Am Donnerstagmorgen hat die Polizei im Stadtteil Vogelsang bei einem
Rocker jede Menge interessanter Entdeckungen gemacht. Neben Waffen wurde
auch rechtsradikales Material sichergestellt.
Die Fahnder erwarteten, eine Panzerfaust zu finden, als sie am Donnerstagmorgen mit der Durchsuchung eines Wohnhauses in Vogelsang begannen. Ein Zeuge hatte ihnen den Hinweis gegeben. Das stellte sich zwar als Irrtum heraus, dafür machten die Polizisten jede Menge anderer interessanter Entdeckungen.
Ein Richter hatte der Durchsuchung stattgegeben. Sie richtete sich gegen einen 21-jährigen Auszubildenden, der bei seinen Eltern wohnt. Bekannt war der Kripo, dass der Mann der verbotenen Hells-Angels-Unterstützergruppe Red Devils Cologne angehören soll. Überrascht waren sie aber, als sie außer spärlichen Rockerutensilien wie einer Kappe und Aufnähern vor allem rechtsradikales Material fanden: Fahnen mit Adolf-Hitler-Konterfei und dem Schriftzug der Waffen-SS sowie CDs mit rechter Musik. Eine Totenkopfflagge zierte der Spruch „Meine Ehre heißt Treue“. Dass der Mann offenbar der rechten Szene nahe steht, „war für uns neu“, berichtete ein Ermittler. Der Computer des Verdächtigen wurde noch nicht ausgewertet, seine Vernehmung lief am Nachmittag noch. Er soll sich aber nicht detailliert zu den Vorwürfen eingelassen haben. „Das war bislang nicht sehr ergiebig“, so der Ermittler.
In seinem Zimmer hortete der 21-Jährige ein stattliches Waffenarsenal. Die Polizei spricht von einer Abschussvorrichtung für eine Panzerfaust sowie Reizgaswaffen, beidseitig geschliffenen Messern und hundert Gramm Schwarzpulver. Vor allem das Pulver ist derart gefährlich, dass die Polizei einen Entschärfer hinzu rief, der die Substanz sicher verwahrte. „Der Normalbürger braucht solche Utensilien nicht, sie dienen keinem vernünftigen Zweck“, sagte Kriminaldirektor Klaus-Stephan Becker. „Man kann damit aber eine furchteinflößende Drohkulisse aufbauen.“
Der Besitz des Schwarzpulvers und der Messer ist strafbar, auf die Abschussvorrichtungen trifft das nicht zu. Einen dazu gehörigen Gefechtskopf fanden die Beamten nicht. „Die Abschussvorrichtungen unterliegen nicht dem Kriegswaffenkontrollgesetz“, berichtete Becker. Insider wüssten genau, woher sie so etwas beziehen könnten. Unklar ist, was der 21-Jährige mit den Waffen vorhatte.
Sein Elternhaus beschrieb Becker als „dem ersten Eindruck nach vernünftig“. Weil der Auszubildende angeblich einen Handel mit Reptilien betrieb und laut Polizei in seinem Zimmer Warane in Terrarien aufbewahrte, gab die Kripo ihrer Ermittlungskommission den Namen „EK Natter“.
Im April
hatte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) den Hells Angels MC Cologne
verboten, außerdem den „Supporterclub“ Red Devils Cologne. Er warne
davor, Rocker zu verharmlosen, betonte Becker: „Sie machen einen
Großteil ihres Geldes mit illegalen Geschäften.“ Die Ermittlungsbehörden
haben Hinweise auf Drogen- , Waffen- und Menschenhandel. Becker: „Wir
lassen in unseren Ermittlungen nicht nach.“
Am heutigen Freitag wird in Gummersbach ein Hells-Angels-Mitglied beerdigt, das bei einem Verkehrsunfall starb. Weit mehr als hundert Rocker werden zur Beisetzung erwartet. Die Polizei rechnet aber nicht mit Ausschreitungen.