»Das Schützen von Häusern ist sicher eine Option«

Erstveröffentlicht: 
08.11.2012

Die besetzte »Gartenstraße 19« in Freiburg, in der sich ein selbstverwalteter linker Infoladen befindet, wurde in der Nacht zum 28. Oktober Ziel eines Brandanschlags. Da das Haus unbewohnt ist, wurde niemand verletzt. Lokalpresse und Polizei werten den Anschlag als Lappalie, verursacht durch nächtliche Randalierer. Betroffene Aktivisten aus der »G19« haben mit der Jungle World über ihre Sicht der Dinge gesprochen.

Small Talk von Pascale Müller

 

Beim Brandanschlag auf die »Gartenstraße 19« sprach die Polizei von »Sachbeschädigung mit geringem Schaden«. Was sagt Ihr dazu?

 

Das ist natürlich der Wahnsinn. Ein kleines Haus mitten in der Altstadt wurde komplett entglast und es wurde Feuer darin gelegt. Auch wenn der Brand nicht sonderlich heftig war, gab es eine massive Beschädigung durch das Löschpulver. Es hätte viel passieren können, denn die »Gartenstraße 19« befindet sich unmittelbar neben bewohnten Häusern. Das ist politisch opportun, so zu tun, als ginge es hier um einen geringfügigen Sachschaden ohne politische Motivation.

 

Wie haben die Anwohner auf den Vorfall reagiert?


Bei den Anwohnern gab es unterschiedliche Reaktionen. Manche sind sowieso empört, dass da so ein Schandfleck in der beschaulichen Freiburger Innenstadt zu sehen ist. Andere haben Solidarität bekundet und waren schockiert. Den Anschlag haben einige direkt mitbekommen und auch beobachtet, dass Vermummte danach vom Haus weg geflüchtet sind.

 

Ihr seid schon häufiger von Nazis angegriffen worden. Gibt es diesmal Vermutungen über die Täter?


Es gab unterschiedliche Vorfälle, und man kann nicht bei allen sagen, aus welchem politischen Spektrum sie kamen. Im Frühjahr allerdings, als es den letzten Angriff gab, wurden massenweise Aufkleber von Neonazis im ganzen Viertel gefunden. Da liegt es ziemlich nahe, den Vorfall auf eine rechtsradikale Szene zurückzuführen.

 

Denkt ihr über stärkere Schutzmaßnahmen für die »Garten­straße 19« nach?


Sicherlich ist immer neu zu überlegen, wie man mit solchen Bedrohungen umgeht. Wir haben deutlich mehr Übergriffe auf linke Projekte in Freiburg gehabt in den letzten Jahren. Das Schützen von Häusern ist sicher eine Option, wobei vielleicht das Schützen von bewohnten Häusern Priorität hat gegenüber einem Infoladen, der ohnehin exponiert ist. Diverse Zusammenhänge kümmern sich gerade darum, diese Dinge anzugehen, denn das Problem ist akut.