„Nein, wir lieben dieses Land und seine Leute nicht!“ Vortragsreihe gegen den Wiener Akademikerball 2013!

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Dieses Jahr wollen wir unsere Mobilisierung gegen den Wiener Akademikerball 2013 unter dem Motto „Nein, wir lieben dieses Land und seine Leute nicht!“ mit einer inhaltlichen Vortragsreihe, bestehend aus fünf Veranstaltungen, unterfüttern. Es geht uns dabei um nichts weniger, als die österreichischen Zustände zu skandalisieren und anzugreifen. Der Wiener Akademikerball, die Neuauflage des WKR-Balls, ist dabei nur Ausdruck einer wild gewordenen Normalität. Wir haben uns bewusst dazu entschlossen das Thema Burschenschaften zu vernachlässigen um mit unserer Veranstaltungsreihe den Fokus auf Rassismus, Antifeminismus und dessen gesellschaftliche Bedingtheit zu legen sowie eine adäquate Kritik der Nation zu formulieren.

 

Programm:


22.11.12

„Kultureller Rassismus“
Neues Paradigma oder alter Hut?


Bereits 1955 stellte Adorno einen sprachlichen Wandel in den Artikulationen des Rassismus fest: „Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch“. Über fünfzig Jahre später ist die Diskussion um die Novität des „Rassismus ohne Rassen“ immer noch nicht versickert, in der sich grundlegend zwei diametral gegenüberstehende Positionen heraus kristallisiert haben: Während die einen von einem „neuen Rassismus“ sprechen, beharren die anderen auf dem historischen Kontinuum des Phänomens und betonen die typische Verbindung von „Natur“ und „Kultur“ in der rassistischen Vergesellschaftung. Die Veranstaltung versucht in ideologiekritischer Absicht diese kontroversielle Debatte nachzuzeichnen und dabei die propagierte Neuartigkeit des „kulturellen Rassismus“ näher zu bestimmen.

Beginn: 19.30
Uni Wien, NIG HS3

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06.12.12
Imaginationen des Untergangs
Zur Konstruktion antimuslimischer Fremdbilder


Vortrag von Carina Klammer


Während in Deutschland und Österreich ab den 1960er Jahren das religiöse Bekenntnis der sogenannte „Gastarbeiter“ kaum zur Kenntnis genommen wurde, artikulieren sich nationalistische und rassistische Anrufungen seit geraumer Zeit verstärkt anhand einer postulierten „Kulturfremdheit“ des Islams. Vor allem die organisierte extreme Rechte versucht unter dem Stichwort der „Islamisierung Europas“ Gehör im öffentlichen Diskurs zu finden. Die Referenz auf ein „christliches Abendland“ – und damit einhergehende Schlagwörter wie Freiheit, Demokratie, Menschen- und Frauenrechte, sowie Aufklärung im Allgemeinen – trägt nicht nur zu einer Entgrenzungen der Programmatik der extremen Rechten bei. Eine damit einhergehende Rhetorik des Untergangs bekräftigt, angesichts des postulierten Außenfeindes, neue Agitationsformen und europaübergreifende Zusammenschlüssen der extremen Rechten. Vor allem Grade der Indifferenz oder Affinität dem Islam gegenüber, sowie der gleichzeitige Fortbestand von tradierten Feindbildern (wie jenem des Antisemitismus) bleiben bei den gegenwärtigen „Islamophobie“-Debatten jedoch gerne unterbeleuchtet. Am Beispiel der FPÖ soll dies näher erläutert werden.

Carina Klammer ist Soziologin mit den Schwerpunkten extreme Rechte und Geschlechterforschung.

Beginn: 19.30
Uni Wien, NIG HS3

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17.12.12
Aufstehen gegen Faschismus und rassistische
Diskriminierung – One struggle, one fight?


Wer von Faschismus spricht, darf vom institutionellen und gesellschaftlichen Rassismus nicht schweigen – das dürfte in der Antifa und in der radikalen Linken Grundkonsens sein. In der realen politischen Praxis sieht’s meist anders aus: Antifa-Mobilisierungen und Kämpfe gegen Abschiebungen und rassistische Gesetze laufen meist getrennt voneinander, werden von anderen Akteur*innen gemacht und orientieren sich an unterschiedlichen Diskurslinien, die zueinander nicht in Bezug gesetzt werden. Viele linke Gruppen setzen sich fast ausschließlich aus Angehörigen der „weißen Mehrheitsgesellschaft“ zusammen und arbeiten kaum mit aktiven und organisierten Migrant*innen und Flüchtlingen zusammen.

