Mubarak hat also lebenslänglich bekommen.
Allerdings: Er (und sein damaliger Innenminister) wurde nicht für den Befehl zur Ermordung von hunderten Demonstranten verurteilt, sondern nur dafür, die tödlichen Angriffe der Bullen "nicht gestoppt" zu haben. Er und seine Söhne wurde vom Vorwurf der Korruption freigesprochen, sie hatten Gelder in Abermillionenhöhe beiseite geschafft. Die Vorwürfe seien verjährt....
Und mehrere führende Bullen und Mitarbeiter des Innenministeriums wurden ebenfalls freigesprochen, obwohl ihnen die Einheiten unterstanden, die die Massaker angerichtet hatten. .
Die Angehörigen der während des Aufstandes getöteten Revolutionäre reagierten empört, direkt nach dem Urteil kam es im und vor dem Gericht zu Angriffen auf die Bullen und Auseinandersetzungen mit Mubarakanhängern.
Schon Mittags hatten sich viele Demonstranten auf dem Tahrirplatz versammelt, der Verkehr wurde mit Gegenständen auf den Fahrbahnen blockiert.
Sie riefen Parolen, u.a. : "Ich kann den Vater eines "Märtyrers" weinen hören, wer aber bringt seinen Sohn zurück" und "Das Volk will die Hinrichtung von Mubarak".
Es setzten sich mehrere Demonstrationszüge in Bewegung, einer zog in Richtung Innenministerium. In der Mohamed Mahmoud Strasse, in der es in der Vergangenheit zu heftigen Auseinandersetzungen mit dutzenden Toten gekommen war, bildeten anderen Demonstranten eine "Menschenblockade", um Zusammenstösse mit den Bullen zu unterbinden.
Am Nachmittag versammelten sich dann in Kairo laut ägyptischen Medien Tausende vor dem Büro des Generalstaatsanwaltes, sie warfen dort die Scheiben ein
In Alexandria zogen schon am frühen Nachmittag Hunderten durch die Strassen, sie riefen Parolen gegen den Vorsitzenden Richter im Mubarak Prozess und gegen den SCAF.
Derzeit formieren sich in allen grösseren ägyptischen Städten Demonstrationen.
Ob das Kalkül der Militärs und des Gerichts aufgehen wird, "den Massen" zwar ein Urteil gegen Mubarak und seinen verhassten Innenminister präsentieren zu können, sie aber gleichzeitig NICHT für die Massaker direkt verantwortlich zu machen, darf bezweifelt zu werden.
Auch der Freisprüch für die führenden Bullen und Mubaraks Söhne dürfte heute Abend für Wut auf den Strassen Ägyptens sorgen.
Besonders die AktivistInnen des Aufstandes sind zutiefst frustiert, im Parlament eine fette Mehrheit aus Moslembrüder und Salafisten, in der Präsidentschaftswahl jetzt also die Entscheidung zwsichen Pest und Cholera: Der Kandidat der Moslembrüder oder der Kandidat des alten Mubarakklüngels.
Dazu kommt die die wirtschaftliche Situation in Ägypten, die noch verheerender geworden ist.
Als letztens Gerüchte über eine Knappheit von Benzin und Gas die Runde machte, verkündete das Miltär sofort Dementi im stattlichen TV, um dann sofort ungefragt nachzulegen, dass die staatliche Subventionierung von Grundnahrungsmitteln niemals zur Debatte stünde.
Immer wieder überziehen Streikwellen das Land, selbst das gemeinsame Vorgehen von SCAF und Moslembrüder konnte diese Kämpfe bisher nicht eindämmen.
Und da sind noch die Ultras von Al-Ahly, die in den letzten Monaten immer wieder ungehört auf Demos Gerechtigkeit für die Toten von Port Said und den Toten der anschliessenden Auseinandersetzungen gefordert haben.
Sie haben ebenfalls zu Protesten gegen die Urteile mobilisiert und kündigten an, ab 16.00 Uhr vom Vereinssitz aus in Richtung Regierungsviertel zu ziehen: " Man kann sich dafür entscheiden, an dem Abschlachten der Revolution teilzunehmen oder sich dafür entscheiden, ihr neues Leben einzuhauchen..."
(das Bild zu diesem Artikel zeigt die Ultras Ahlawy and Ultras Devils bei einer Kundgebung in Kairo)
Es dürfte eine lange Nacht in Ägypten werden
no justice - no peace
recherchegruppe aufstand