Unbekannte haben Farbbeutel auf die Fassade eines Waffen- und Bekleidungsgeschäfts in der Heilbronner City geworfen. In dem Laden wird unter anderem eine bei Neonazis beliebte Modemarke verkauft. Im Internet hat sich ein anonymer Autor zu der Tat bekannt.
Heilbronn - Die Spuren sind noch heute zu sehen, rote Farbe ist auf dem Gehweg eingetrocknet: Unbekannte haben bereits Anfang Juli Farbbeutel auf die Fassade eines Waffen- und Bekleidungsgeschäfts in der Heilbronner Innenstadt geworfen. Die Inhaberin erstattete Anzeige, die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung. Auf der Webseite des linksalternativen Netzwerks Indymedia hatte sich einen Tag nach dem Geschehen ein anonymer Autor zum „Farbangriff“ bekannt.
Seit 2002
„Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass dieser Laden schon seit Jahren ungehindert die faschistische Modemarke Thor Steinar vertreibt“, heißt es zum Hintergrund der nächtlichen Aktion. Die Inhaberin des Waffengeschäfts ist verärgert. „Ich dachte, man kann bei uns in Deutschland tragen, was man will“, sagt sie. „Außer es gibt ein Gesetz, das einem das untersagt.“ Sie sei nur diejenige, die die Kleidung verkaufe – seit zehn Jahren bereits. Die politische Einstellung ihrer Kunden gehe sie überhaupt nichts an und interessiere sie auch nicht, sagt sie weiter.
Die Modemarke Thor Steinar gibt es seit 2002 und gilt als Erkennungsmerkmal der Neonazi-Szene. Die Marke versuche durch Trendbezüge und verdeckte politische Aussagen für die faschistische Szene attraktiv zu sein, schreibt der Autor des Indymedia-Beitrags. Das führe dazu, „dass die Nazis eine identitätsstiftende Kleidung tragen können, die von der breiten Öffentlichkeit nicht als solche erkannt wird“.
Kennzeichen
Das ursprüngliche Logo der Marke war ein Runenzeichen, das aussah wie eine Wolfsangel mit aufgesetztem Pfeil. Staatsanwaltschaften und Gerichte sahen den Straftatbestand des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen als erfüllt an. Wenn man das Logo drehte, war es möglich, die SS-Runen zu erkennen. Thor Steinar vertreibt auch Pullover mit dem Aufdruck „Viking Division“ – eine Anspielung auf die 5. SS-Panzer-Division „Wiking“.
Die Jusos Mecklenburg-Vorpommern vertreiben übrigens als satirische Auseinandersetzung mit Thor Steinar diverse Textilartikel unter der Marke Storch Heinar. Heinar ist ein fiktiver Storch, der an einer Froschfleisch-Intoleranz leidet.