"Weyhe ist kein Ort für Neonazis", so las es sich Ende März, als mehr als tausend Menschen gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen Partei des Neonazis Christian Worch demonstrierten. Vermutlich werden die Plakate Mitte Mai noch einmal ausgerollt. Denn Worchs Partei Die Rechte hat erneut eine Demonstration in Weyhe (Kreis Diepholz) angemeldet. Bei der Gemeinde ist diese Anmeldung seit Montag bekannt. Weyhes Erster Gemeinderat, Andreas Bovenschulte, ist sicher: "Die Bürger werden auch diesmal deutlich machen, dass Herr Worch und seine menschenverachtende Ideologie in Weyhe nicht willkommen sind." Die Gemeinde als Versammlungsbehörde sei an Recht und Gesetz gebunden und daran werde man sich auch strikt halten.
Szene instrumentalisiert den Tod eines Streitschlichters
Worch versucht offenkundig, den Tod eines 25-Jährigen für sich und die rechte Szene zu instrumentalisieren. Der Fall von Daniel S. hatte Anfang März bundesweit Schlagzeilen gemacht. Der junge Mann wurde tödlich verletzt, während er einen Streit schlichten wollte. Als mutmaßlicher Täter gilt ein 20-Jähriger mit Migrationshintergrund. Obwohl das Opfer keinerlei Bezüge zur rechten Szene hatte, versucht die Neonaziszene seinen Tod jetzt für sich propagandistisch auszunutzen. So will Worch mit seinem Aufmarsch unter anderem dafür demonstrieren, dass der Bahnhofsvorplatz der Gemeinde nach dem tödlich verletzten jungen Mann benannt wird.
Im März kamen weniger als hundert rechtsextreme Demonstranten
In Fachkreisen wird vermutet, dass Worch mit seiner erneuten Demonstrationsanmeldung eine Strategie verfolgt: Er wolle Weyhe als neuen Anlaufpunkt für die rechtsextreme Szene etablieren - ähnlich wie seit Jahren die kleine Stadt Bad Nenndorf, die von sogenannten Trauermärschen der braunen Szene heimgesucht wird. Dort allerdings setzen sich viele Anwohner so fantasievoll zur Wehr, dass die Mobilisierungsbereitschaft im rechtsextremen Lager für diesen Spuk im August mittlerweile offenkundig gelitten hat. Auch in Weyhe waren bislang nur wenige dem Aufruf von Worch gefolgt. Zum letzten Aufmarsch Ende März waren weniger als hundert Neonazis gekommen - nur ein kleiner Teil stammte aus Niedersachsen und das, obwohl Worch erst kurz zuvor einen eigenen niedersächsischen Landesverband seiner Partei Die Rechte gegründet hatte.