorgio Trucchi - "Schrei nach Land" - Monokultur, Agrosprit und Landvertreibung in Zentralamerika

Honduras: Schrei nach Land
Film und Vortrag mit Giorgio Trucchi
Korrespondentder Nahrungsmittelgewerkschaft REL-UITA, Nicaragua

 

Schrei nach Land

Monokultur, Agrosprit und Landvertreibung in Zentralamerika
 
Montag, 6. Mai, 19 Uhr
CaféVelo - Stadtbahnbrücke
Wentzingerstraße 15, Freiburg

Giorgio Trucchi arbeitet als Journalist/Korrespondent für die Nahrungsmittel-Gewerkschaft RELUITA. Er zeigt seinen in der Region Bajo Aguán / Honduras gedrehten Film „Schrei nach Land“ über die Bedrohung, Unterdrückung und Kämpfe der Kleinbauern und berichtet in seinem Vortrag über die Auswirkungen von Monokulturen, agroindustrieller Massenproduktion, das Engagement der Bauernorganisationen für den Erhalt ihres Landes, für Nahrungsmittelsicherheit und gegen die Vergiftung der Anbauflächen und die Kriminalisierung des Widerstandes.

 

Rund um den Globus nimmt die agroindustrielle Massenproduktion zu.
Große Agrarunternehmen produzieren auf dem Weltmarkt gefragte Produkte auf riesigen Flächen in Monokulturen. Die auf wenige Produkte spezialisierte Massen-Exportproduktion wird von der Weltbank-Tochter IFC immer noch als Non-plus-Ultra der Entwicklung von Unternehmen in Ländern des globalen Südens betrachtet. Die entsprechend arbeitenden Konzerne werden mit großzügigen Krediten gefördert.

Beispiele für die globalisierte Produktion von agrarischen Rohstoffen sind Palmöl und Zucker. Palmöl ist als 'Allroundmaterial' in jedem zweiten Supermarktprodukt enthalten, vor allem in Lebensmitteln, Kosmetika und Reinigungsmitteln.

Der Boom der Agrotreibstoffe führte in den letzten Jahren zur starken Ausdehnung der Produktion von Zucker und Ölpalmen für Ethanol bzw. Agrodiesel. Die großen Produzenten dieser Produkte in Mittelamerika scheinen eine Art Goldgräberstimmung zu erleben. Sie versuchen rücksichtslos, alle im Weg stehenden Hindernisse mit Druck und Gewalt zu beseitigen.

In Honduras will sich der Palmölkonzern Dinant des Agroindustriellen Miguel Facusse mit allen Mitteln neue Flächen aneignen. In den letzten Jahren wurden 88 Kleinbauern, Gewerkschaftsvertreter und Rechtsanwälte ermordet, die sich für den Landbesitz der Kleinbauern am Unterlauf des Rio Aguán einsetzten. Bewaffnete Sicherheitskräfte des Konzerns waren direkt in die Gewalttaten gegen die Bauernorganisationen verwickelt. Zuletzt wurden im Februar 2013 zwei Bauernaktivisten gefoltert und ermordet. Diese Missachtung von Menschenrechten in Honduras ist eine Folge des Militärputsches von 2009, mit dem sich Großgrundbesitzer und Konzerne zu den unbeschränkten Herrschern über das Land machen wollten.

In ganz Zentralamerika leiden die Menschen - wie auch in anderen Teilen der Welt, u.a. auch in Europa einschließlich Deutschland - unter den Auswirkungen von Monokulturen, Massenproduktion, Agrosprit und Landvertreibungen.

Im fruchtbarsten Gebiet Guatemalas, dem 'Valle de Polochic', wurden Indigene Gemeinden von ihrem Land vertrieben, um die Produktion von Zucker und Palmöl auszudehnen. In Nicaragua leiden die Menschen rund um die Zuckerrohrfelder unter den schlimmen Auswirkungen von Agrogiften. Viele ArbeiterInnen und Anwohner erkrankten in Folge der Vergiftungen an chronischer Niereninsuffizienz (IRC), die in der Regel innerhalb von wenigen Jahren zum Tod der Betroffenen führt.

Die extremen Menschenrechtsverletzungen und die Verbreitung von Monokulturen geschehen nicht einfach so, ohne politischen Einfluss von außen. Über Agrarsubventionen oder Kreditanträge von Agro-Konzernen entscheiden z.B. auch die Vertreter der Bundesregierung bei der EU und als wichtiger Anteilseigner der Weltbank mit.

Genauso wichtig wie die Einmischung in finanzpolitische Entscheidungsstrukturen, ist die öffentliche Thematisierung solcher Menschenrechtsverletzungen sowie agrarpolitische Forderungen, die sich an den Menschenrechten und einer nachhaltigen Entwicklung orientieren.