[W] 67 Jahre Befreiung von Wuppertal - Antifaschistischer Gedenk- und Stadtrundgang

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Gedenkveranstaltung am Denkmal für die NS-Opfer im Deweerth’schen Garten
Am 15. April 2012 jährt sich der Tag der Befreiung Wuppertals durch die
Truppen der US-Army zum 67. Mal.


1945 befreiten Soldaten der 78. und 8. Infantry-Division der US-Army Wuppertal. Kurz nach der Befreiung strömten sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen aller Nationen aus den Fabriken und Lagern in die Innenstädte, feierten ihre Befreiung und eigneten sich in den Kaufhäusern und Lebensmittelgeschäften Waren an. Höhepunkt der Feiern war sicherlich die Besetzung des Wuppertaler Polizeipräsidiums durch die Zwangsarbeiter*innen. Spontan besetzten sie die Büros der Gestapo und warfen Akten aus den Fenstern. Das Polizeipräsidium war für viele Zwangsarbeiter*innen und politische Gegner*innen des Nationalsozialismus ein Ort des Schreckens. Im Polizeipräsidium wurden zahllose Menschen festgehalten, gedemütigt, gefoltert und totgeschlagen. Aus dem Polizeipräsidium wurden noch kurz vor Kriegsende Zwangsarbeiter*innen zu den Hinrichtungsorten der Wuppertaler Gestapo geführt.

Vor einem Jahr wurde am Jahrestag der Befreiung Wuppertals im Beisein der Angehörigen eine Gedenktafel mit 3.100 Namen Wuppertaler NS-Opfer am kommunalen Denkmal für die Opfer des Nationalsozialsmus im Deweerth’schen Garten in Wuppertal-Elberfeld enthüllt. Als Inspiration für das Projekt diente vor allem das „Denkmal der Namen” in Villach und die „Mauer der Namen” (le mur des Noms) im Memorial de la Shoah in Paris. Am Denkmal für die NS-Opfer ist damit ein Ort in Wuppertal entstanden, an dem die Namen der Getöteten nachgelesen werden können und an dem die Opfer geehrt werden.

Seit 2010 ist auf den Straßen in Wuppertal und Umgebung eine deutlich gesteigerte Aktivität von organisierten Neonazis festzustellen. Immer wieder werden Menschen von Nazis mit Waffen wie Schlagstöcken, Pfefferspray, Glasflaschen und Messern bedroht und angegriffen.
Nazi-Sprühereien, wie das Beschmieren des Denkmals für die Opfer des Nationalsozialismus im Deweerthschen Garten in der Nacht zum 15. April 2011 mit Hakenkreuzen und Farbklecksen, nehmen zu. Immer wieder werden Plakate und Aufkleber mit rassistischen und faschistischen Parolen geklebt.

Aus diesem Grund treffen wir uns am Sonntag, 15. April um 13:00 Uhr am Denkmal für die NS-Opfer im Deweerth’schen Garten zum antifaschistischen Gedenk- und Stadtrundgang.

Wir laden euch herzlich ein, mit uns durch Wuppertal und Umgebung zu schweben, zu rennen und unauffällig zu schlendern, um unseren Widerstand gegen die Faschist*innen auf die Strassen zu tragen.

Also bringt Wechselklamotten, gute Laune und Sonne mit!

Kein Vergeben - Kein Vergessen!

Weitere Termine:

 

autonomer1mai.noblogs.org

 

27. April “4. Woche” – 16 Uhr – Schusterplatz
28. April AZ-Bühne auf dem Ölbergfest
30. April Nachttanzdemo – 21 Uhr – Deweerthscher Garten
04. Mai Aktionstag Freifahrt
16. – 19. Mai Bloccupy Frankfurt

 

Sonntag, 22. April 2012, 11.00 Uhr
Gedenkveranstaltung in der Wenzelnbergschlucht
Sammelpunkt zum gemeinsamen Gang zur Gedenkfeier: 10.00 Uhr auf dem
Parkplatz Hotel "Gravenberg", Stadtgrenze Solingen/Langenfeld, Elberfelder
Strasse 45.

Auch in diesem Jahr findet wieder die Gedenkveranstaltung an die 71 Gefangene aus den umliegenden Gefängnissen und Zuchthäusern der verschiedenen Städte unserer Region statt, die am 13. April 1945, wenige Tage vor dem Ende des 2. Weltkrieges in der Schlucht am Wenzelnberg ermordet wurden.

Mittwoch, 25. April 2012, 19:30 Uhr
„Der Kaufhof ist ein arisches Unternehmen!“ - Die „Entjudung“ der Leonhard
Tietz AG durch die Nationalsozialisten
Vortrag von Hildegard Jakobs (Historikerin und wissenschaftliche
Mitarbeiterin der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf)
Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, Genügsamkeitstraße, 42105 Wuppertal

Schon in den 1920er Jahren sahen sich jüdische Warenhausunternehmer wie Tietz oder Wertheim Feindseligkeiten und Attacken aus Kreisen des deutschnationalen Mittelstands ausgesetzt. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten ging diese Haltung in eine staatlich gelenkte Politik des Boykotts und der „Arisierung“ über.

1933 wurden die jüdischen Vorstandsmitglieder der Leonhard Tietz AG entlassen und das Unternehmen in „Westdeutsche Kaufhof AG“ umbenannt. Aber NS-Aktivisten aus Wuppertal war dies nicht radikal genug. Sie griffen die neue Firmenleitung öffentlich an und nötigten sie 1935 zu einer reichsweiten Anzeigenkampagne unter dem Motto „Der Kaufhof ist ein arisches Unternehmen!“