Wie in der Lampertheimer Zeitung und dem Starkenburger Echo vom 29.06.2012 zu lesen ist, wurde am Vortag der Neonazi Florian Weißbarth zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Dem 21-Jährigen, der einer der führenden Köpfe der „Nationalen Sozialisten Ried“ (NSR) ist, wurden „[…] Graffiti-Sprühereien, Hausfriedensbruch, Nötigung, unerlaubter Waffenbesitz und eine Verletzung des Urheberrechts in den Jahren 2010 und 2011 […]“¹ vorgeworfen.
Florian wurde erst vor knapp einem Jahr zu einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe wegen eines tätlichen Übergriffs mit Quarzsandhandschuhen verurteilt und musste deswegen bis Januar 2012 eine Fußfessel tragen. Während dieser Zeit war er nicht mehr auf Aufmärschen zu sehen. Am 18.02. tauchte er dann aber wieder in Worms auf einer Ersatzveranstaltung für den, üblicherweise an diesem Tag stattfindenden „Trauermarsch“ in Dresen, auf.
Florian wurde unter anderem beschuldigt mit einem „Kameraden“ in ein bensheimer Gymnasium eingedrungen zu sein und Flugblätter der NSR verteilt zu haben. Der Mittäter sagte wenig später gegenüber der Polizei aus und wurde von Weißbarth per Internet-Chat zum Schweigen angehalten, da es sonst (sinngemäß) „was setze“².
Auch für Nazischmierereien in Biblis wurde Florian verurteilt. Außerdem hatte er im Sommer bei einer „Freiraum-Demonstration“ des „Freien Netz Hessen“ (FN Hessen) in Bergen-Enkheim ein Pfefferspray mitgebracht, welches ihm ebenfalls zur Last gelegt wurde.
Zu der Urteilsbegründung heißt es in dem Artikel der Lampertheimer Zeitung abschließend: „Auf die politischen Hintergründe – der Angeklagte habe nach eigener Aussage keinen Kontakt mehr zur rechtsmilitanten Skinheadbewegung – ging die Staatsanwaltschaft nicht ein […]“³ – Schade, denn da Florian noch vor knapp fünf Monaten neben bekannten Nazigrößen in Worms auf einer Nazidemo war, gehen die Autoren nach wie vor nicht davon aus, dass Florian auf einmal Nichtnazi geworden ist.
Der interessierten Leser_in sei als weiteren Lesestoff der Artikel von Echo-Online empfohlen. Unbestreitbares Highlight: „Er [Florian] selbst sei zwischenzeitlich selbst Opfer Linksradikaler geworden, die ihm eine Grußkarte mit der Aufschrift ‚Wir haben Dich nicht vergessen‘ geschickt hätten. Richter Brakonier sprach von‚Ironie‘.“
Ebenfalls interessant ist der Artikel auf linksunten über einen weiteren Naziprozess in Bensheim im April diesen Jahres. In diesem Verfahren wurden acht jugendliche Nazis zu Bewährungs- und Geldstrafen wegen einem Überfall auf linke Jugendliche im Oktober 2011 verurteilt. Auch hier beteuerten die Angeklagten ihren Ausstieg aus rechten Strukturen (Die Angeklagten waren Mitglieder des „Nationalen Widerstands Bergstraße“), obwohl sie wenige Monate zuvor mit Florian in Worms zu sehen waren.
Weitere Details zu den „Nationalen Sozialisten Ried“:
Florian Weißbarth, Outing vom 24.12.2010
Nicolay Molitor, Outing vom 06.11.2011
¹ ³ http://www.lampertheimer-zeitung.de/region/biblis/12139729.htm, http://www.buerstaedter-zeitung.de/region/biblis/12139729.htm [beide aufgerufen am 10.07.2012]
² http://www.echo-online.de/region/bergstrasse/kreis/Noch-ein-Warnschuss-fuer-Nazi-Parolen;art1145,3013860 [aufgerufen am 10.07.2012]