In diesem Jahr planen Nazis unter Federführung der RNJ Vogtland bereits zum zweiten Mal, einen Trauermarsch in Plauen zu veranstalten. Um die Nazis richtig zum Heulen zu bringen, ist antifaschistische Selbsthilfe in Form von Blockaden nötig.
Zur RNJ Vogtland und dem ersten Trauermarsch 2011
Am 16.04.2011 marschierten etwa 120 Nazis weitestgehend ungestört eine Runde durch die Innenstadt von Plauen. Hintergrund dessen war der durch die noch sehr junge Kameradschaft RNJ Vogtland erstmals durchgeführte Trauermarsch, der sich unter dem Motto „Im Gedenken an die deutschen Opfer“ auf die Bombardierung Plauens am 10.04.1945 bezog. Bereits im Vorfeld war es zu verstärkten Naziaktivitäten im Vogtland wie z.B. Transparentaktionen gekommen. Die kurze Mobilisierungszeit von nur etwa sechs Wochen nach Bekanntwerden der Nazidemonstration sowie die Tatsache, dass die lokalen linken und zivilgesellschaftlichen Strukturen noch vergleichsweise unerfahren vor dem Problem eines kurzfristigen Naziaufmarsches standen, führten dazu, dass sich nur wenige Menschen den Nazis entgegenstellten. Zwar kam es neben einer Bündnisdemo mit etwa 600 Teilnehmer_Innen zu vereinzelten Blockadeversuchen, diese waren jedoch dem Großaufgebot der Polizei nicht gewachsen. Skandalös war hierbei die Tatsache, dass die Nazis ihre geschichtsrevisionistische Agenda unter Polizeischutz in wenigen Metern Entfernung von derjenigen Stelle abhalten durften, an der sich bis zur Pogromnacht im November 1939 die Plauener Synagoge befand.
Hinter dem Kürzel „RNJ Vogtland“ verbirgt sich eine hauptsächlich im oberen Vogtland zwischen Auerbach, Ellefeld, Rodewisch und Falkenstein verankerte Kameradschaftsstruktur, die seit 2010 besteht und mit dem ersten Trauermarsch im April 2011 in Plauen erstmals öffentlich in Erscheinung getreten ist. Seitdem führte die RNJ unter anderem einen Spontanaufmarsch unter dem Label „Die Unsterblichen“ in der Kleinstadt Rodewisch durch und nahm an mehreren überregionalen Nazidemonstrationen wie z.B. in Dortmund, Stolberg und Wunsiedel teil. Als führende Köpfe der RNJ gelten unter anderem der ehemalige Nürnberger „Anti-Antifa“-Aktivist Eric Thümmler aus Gottesberg (bei Tannenbergsthal), Kevin Pahnke aus Reichenbach (ehemals in Naziskin-Kreisen wie z.B. den Kameradschaften „Braune Teufel Vogtland“ und „Rechte AktionsFront Sektion Reichenbach“ aktiv) und Rico Döhler aus Ellefeld, welcher früher bereits als NPD-Bezirksvorsitzender von Schwaben und NPD-Kreisvorsitzender von Plauen in Erscheinung getreten war. Charakteristisch an der RNJ ist zum einen die Tatsache, dass sie den Spagat zwischen der traditionellen Nazi-Skinhead-Szene, den freien Kameradschaften und den Strukturen der NPD schafft, zum anderen der relative junge Altersdurchschnitt des Umfelds der Kameradschaft, welcher offensichtlich vor allem dem als jugendlich und scheinbar „autonom“ transportierten Aktionismus der RNJ geschuldet ist.
Ausblick 2012
Es ist davon auszugehen, dass am 14.04.2012 wesentlich mehr Nazis am Trauermarsch teilnehmen werden als im vorherigen Jahr. Darauf lassen vor allem die intensive Zusammenarbeit der RNJ mit dem mobilisierungsstarken „Freien Netz Süd“ sowie die Rednerliste schließen, welche mit Maik Müller aus Dresden und Matthias Fischer aus Fürth zwei sehr populäre Kader aus dem Spektrum der „Freien Kameradschaften“ enthält. Ursprünglich war auch Axel Reitz aus Köln angekündigt – dieser befindet sich jedoch zur Zeit in Untersuchungshaft.
Doch es ist mit Widerstand zu rechnen. Zwar verfolgen die Stadt Plauen, der Oberbürgermeister Oberdorfer sowie die CDU- und FDP-Fraktionen im Stadtrat wie bereits 2011 eine gezielte Strategie der Desinformation sowie Kriminalisierung antifaschistischen Engagements (die AGV berichtete). Dennoch mobilisieren sowohl die antifaschistischen Gruppen des Vogtlandes (AGV) als auch das „Aktionsbündnis Vogtland gegen Rechts“ weiterhin zur gezielten Blockade des Naziaufmarsches.
Im Vorfeld: Nazipropaganda vs. antifaschistische Stadtreinigungsbrigade
Vom 06.04. an führte die RNJ in Plauen eine regelrechte Propagandaoffensive durch. Neben Flyerverteilungen und Plakatieraktionen hängten die Nazis in der Nacht zum 09.04. mindestens sechs Transparente im Stadtbereich auf. Womit die RNJ nicht gerechnet hätte – genauso gut hätte sie sich den Aufwand auch sparen und das Geld für die Plakate und Transparente in den Abfluss kippen können. Ein Großteil der Plakate hing nicht einmal eine Nacht lang, mehrere hundert Flyer wurden durch ein antifaschistisches Angelkommando aus den Briefkästen zurückgeholt und auch die Transparente, deren Öffentlichkeitswirksamkeit aufgrund sehr abstrakter Sprüche wie „Die Mörder von damals bombardieren noch heute“ sowieso zweifelhaft waren, konnten nach wenigen Stunden entfernt und dem Reißwolf zugeführt werden. Auch ein am Morgen des 11.04. erneut gehängtes Transparent konnte sich nicht etablieren und verließ im Laufe des Tages still und leise seinen Platz.
Währenddessen führten Antifaschist_Innen in den letzten Wochen eine Infotour durch verschiedene Städte durch, um auf die Gefahr der Etablierung eines dritten Nazigroßaufmarsches in Sachsen hinzuweisen und zur Teilnahme an Störaktionen am 14.04. aufzurufen. Des Weiteren kam es am Abend des 05.04.2012 zu einer kurzen antifaschistischen Spontandemonstration mit etwa 20 Teilnehmer_Innen durch die Innenstadt Plauens, um Anwohner_Innen und Passant_Innen auf die zunehmende Verankerung rechter Strukturen im Vogtland aufmerksam zu machen. Dabei wurden mehrere hundert Infoflyer verteilt.
Expect Resistance! Die Nazis zum Heulen bringen!
Niemals sollte vergessen werden, dass es sich bei dem Trauermarsch der RNJ um eine Leugnung der Kriegsschuld Deutschlands, um eine Verhöhnung der Millionen Opfer des Nationalsozialismus und zudem um ein Verschweigen der zentralen Rolle Plauens für den Aufstieg der NSDAP in Sachsen sowie für die nationalsozialistische Kriegsmaschinerie handelt. Es darf unter keinen Umständen hingenommen werden, dass diese abstruse und gefährliche Form des „Gedenkens“ unter dem Schutz schwerbewaffneter Polizeieinheiten und der stillen Duldung der Stadt, die nunmehr im Mantel eines weit entfernten Bürgerfests daherkommt, stattfindet. Um dem Opferkult der Nazis effektiv entgegenzutreten, ist es also bitter nötig, dass sich aktive Antifaschist_Innen am 14.04. zahlreich auf den Weg nach Plauen begeben.
Natürlich ist davon auszugehen, dass auch in diesem Jahr wieder massig Polizeikräfte vor Ort sind, um mit aller Härte gegen jegliche Blockadeversuche vorzugehen. Aus diesem Grund empfiehlt die AGV, als Ausgangspunkt die angemeldeten Kundgebungen bzw. Demonstrationen vom DGB und der Linksjugend/Solid zu nutzen. Von 10 bis 17 Uhr findet am Gewerkschaftshaus in der Martin-Luther-Straße 42 eine stationäre Kundgebung statt. Ausgehend von diesem Punkt wird sich ab 10 Uhr eine Verdi-Demonstration in Richtung Albertplatz in Bewegung setzen, wo sie mit der späteren Naziroute in Berührung kommt. Als Alternative zur Anreise und aktiven Demoteilnahme wurde auch die Demo der Linksjugend-SOLID beworben, welche jedoch zur Zeit durch die Ordnungsbehörden auf Eis gelegt ist.
Aktuelle Informationen zur Naziroute, den Gegenaktivitäten und zur Anreise sind ab sofort unter: http://agv.blogsport.de/aktuelle-infos-zum-14-04/ zu finden.
Lasst uns gemeinsam den Naziaufmarsch in Plauen zum Desaster machen!
agv.blogsport.de