Die linksradikale Terrorgruppe DHKP-C hat sich zu dem Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara bekennt. Nach Berichten türkischer Zeitungen soll der Attentäter illegal aus Deutschland eingereist sein.
Istanbul - Der Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara ist nach türkischen Medienberichten von einem illegal aus Deutschland eingereisten Türken verübt worden. Der Mann sei über die griechischen Inseln mit einem gefälschten Ausweis in die Türkei gekommen, berichteten türkische Medien am Samstag. Weitere Details nannten sie nicht.
Die türkischen Behörden haben nach bisherigen Ermittlungen Ecevit Sanli, 30, als Attentäter identifiziert. Er soll Mitglied der verbotenen linksextremen "Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front", kurz DHKP-C, gewesen sein. Er trug demnach einen gefälschten Ausweis, der auf den Namen Irfan A. lautete.
Die DHKP-C bekannte sich in einer im Internet verbreiteten Erklärung zu der Tat.
Die Landesämter für Verfassungsschutz in Deutschland zählten 2009 rund 700 Anhänger der DHKP-C im Bundesgebiet. Mehrere Funktionäre wurden zu Haftstrafen verurteilt. In der EU gilt die DHKP-C als terroristische Organisation.
Wie unter anderem die Zeitungen "Milliyet" und "Vatan" am Samstag berichteten, soll der 40-Jährige an Massenhungerstreiks in türkischen Gefängnissen im Jahr 2000 teilgenommen haben, die damals durch das Einschreiten von Ordnungskräften gewaltsam beendet wurden. Zu diesem Zeitpunkt saß er demnach wegen "Terrorismus" nach einem Angriff einer Militäreinrichtung in Istanbul im Jahr 1997 in Haft.
Todkranke Mitglieder für Attentate
Nach dem Hungerstreik sei er 2001 freigekommen. Als Folge litt er jedoch
wegen schwerer Mangelernährung an einer neurologischen Krankheit. Er
sei deshalb für das Attentat bestimmt worden, weil "seine Tage gezählt"
gewesen seien, berichteten "Milliyet" und "Vatan". Wie die Zeitung
"Radikal" ausführte, bedient sich die Untergrundgruppe immer wieder
todkranker Mitglieder für ihre Attentate.
Die DHKP-C hat in der Türkei Anschläge auf Polizei und Justiz verübt. Sie operiert im Untergrund und steht sowohl in der Europäischen Union als auch den USA auf der Terrorliste. Ihr Ziel ist es, das Regierungssystem der Türkei zu stürzen.
Der Attentäter hat bei dem Anschlag am Vortag eine Handgranate und sechs Kilo TNT-Sprengstoff gezündet, wie die Ermittlungen ergeben haben. Er riss einen Wachmann mit sich in den Tod. Er sprengte sich in einem Eingangsgebäude zum Botschaftsgelände in die Luft. Die türkische Regierung verstärkte die Sicherheitsmaßnahmen für diplomatische Vertretungen, auch für die in unmittelbarer Nachbarschaft des Tatortes gelegene deutsche Botschaft.