In dem Vortrag soll es darum gehen, ausgehend von aktuellen Erfahrungen antifaschistischer und antirassistischer Kämpfe auszuloten, wie mehr zusammen gehen könnte im Sinne einer radikalen Praxis, die identitäre und rassistische Zuschreibungen und politische Einzelbereichsbeschränkungen überwindet.

Der Referent ist langjähriger Aktivist in antirassistischen Kämpfen

Beginn: 19.30
Uni Wien, NIG HS3


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09.01.12
Antifeminismus und Männerbündelei
Konstitutive Merkmale für die Allianzen zwischen Abtreibungsgegnern,
Burschenschaftern und Väterrechtlern.


Vortrag von Judith Goetz

Wenngleich Abtreibungsgegner, Burschenschafter und Väterrechtler auf den ersten Blick historisch, ideologisch wie auch in der politischen Agitation wenig Gemeinsamkeiten aufweisen, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass gerade der in ihren Reihen kultivierte Antifeminismus sowie auch die unterschiedlich ausgeprägte Männerbündelei große Ähnlichkeiten aufweisen. Zudem ist ihre gesellschaftliche Akzeptanz sowie auch ihre (immer noch andauernde) politische Relevanz als Teil eines immer stärker werdenden antifeministischen Backlashs zu sehen, der zunehmend versucht, die feministischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte in Frage zu stellen. Nicht zuletzt zeigen sich diese Allianzen auch immer wieder durch ihre Überschneidungen zu FPÖ und BZÖ, die sich als politisches Sprachrohr für die Interessen der jeweiligen Gruppe einsetzen oder, wie im Falle der deutschnationalen Burschenschafter, einen Großteil ihres Personalreservoirs aus diesen Reihen rekrutieren.

Der Vortrag wird ideologische Gemeinsamkeiten, ausgewählte Beispiele personaler Überschneidungen und Vernetzungen sowie mögliche Protestformen gegen diese Gruppen behandeln.

Judith Goetz ist Literatur- und Politikwissenschafterin und arbeitet zu den Themenbereichen Rechtsextremismus, Gedenkpolitik und Gedenkkultur in Österreich sowie zu feministischen/frauenpolitischen Fragestellungen.

Beginn: 19.30
Uni Wien, NIG HS3

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24.01.12
Feel the difference!
Antideutsche und antinationale Kritik.


Podiumsdiskussion mit Stephan Grigat und Top B3rlin

Stets stellt sich die Frage nach der richtigen Einordnung der deutschen oder österreichischen Nation im Kontext der allgemeinen Entwicklung bürgerlicher Gesellschaften. Während zuletzt antinationalen Erklärungsversuchen eine ökonomistische Herangehensweise vorgeworfen wurde, kranken antideutsche Erklärungen laut ihrer Kritiker_innen vor allem an einer zu starren Fixierung auf scheinbar unveränderbare Ideologietraditionen.
Was für Außenstehende wie ein Zwist zwischen Judäischer Volksfront und der Volksfront von Judäa erscheinen muss, ist theoretisch und politisch keineswegs trivial. Nationalismus ist die prägende Ideologie der kapitalistischen Epoche, eine “objektive Gedankenform staatsbürgerlicher Kollektive”. Das Verständnis seiner ideologischen Funktionalität, seiner Alltäglichkeit und seiner wiederkehrenden Exzesse ist entscheidend für den Zuschnitt radikaler Gesellschaftskritik. Oder ist heute sowohl das Label „antinational“ als auch „antideutsch“ schon längst überholt?

Diese Fragen wollen wir mit Stephan Grigat und der Gruppe Theorie.Organisation.Praxis (TOP) aus Berlin gemeinsam diskutieren.

Beginn: 19.30
Uni Wien, NIG HS3


Folder der Kampagne: http://nein.antifanet.at/stuff/folder_a6_vorschau.pdf
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