Anti-Neonazi-Demo: 150 Teilnehmer erwartet

Erstveröffentlicht: 
04.04.2013

PINNEBERG. Pinneberg wird Schauplatz einer Anti-Neonazi-Demo. Überlegungen, den Marsch noch abzublasen und lediglich eine Kundgebung zu organisieren, scheinen vom Tisch. Der Protestzug soll sich am Donnerstag, 11. April, um 18 Uhr am Pinneberger Bahnhof in Bewegung setzen.

 

Dienstagabend: In den Räumen der Jüdischen Gemeinde treffen sich Abgesandte der Antifa mit Vertretern linker Parteien und anderer Gruppierungen. Es geht um die Frage, ob am 11. April das Restaurant "Rondo", in dem die NPD jahrelang tagte, angesteuert werden soll. Zuvor hatte sich Antje Märten, die Wirtin des "Rondo", von den Neonazis distanziert (wir berichteten). Ein Kompromissvorschlag, den Protest angesichts des Einlenkens der Gastronomin auf eine Kundgebung in Pinnebergs City zu reduzieren, findet trotzdem nicht bei allen Gruppen Gehör. "Wie es aussieht, wird demonstriert", so Wolfgang Seibert, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Pinneberg gestern. Seibert, der enge Kontakte zur Antifa pflegt, hatte die Demo angemeldet.

Das "Rondo" ist seit Mitte März in den Schlagzeilen. Mit einer gewaltfreien Spontankundgebung hatte die Antifa einen NPD-Stammtisch aufgelöst. An dem konspirativen Treffen hatte auch Ingo Stawitz, Landeschef der Nationaldemokraten, teilgenommen.

Mittlerweile ist bekannt, dass die NDP-Mitglieder sich seit dreieinhalb Jahren einmal im Monat in dem Lokal getroffen hatten. "Rondo"-Chefin Märten hat erklärt, die Rechten künftig nicht mehr zu bewirten. Engere Bande zur NPD streitet sie ab. Sie sei komplett unpolitisch. Das "Rondo" stehe nach dem Medienecho auf die Antifa-Aktion vor dem Aus.

Seibert zeigt durchaus Verständnis für die Existenzängste der jungen Mutter, die das "Rondo" seit sechs Jahren betreibt. Er sagt aber auch: "Man muss damit rechnen, dass das auffliegt, wenn man sich die NPD in den Laden holt." Der Antifa sei seit zwei Jahren bekannt gewesen, was sich in dem Restaurant abspiele. "Dort wurde sogar ein Landesparteitag abgehalten", so Seibert.

Für den 11. April rechnen die Organisatoren mit mindestens 150 Teilnehmern. Nach Informationen unserer Zeitung planen antifaschistische Gruppen aus Hamburg und Kiel ihre Anreise. Am Rande des Heimspiels des FC St. Pauli soll am vergangenen Montag auf Flyern für die Demo in Pinneberg geworben worden sein.

Gestern Vormittag saß Seibert mit Pinnebergs Polizeichef Thorsten Buchwitz und Behördenvertretern zusammen. Unter anderem ging es darum, welche Route die Protestler zum "Rondo" an der Richard-Köhn-Straße nehmen. Der Zug wird sich voraussichtlich südlich des Bahnhofs durch das Quellental bewegen. "Die Veranstaltung ist ordnungsgemäß angemeldet", so Buchwitz. Die Polizei werde den Zug angemessen begleiten. Ziel sei es, die Demo ohne besondere Vorkommnisse über die Bühne zu bringen.

Ist zu befürchten, dass Neonazis auftauchen und es zu Zusammenstößen kommt? "Davon gehen wir nicht aus", antwortet Seibert. Seitens der Antifa werde friedlicher Protest bevorzugt: "Niemand hat vor, das Restaurant anzugreifen", so der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde.