Kasseler CDU-Vorstandsmitglied als Neonazi enttarnt

Daniel Budzynski, Neonazi aus Kassel (ehem
Erstveröffentlicht: 
28.11.2011

Der Feind in den eigenen Reihen. Offenbar war ein Kasseler Neonazi jahrelang in seinem örtlichen CDU-Verband aktiv und schaffte es sogar in dessen Vorstand. Der wiederum will von den Aktivitäten seines Mitgliedes nichts mitbekommen haben. 

 

Nach Recherchen des Magazins „Defacto“ des Hessischen Rundfunkes ist der bisherige Schriftführer des CDU-Stadtbezirksverbandes Kassel-Nord, Daniel Budzynski, Mitglied der Kameradschaft „Freier Widerstand Kassel“. Pikanterweise liegt in diesem Bezirk der Tatort des letzten Mordes der Terror-Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Damals war ein türkischstämmiger Besitzer eines Internetcafés von mutmaßlichen Neonazis ermordet worden.   

Die Verstrickung wirft – wiededanielr einmal – eine wichtige Frage auf: Wie weit sind rechtsextremistische Strukturen in die „Mitte der Gesellschaft“ eingesickert?

Seit fünf Jahren soll sich Budzynski im Umfeld der Neonazi-Kameradschaft bewegen. Scheinbar ist er in organisatorische Aufgaben eingebunden. Budzynski ist mehr als ein Mitläufer, sagt Helge von Horn, ein Kenner der nordhessischen Szene. Er gehöre vielmehr zum Kern der Gruppierung.  

Budzynski marschierte auch auf rechtsextremistischen Demonstrationen mit. „Defacto“ liegen Fotos vor, die Budzynski als Teilnehmer neonationalsozialistischer Aufmärsche zeigen. Er wolle sich dazu nicht äußern, dass sei „Privatsache“, sagte er auf Anfrage des HR.

Den Kampf für ein anderes System führte der Kameradschafts-Aktivist auch im Internet. Kurz nachdem ein Bekenner-Video des Zwickauer Trio gefunden wurde, änderte er das Bild seines Facebook-Profils in ein Bild des „Rosaroten Panthers“: Jener Comicfigur, die auch der NSU verwendet hatte. Helge von Horn hält dies für eine versteckte Sympathiebekundung, wie sie derzeit dutzendfach von Rechtsextremisten im Internet gepostet würden. Im Thiazi-Forum, dem größten deutschsprachigen rechtsextremistischen Internetforum, soll der Kasseler ebenfalls aktiv gewesen sein. Dort hatte er vor zwei Jahren um Tipps gebeten, wie man den Holocaust am besten leugnen könne.

Die CDU gibt sich indes unwissend. Warum der bekennende Neonazi unbemerkt bis in den Stadtbezirksvorstand aufrücken konnte, kann niemand aus der CDU-Gliederung beantworten. Obwohl er seit zwei Jahren Schriftführer sei, wäre er bislang bei keiner Veranstaltung oder Sitzung des Bezirks anwesend gewesen, unternimmt der Verbandsvorsitzende Stefan Weidelich einen Rechtfertigungsversuch. Er kenne ihn nur flüchtig, obwohl beide zusammen studieren. Budzynski freilich sieht das anders, er bezeichnet Weidelich als „Freund“.  

Unmittelbar nachdem seine rechtsextremistischen Aktivitäten publik geworden waren, trat Budzynski von seinem Vorstandsposten zurück. Seine Unions-Mitgliedschaft hat er aber behalten.