Lautstark für Ruhe sorgen

In Langendreer formiert sich breiter Widerstand gegen die rechtsextreme Szene – wie hier bei einer Demo im Oktober 2011, Foto: Gero Helm
Erstveröffentlicht: 
31.07.2012

Langendreer.   „Langendreer gegen Rechts“ zieht nach dem zweiten Runden Tisch positives Fazit

 

Widerstand zahlt sich aus. Langendreer und Umgebung sind dafür das beste Beispiel. Denn der Protest gegen die rechtsgerichtete Bewegung vor Ort zeigt erste Wirkung. „Die Situation hat sich merklich beruhigt“, stellt Erdmann Linde, Aktivist des Bündnisses „Langendreer gegen Nazis“, erfreut fest. Und: „Ein allgemeines Aufatmen ist zu spüren.“ Zusammen mit Bezirksbürgermeister Norbert Busche stellte er gestern die Ergebnisse des zweiten Runden Tisches „Langendreer gegen Rechts“ vor.

Das Fazit fällt positiv aus. Langendreer sei inzwischen sehr sensibilisiert für dieses Thema, erklärt Linde. „Das hätten wir vor einem Jahr nicht für möglich gehalten. Nächtliche Märsche durch die Gemeinden, Hakenkreuzschmierereien, Aufkleber mit rechten Parolen und auch gewalttätige Übergriffe wie der Überfall am S-Bahnhof Langendreer im letzten Jahr gehörten Gott sei Dank der Vergangenheit an.“ Vereinzelt käme es noch zu Einschüchterungsversuchen der Bevölkerung. Als treibende Kräfte wurden dabei nach wie vor Andre Z. und Dirk E. ausgemacht. Seit letzterer jedoch seinen Wohnsitz knapp hinter die Stadtgrenze zu Dortmund verlagert habe, sei es deutlich ruhiger, berichtet Busche.

Als Grund hierfür sieht der Bezirksbürgermeister auch die verstärkte Polizeipräsenz vor Ort. Insbesondere an in der rechtsextremen Szene gerne genutzten Stichtagen. Und auch das Umfeld der S-Bahnhöfe werde häufiger und intensiver kontrolliert. Den Vorschlag, dort Überwachungskameras zu installieren, hat Busche bereits mit der dafür zuständigen Bundespolizei diskutiert: „Sie ziehen es in Erwägung.“

 

Dickes Lob für die Bürger

 

Doch auch den Bürgern zollen die Organisatoren des Rundes Tisches „Langendreer gegen Rechts“ ein dickes Lob. „Das Engagement ist enorm“, stellt Erdmann Linde fest. Das habe die Demonstration Ende Oktober letzten Jahres mit mehr als 1000 Teilnehmern schon gezeigt. Aber auch der jüngste Rundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in Langendreer (wir berichteten). Linde: „Dafür haben sich mehr als 50 Menschen interessiert. Ein starkes Signal.“ Denn das ist ihm wichtig: „Wir müssen den Nazis zeigen, dass sie hier nicht willkommen sind.“

 

Nicht auf Erreichtem ausruhen

 

Rund 20 Personen zählen Busche und Linde zum Kreise Rechtsgesinnter, die in Langendreer und Umgebung in Erscheinung getreten seien. Die Dunkelziffer, da sind sie sicher, werde natürlich etwas höher sein. Grund genug, weiter gegen Rechts vorzugehen und sich nicht auf Erreichtem auszuruhen. „Es bleibt nur ruhig, wenn wir weiter laut sind“, bringt es Erdmann Linde kämpferisch zu Protokoll und fügt an: „Wir wollen weiter laut sein.“

 

Gut, dass ihr da seid“

 

Denn die Arbeit hört nicht auf. In Sachen Prävention gebe es weiterhin viel zu tun, viele Vereine müssten noch sensibilisiert werden. „Für alle ist wichtig zu wissen was zu tun ist, wenn es wieder losgeht“, findet Erdmann Linde. Informationsstände, mit denen die Initiative bereits bei Veranstaltungen wie der Volkspark-Eröffnung oder am Ümminger See vertreten war, kam schon mal gut an. Linde: „Das Interesse seitens der Bürger war groß. Und von vielen hieß es ,Gut, dass ihr da seid’.“

Ein Grund mehr, auch weiterhin lautstark für Ruhe zu sorgen.

 

Gernot Noelle