Der Tag in Ägypten...

Ägypten

Derzeit berichten ja fast alle Massenmedien ausführlich über die Entwicklung in Kairo. Wir wollen deshalb nur in Kürze ein paar zusätzliche Infos berichten, die so dort nicht zu lesen sind.

 

Nach dem Angriff von Maskierten mit Schrotgewehren und Molotows auf Demonstranten am Tahrir Platz am frühen Morgen,bei dem mehr als ein Dutzend Demonstranten verletzt wurden,  ist es bis jetzt (23.oo Uhr Ortszeit) in Kairo zu keinen weiteren grösseren Zusammenstössen gekommen.
Die oppositionellen Demonstranten sind in sechs Demozügen zum Präsidentenpalast gezogen, dabei überwanden sie mehrere von der Armee neu errichteten Mauern.
Die verhassten Aufstandsbullen waren an den neuralgischen Punkten nicht zu sehen, die eingesetzten Soldaten zogen sich unter dem Druck der Massen zurück.

 

Die beiden Demos der Islamisten finden im Norden Kairos statt, erneut sind viele Männer aus der Provinz herbeigekarrt wurden, dabei wurde ein Bus  in der Nähe von Kairo mit Steinen beworfen und zum Halten gezwungen. Etliche Islamisten wurden aus dem Bus geprügelt, dieser anschliessend angezündet. 

 

Landesweit finden heute Demos gegen Muris und den Verfassungsentwurf der Islamisten statt, so z.B. in den Städten und Provinzen:  Alexandria , Dakhalia , Red Sea, Luxor , Fayoum, Suez, Ismailia, Damietta, Bani Sawfi, Port Said, Sohag, Damnhur , Assuit , Monufia and Mahla.

 

In Suez beteiligten sich Tausende an den Protesten, anschliessend stürmten sie den regionalen Regierungssitz und erklärten den Gouverneur, der den Moslembrüdern angehört, für abgesetzt.

Außerdem drohten sei damit, die Stadt und die Region werde sich von Kairo lossagen, solle es zu der Abstimmung über die Verfassung der Islamisten kommen.
Vor drei Tagen hatte Bewohner der Industriestadt Marhalla ähnliches anlässlich einer Demo mit mehreren tausend Teilnehmern erklärt.

 

Nach einem Treffen von dem Innenminister und dem Verteidigungsminister, an dem hochrangige Offiziere beider Seiten teilnahmen, und das anlässlich der jüngsten Zusammenstösse zwischen Bullen und Militärangehörigen einberufen rufe, gab es einen Aufruf zu einem nationalen Dialog, an dem sich alle politischen Parteien, sowie Vertreter der Jugendbewegung beteiligen sollten.

Moderiert natürlich von der Armee, die sich gerade als "Retter des Vaterlandes" inszeniert.

Interessanterweise hatten die Moslembrüder garnichts von dieser Initiative gewusst und mussten öffentlich hinterher rudern.

 

Die Militärs scheinen in der Machtbalance mit den Moslembrüdern derzeit Oberwasser zu bekommen.
Die Militärjets, die in den letzten Tagen im Tiefflug über Kairo gedonnert sind, dürften nicht nur als Machtdemonstration gegenüber der Opposition gedacht sein.

Dass die Militärs heute selber ihre Truppen auf die Strassen geschickt haben, scheint eine erfolgreiche Taktik gewesen zu sein, um weitere blutige Zusammenstösse zu vermeiden und sich gleichzeitig als gesellschaftlicher "peacemaker" zu profilieren.

 

Mursi und die Moslembrüder sind  derzeit jedenfalls sehr gut beraten, sich den Ansinnen der Militärs nicht zu widersetzen. Zahlenmässig sind sie auf der Strasse klar unterlegen, und bei den militanten Auseinandersetzungen der letzten Wochen haben sie in zahlreichen ägyptischen Städten nicht besonders gut ausgesehen, trotz Kooperation mit Bullen und  Salafisten und anderem islamistischen Gesindel.