Köln / NSU: Solidaritätsfest gegen Rassismus

Nein zu Rassismus

Am 9. & 10 Juni organisiert die Interessengemeinschaft Keupstraße in Köln-Mülheim ein Solidaritätsfest für die Opfer von Rassismus. Hintergrund des Festes ist das Nagelbombenattentat der NSU im Jahre 2004. Am 9. Juni 2004 hatte die NSU in der Köln-Mülheimer Keupstraße eine ferngezündete Nagelbombe gezündet und mehrere Menschen schwer verletzt. Bereits einem Tag nach dem Anschlag hatte SPD Innenminister Otto Schily (SPD) einen rechtsradikalen Hintergrund ausgeschlossen. Zugleich mutmaßten Zeitungen über Verstrickungen in Drogenmilieu, von ethnischen Konflikten und allen anderen möglichen rassistischen Unfug. Ein Jahr nach dem Anschlag organisierte die IG Keupstraße ein Solidaritätsfest gegen Rassismus, damals beteiligten sich 10.000 Menschen. Jedoch Medien, Politik und Polizei kriminalisierten die Opfer des Anschlages weiter bis zum Jahre 2011, als der Tot von zwei Mitgliedern der nationalsozialistischen Terrorgruppe (NSU) die Gewissheit denjenigen brachte, die die tagtäglichen Zeichen von rechter Gewalt und Rassismus nicht übersehen wollten.
Kutlu Yurtseven von der antifaschistischen Hip-Hop Gruppe Mikrophon Mafia beschrieb in einem Jungle-World Interview die damalige Situation so:

„Wir kannten die meisten Leute, die in der Keupstraße ihre Läden hatten, wir sind ja zusammen aufgewachsen. Als wir von der Nagelbombe erfuhren, war uns sofort klar, dass es sich bei dem Anschlag weder um Schutzgeld- noch um Drogengeschäfte noch um eine Aktion der PKK handeln konnte. Keiner hätte in dieser Straße eine Nagelbombe in die Luft gejagt, denn die Gefahr, dass Verwandte oder Freunde dabei verletzt werden, wäre einfach zu groß gewesen. Die Ermittlungen empfanden wir, die wir ja auch befragt wurden, als große Farce. Es war so einfach zu sehen, dass das Motiv politisch, ja rassistisch war. Bei der Polizei hieß es, es werde nicht im rechten Milieu ermittelt, denn die Neonazis würden nicht so drastisch vorgehen. Zehn Jahre später kommen immer mehr Details über den braunen Sumpf aus Nazis und staatlichen Institutionen heraus und alle wundern sich. Aber rechte Übergriffe passieren jeden Tag in Deutschland. Was ich viel schlimmer finde, ist, dass in den meisten Fällen die Familien der Opfer beschuldigt wurden.“



Viele Worte des Bedauerns waren nach der Aufdeckung der Mord-Serie der NSU von Politik und Medien zu vernehmen, wirklich was geändert am alltäglichen rassistischen Normalzustand hat sich derweil nichts. Und so verwundert es kaum, dass das Thema inzwischen nur noch Randnotizen in den Zeitungen füllt.

Bereits im Sommer könnte es zu einem Prozess gegen Beate Zschäpe kommen. Jedoch scheint das Interesse der Öffentlichkeit an der NSU eher zu erlahmen. Dass mehrere potentielle NSU-Helfer aus den Gefängnis entlassen werden, das immer weitere Absurditäten in den sogenannten Untersuchungsausschüssen über die Verstrickungen des Verfassungsschutzes mit dem nationalsozialistischen Untergrund ans Tageslicht kommen, bekümmert Öffentlichkeit und Medien wenig.

Umso wichtiger ist es für eine antirassistische Linke das Thema jetzt nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern die bedingungslose Solidarität mit den Opfern des Rassismus einzufordern und die politische Dimension der Nazimorde zu thematisieren.

In Köln wurden erst kleine Schritte bereits unternommen um eine praktische Solidarität mit den Opfern aufzubauen.

Am Samstag den 17.12.2011 demonstrierten etwa 400 Menschen in Köln-Mülheim an einer antifaschistischen und antirassistischen Demonstration unter dem Motto „Rosen auf den Weg gestreut“. Die Demonstration wies zum einem auf die Verstrickungen des Verfassungsschutzes in den neonazistischen Terror und forderte zum anderen Solidarität mit den Betroffenen des rechtsterrorristischen Anschlags in der Keupstraße . AM Ende der Demonstration flogen nahc ein paar Farbeier auf die lokale Polizeistation. Weiteres zur Demo: "Rosen auf den Weg gestreut"

Am 20. Januar 2012 organisierte die IG Keupstraße eine Menschenkette an der rund 250 Menschen teilnahmen um ihrer Solidarität und ihrem Mitgefühl für die Opfer des Attentats an der Keupstraße Ausdruck zu verleihen. Menschenkette

Das jetzige Solidaritätsfest zeigt wiederum die schwierige Situation der Interessengemeinschaft Keupstraße. Die Keupstraße wird seit vielen Jahren in rassistischer Manier als „Kleinistanbul“ verunglimpft und von Medien, Politik und Polizei in ein kriminelles Milieu gestellt. So weigert sich zum Beispiel der Bezirksvertreter Mühlheims von der SPD mit der IG Keupstraße zusammen zu arbeiten. Auch ansonsten kommen Politiker zwar gerne zum Fotoshooting vorbei, interessieren sich für selbstorganisierte Proteste der Bewohnerinnen der Keupstraße nicht. So nahm kein Vertreter der Stadt Köln an der Menschenketten Aktion teil. Und auch diesmal wird die politische Klasse Kölns bewußt mit Abwesenheit glänzen.



Umso erfreulicher das linke und antifaschistische Gruppe zur Teilnahme am Straßenfest aufrufen: Aufruf der Antifa

Wann: 10. Juni, ab 14:30 Wo: Keuspstr. / Köln- Mülheim

Mit: Nic Knatterton , Microphon Mafia und Redebeiträgen von AKKU Köln , No Border Camp  und anderen.