Erneut fordern Demonstranten Deniz’ Freilassung

„Freiheit für Deniz“: Etwa 200 Menschen gingen auf die Straße.
Erstveröffentlicht: 
29.05.2012

Nürnberg  - An die 200 Menschen haben am Samstag erneut für die Freilassung von Deniz K. demonstriert. Der 19-Jährige sitzt in U-Haft, weil ihm die Staatsanwaltschaft versuchten Totschlag an zwei Polizisten vorwirft.

Drei Wochen nach einer Antifa-Kundgebung in der Nürnberger Innenstadt kam das dicke Ende nach. Das Amtsgericht erließ Haftbefehl gegen den 19-Jährigen aus Baden-Württemberg. Die Ermittler werfen ihm vor, mit einer angespitzten Fahnenstange auf eine Polizistin und einen Kollegen losgegangen zu sein. Beide blieben laut Staatsanwaltschaft dank ihrer Schutzmontur zwar unverletzt. Da Deniz K. jedoch mit der Spitze voraus gezielt in Richtung Kopf und Brust gestoßen habe, habe er billigend in Kauf genommen, die Polizisten zu töten, so die Staatsanwaltschaft.

 

Die Ermittlungsbehörden hängen die Sache ganz hoch. Es sieht so aus, als wollten sie ein Exempel statuieren und klarmachen, wo die Grenzen sind. Doch den Menschen, die sich mit Deniz K. solidarisch erklären, erschließt sich die juristische Argumentation nicht.

Sie kritisieren, dass Polizei und Justiz mit der Inhaftierung „harte Fakten“ schaffen wollten. Und behaupten, dass es immer noch zweifelhaft sei, ob Deniz überhaupt an besagter Demonstration teilgenommen habe. Die Polizei freilich sieht das anders. Sie stützt sich auf Fotos und Videoaufzeichnungen, auf denen Deniz K. zweifelsfrei zu erkennen sein soll.
 
Die gut vernetzte Antifa-Szene organisierte bereits mehrere Kundgebungen für den 19-Jährigen, unter anderem im Ausland. Am Samstag zogen geschätzt 200 Demonstranten, der Veranstalter spricht von zirka 250 Menschen, vom Nürnberger Kornmarkt zum Polizeipräsidium und von dort zur JVA in der Mannertstraße.

Dort sitzt Deniz K. ein — normalerweise. Während der Demo war er in Stuttgart in Haft. Der Grund: Er hatte dort eine Gerichtsverhandlung. Angeblich soll er bei den Protesten von „Stuttgart 21“ negativ aufgefallen sein.

Die U-Haft in Nürnberg setzt Deniz nach Angaben seiner Mutter zu. Er müsse sich als „der Türke, der die Polizisten umbringen wollte“, beschimpfen lassen, klagt sie.

Die Antifa-Demonstration vom 31. März wird auch in anderer Hinsicht ein Nachspiel haben. Stadträtin Marion Padua (Linke Liste) erstattete Anzeige wegen Beleidigung gegen die Polizei. Ihren Angaben zufolge sollen ihr Beamte ein Schimpfwort hinterhergerufen haben, nachdem sie diese gebeten hatte, einen verletzten Demonstranten nicht zu filmen. Es wird ermittelt. Laut Padua waren mehrere Demonstranten „niedergeknüppelt“ worden.