Aussteiger Benneckenstein im Fokus der Presse

Felix Benneckensteins

Seit letzter Woche häufen sich Artikeln zum angeblichen Ausstieg Felix Benneckensteins aus der rechten Szene. Er wird wie der Held der Nation gefeiert, der den Sprung vom Rechtsextremismus in die demokratische Gesellschaft geschafft hat - und die hat ja bekanntermaßen immer Recht.

 

Dass Herr Felix Benneckenstein gerne im Mittelpunkt steht, ist eine alte und bekannte Tatsache. Sein Einstieg in die rechte Szene erfolgte bereits im jungen Alter (13-15), und schon damals spielte er sich als großer Macher auf. Mit Robert Dietrich (NPD-Funktionär und -Kreisverbandsvorsitzender für die Landkreise Erding-Ebersberg-Freising) gründete er die Gruppe "Skinhead Front Erding" (oder mit einem ähnlichen Namen). Weitere Aktivitäten sind bei A.I.D.A. auffindbar.

Im Interview mit Thies Marsen (ein Journalist, dessen Fähigkeiten oft überschätzt werden), gibt Benneckenstein an, für unzähligen Aktivitäten im Raum Erding verantwortlich zu sein, wie z.B. die Gründung der Kameradschaft "Junge Offensive Herzogstadt" "mit tieferen Strukturen und klar verteilten Rollen", die aber ohne die Unterstützung Norman Bordins und Robert Dietrichs nie zustande gekommen wäre.

Blood & Honour-Neonazi Maximilian Deisl sagte zur Zeit der JOH, Benneckenstein sei "ein Vollidiot, der nicht von dem, was er tue, versteht". Durch Redebeiträge bei Demonstrationen bayern- und bundesweit konnte er sein Ego beliebig nach oben aufpushen. Bei den Methoden, GegnerInnen "einzuschüchtern" zählt er lediglich das Aufbringen von Aufkleber an die Türen von AntifaschistInnen auf. Dabei lässt er unerwähnt, dass er und seine Kameraden im Stadtpark des Öfteren alternative Jugendlichen verbal und auch tätlich angriffen, dass er Anti-Antifa-Arbeit betrieb und er auch die, zum großen Teil unpolitische, Punkgruppe in Erding bedrohte und verfolgte. Vor Jüngeren/Schwächeren hatte er keine Angst, besonders wenn er mit Anabolica-Ariern unterwegs war; doch selbst von den SozialarbeiterInnen des Jugendzentrums hat er sich immer eingeschüttert gefühlt. Thies Marsen gibt dem Flex unglaublich viel Raum, er räumt ihm "Erfolge" ein, spricht ihn auf seine Bekanntheit und Wichtigkeit als Liedermacher an. Bemerkenswert an das Interview ist meiner Meinung nach nur der kurze Austausch über die Einschleusung von V-Männer in die "Szene".

Doch nicht nur das Interview räumt der Rolle Benneckensteins viel mehr Bedeutung ein, als sie in Wirklichkeit hat. Es wird auch erwähnt, dass Felix eine eingene Aussteigerinitiative gegründet habe. Vor kaum zwei Jahren war er noch überzeugter und aktiver Neonazi, und jetzt ist er nicht nur wieder frei von der rassistischen und antisemtischen Ideologie, die ihn über ein Jahrzehnt geprägt hat, sondern er sieht sich schon so weit, dass er anderen helfen kann. Damit kann er bei Medien und "gesellschaftlicher Mitte" viel Aufmerksamkeit bekommen. Und die braucht er auch, da ihm die Aufmerksamkeit der KameradInnen abhanden gekommen ist.

 

Ob und wie erfolgreich Benneckensteins Aussteigerinitiative sein wird, werden wir bestimmt in den Medien lesen/sehen können. Über seinen Gesinnungswandel wurde und wird viel spekuliert; in Erding wird unter Neonazis und angeblichen AussteigerInnen bereits diskutiert, welche Auswirkungen Benneckensteins Ausstieg und seine eventuelle Rückkehr nach Erding mit sich bringen werden.

 

Es bleibt spannend, trotz der Tatsache, dass "in Erding, ist vom Staatsschutz der Kripo Erding zu erfahren, gibt es nach wie vor keine aktive rechtsextremistische Szene mehr."

 

Quellen: