Internetportal Kreuz.net: Katholische Hassprediger hetzen gegen Juden und Schwule

Erstveröffentlicht: 
28.10.2012

Offiziell distanziert sich die katholische Kirche von der Internetseite Kreuz.net, doch nach SPIEGEL-Informationen stehen dort Dutzende Beiträge von Autoren mit kirchlichem Hintergrund. Auf dem Portal wird wüst über Juden, Muslime, Homosexuelle und "Protestunten" gelästert.

 

Seit Jahren hetzen auf der Seite Kreuz.net Autoren gegen Juden, Muslime, Homosexuelle, gegen "Protestunten" und gegen alles, was aus erzkonservativer Sicht in irgendeiner Form fortschrittlich erscheint. Für die katholische Kirche ist die Seite ein großes Problem - Kreuz.net erscheint im Gewand einer katholischen Nachrichtenseite, auf den ersten Blick könnte man sie für ein offizielles Verlautbarungsorgan der Kirche halten.

 

Immer wieder stellte die katholische Kirche ihre Distanz zu Kreuz.net klar. Doch sie tut sich schwer, gegen Mitarbeiter vorzugehen, die auf der radikalen Internetseite veröffentlichen. "Unsere eigenen Recherchen stoßen deshalb an Grenzen, weil die Autoren namentlich gezeichneter Artikel für uns nicht auffindbar sind", sagt der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp.

 

Nach SPIEGEL-Informationen sind oder waren dagegen mindestens zwei Dutzend Autoren mit kirchlichem Hintergrund auf dem Portal aktiv, darunter Priester, Kirchenangestellte und mindestens ein Religionslehrer.

 

Kritiker setzen nicht mehr nur auf die Behörden


Texte finden sich unter anderem von Prälat Georg May aus dem Bistum Mainz, dem Papst Benedikt XVI. Anfang des Jahres den Ehrentitel Apostolischer Protonotar verlieh. Auch ein Sprecher des rund 500 Mitglieder starken Netzwerks katholischer Priester, Pfarrer Hendrick Jolie, ist mit Beiträgen auf Kreuz.net erschienen. Ein besonders aktiver Schreiber ist Hubert Hecker, der für die katholische Kirche Religion an einer Schule im Bistum Limburg unterrichtete, bis er vor wenigen Wochen in Ruhestand ging.

 

Sollten sich Kirchenmitarbeiter diffamierend auf kreuz.net betätigen, hieß es in einem Brief des Sekretärs der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, an den Grünen-Abgeordneten Volker Beck, "würde es sich um eine ungeheuerliche Pflichtverletzung handeln, die für den kirchlichen Dienstgeber nicht hinnehmbar wäre".

 

Das Portal ist auch deutschen Behörden seit langem bekannt, der Verfassungsschutz beobachtet die Seite, doch die Hintermänner konnten bisher nicht ausfindig gemacht werden.

 

Seit Kreuz.net nach dem Tod des Entertainers Dirk Bach einen Beitrag mit der Überschrift "Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle" veröffentlichte, ist der Fahndungsdruck gestiegen. Anzeigen gegen Unbekannt gingen ein, Kritiker setzen allerdings nicht mehr nur auf die Ermittlungen der Behörden: Ein Berliner Verlag verspricht 15.000 Euro für Hinweise auf die Verantwortlichen, Watchblogs sammeln eifrig Informationen über die Seite, Lesben- und Schwulenverbände tun es ihnen gleich.