Auch im Kreis Göppingen treten rassistische Gruppierungen öffentlich auf. In einem Vortrag sprach Journalist Robert Andreasch über rechte Strukturen in Süddeutschland und neue Organisationsformen der Szene.
Rund 50 Zuhörer waren in den Märklin-Saal der Göppinger Stadthalle gekommen, um einem Vortrag des freien Journalisten Robert Andreasch zum Thema "Rechtsextremismus" zu folgen. Die Entwicklung der rechtsextremen Szene in Süddeutschland beschrieb Andreasch dabei als ernst zu nehmende Gefahr.
Besonders einige neue Formen im Auftreten Rechtsextremer gestalte ein Vorgehen gegen sie als schwierig. "Neonazis nutzen heute das Internet, um Netzwerke zu bilden", erklärte Andreasch. Über soziale Plattformen wie Facebook, Twitter und Co. gelinge es Rechtsextremen, auch "über den Tellerrand hinaus" vernetzt zu agieren und sich zu organisieren. Auch in der Vorgehensweise der Neonazis, Mitglieder zu werben, seien Veränderungen bemerkbar. So könne in letzter Zeit immer wieder beobachtet werden, dass Aktionen organisiert werden, um neue Mitglieder zu werben, wie das Verteilen von Flyern oder Broschüren vor Spielplätzen oder Schulen. "Gerade Jugendliche und junge Familien bilden den Personenkreis, den sie erreichen wollen", erklärt Andreasch.
Dabei wird der Fremdenfeindlichkeit der Boden bereitet: "Der Antisemitismus ist nach wie vor stark vorhanden", warnte Andreasch und wies auf eine Statistik des Bundesinnenministeriums aus dem Jahr 2010 hin. Rund 16,5 Prozent der Befragten stimmten demnach der Aussage "Juden haben in Deutschland zu viel Einfluss" zu. Gerade im Land und in Bayern fiel die Zustimmung besonders hoch aus. Auch der Kreis Göppingen bleibt nicht verschont.
Zudem ging Andreasch immer wieder auf die Unterschiede der Gruppierungen mit rechter Gesinnung ein: "Während Neonazis die Demokratie abschaffen wollen, erkennen Rechtspopulisten diese zwar an, schüren aber Vorurteile gegen Minderheiten oder den Islam."
Eine jüngere Form der Organisation sind die "Autonomen Nationalisten". Da in den vergangenen Jahren immer mehr Kameradschaften verboten wurden, bilden die Rechten oft nur noch lose Zusammenschlüsse. Auch das Erscheinungsbild ihrer Mitglieder ist anders und entspricht nicht mehr dem früher gängigen Klischee: Nicht Glatze und Springerstiefel, sondern Kapuzenpulli, Sonnenbrille und Palästinensertuch werden getragen - die Mitglieder sind optisch manchmal nur schwer von linksextremen Autonomen zu unterscheiden.