Widerstand in Freiburg gegen Rechtsextreme

Erstveröffentlicht: 
27.05.2009

Nach Messerattacke und Party an der Dreisam

Die rechte Szene galt in Freiburg jahrelang als unauffällig. Nun gab es aber gleich zwei Zwischenfälle innerhalb von drei Tagen. In der Stadt regt sich Widerstand.

Nach einem Messerangriff aus der rechten Szene am vergangenen Mittwoch und einem Zwischenfall unter der Kronenbrücke am Freitagabend, formiert sich in Freiburg ein vernehmlicher Widerstand gegen Rechts: Diese Angriffe stellten eine neue Dimension offener Gewalt in Freiburg dar, so die Grüne Jugend, die Junge Union, die Jungsozialisten und die Jungen Liberalen in ihrem gemeinsamen Aufruf "Freiburg bleibt eine tolerante Stadt". Sie wollen mit einer Unterschriftenaktion ein gemeinsames Zeichen gegen Fremdenhass, Gewalt und Intoleranz setzen. Auch die Gruppierung "Junges Freiburg" hat sich wegen der jüngsten Aktionen der rechten Szene mit einer Anfrage an den Oberbürgermeister gewandt.

Die zwei Vorkommnisse haben aufhorchen lassen. Denn bisher gab es in Freiburg keine Hinweise darauf, dass sich in der Stadt eine rechte Szene etabliert haben könnte. "Völlig unauffällig" sei diese Szene bislang in Freiburg gewesen, so Polizeipressesprecher Ulrich Brecht.

Straftaten von dieser Seite sind schon länger nicht registriert worden. Neonazis sind allenfalls sporadisch aufgetaucht – und wenn, dann stießen sie sofort auf Widerstand. So etwa am 14. September 2002, als 20.000 Teilnehmer einer antifaschistischen Demonstration einen angekündigten NPD-Aufmarsch eindrucksvoll verhinderten. Seither gab es nur kleine Auffälligkeiten: 2007 hatten die Rechtsextremen eine Kneipe in Zähringen für eine Veranstaltung mit einem NPD-Bundestagskandidaten gebucht, vor wenigen Wochen baute die "Deutsche Zukunft" einen Stand an der Kaiser-Joseph-Straße auf – der jedoch schnell wieder abgebaut werden musste.

Zwischenfälle in Freiburg mit Rechtsextremen

In der vergangenen Woche zeigten sich die Neonazis dann offen: Zwei der vier Neonazis, die bei der linken Demo gegen die Hausräumung am vergangenen Mittwoch aggressiv auftraten und auf dem Unigelände auch den Messerangriff starteten, stammen offenbar aus Friedrichshafen am Bodensee. Das haben Recherchen der Autonomen Antifa ergeben. Auch, dass die Männer schon bei Demos der Rechten aufgetreten sind. Die Männer, die laut Polizei auch vom Aussehen her schon der Nazi-Szene zuzuordnen sind, waren nach BZ-Informationen auch am Freitagabend bei der Party unter der Kronenbrücke dabei. Die Polizei nahm 17 Leute zur Feststellung der Personalien für drei Stunden mit aufs Revier. Auf der Brücke hatten sich 70 bis 80 Vertreter der Autonomen Antifa und anderer linker Gruppierungen versammelt. Als sie versuchten, die Feierenden unter der Brücke zu fotografieren, wurden sie Aussagen zufolge mit Flaschen beworfen.

Woher kamen die Beschuldigten?

"Wir ermitteln derzeit noch, ob es am Freitag zu Straftaten gekommen ist", sagt Polizeisprecher Brecht. Neben den zwei Männern aus Friedrichshafen waren auch Freiburger an dem Kronenbrücken-Treffen beteiligt. Das Gros der Teilnehmer kam aber aus Kirchzarten, Buchenbach und Oberried. Auch drei Mädchen, 16 und 17 Jahre alt, waren mit von der Partie. Die meisten Männer waren um die 20 Jahre alt. Ob und wie tief sie alle im rechtsextremen Lager verankert sind, ist offen. Aber: "Es gab mit der rechtsgerichteten Szene in der Vergangenheit im Dreisamtal mehr Probleme als in Freiburg", berichtet Ulrich Brecht. Durch die Aktion "Sicheres Dreisamtal" und durch Hausverbote, aber auch durch Gerichtsurteile habe man die Lage dort in den Griff bekommen. Und man rätselt nun auch bei der Polizei, ob sich die Szene nun mehr Richtung Freiburg verlagert.