Nationalistische Aufmärsche und Übergriffe in Russland

Russischer Nazi am "Tag der Nationalen Einheit"

Es sind nur noch wenige Wochen bis zum Großkampftag der russischen Nationalist_innen. Am 4. November werden, so scheint es zur Zeit, trotz des heftigen staatlichen Drucks auf die Strukturen der (außerparlamentarischen) Nationalist_innen und Verbote militanter Naziorganisationen, wie der sogenannten „Bewegung gegen nichtlegale Immigration“ (DPNI) und Slavjanskij Sojuz, landesweit sogenannte „Russische Märsche“ stattfinden. Seit Tagen wird mit Kundgebungen, Demonstrationen und Übergriffen für die Einheit der Nationalist_innen geworben und zum Marsch mobilisiert.

 

Am 1. Oktober fand in Moskau der sogenannte „Marsh ravenstva“ (Marsch der Gleichheit) gegen Diskriminierung von LGBT Menschen und für gleiche Rechte statt, der von einem breiten Bündnis sozialer, schwullesbischer und anderer Initiativen organisiert wurde. Es kamen circa 50 Menschen. Vor, während und nach der Veranstaltung versuchten die Sicherheitskräfte die Kundgebung zu stören oder ganz zu verhindern. Außerdem kam es zu Übergriffen auf die Kundgebung von homophoben Gegendemonstrant_innen und Nationalist_innen, die zeitgleich in der Nähe eine eigene Kundgebung im Rahmen einer landesweiten Aktion gegen vermeintlich „ethnische Verbrechen“ veranstalteten.

 

Weitere Veranstaltungen des neuen nationalistischen Bündnisses „Russkie“, hinter dem mit Alexandr Belov Potkin und Dmitrij Demuschkin die verbotenen Organisationen DPNI und Slavjanskij Sojuz stecken, fanden in St. Petersburg, Novosibirsk, Tomsk, in Saratov, wo allerdings lediglich sechs Personen teilnahmen, Kazan und anderen Städten statt. Aufgrund dieses Mißerfolgs ist es allerdings verwunderlich, daß die mächtig unter Verfolgungsdruck stehende, politisch völlig irrelevante und zersplitterte nationalistische Bewegung erneut zum „Russischen Marsch“ mobilisiert.

 

Wie auf dem Blog des „Nationalen Nachrichtendienstes“ am 6. Oktober zu lesen war, ruft ein „Zentralkomitee Russischer Marsch“ landesweit zu Demonstrationen und Kundgebungen auf. Die Erklärung kam zwei Tage nach der Anmeldung einer nationalistischen Demonstration am 4. November zum „Tag der Einheit des Volkes“ in Moskau. Zu dem 5 km Langen „Marsch“, so behaupten die Nazis, erwarten sie 15.000 Teilnehmer_innen. Diese Zahl kann allerdings angesichts der letzten Veranstaltungen getrost als Witz betrachtet werden. Damit machen sich die Organisator_innen nur lächerlich. Anmelder_innen sind übrigens erneut mit Belov und Demuschkin zwei bekannte Namen zu denen sich allerdings noch Vladimir Tor (aka Vladlen Kralin) von der „Russkoe Obshestvennoe Dvizehenie“ (ROD) gesellt. Weitere „Russische Märsche“ soll es offenbar in Novosibirsk, Krasnojarsk und in Kirov geben.

 

Erstaunlich ist, daß sich die Autonomen Nationalist_innen um Russkij Obraz und die Straight-Edge-Nazis von „Soprotivlenie“ offenbar nicht an den Vorbereitungen zum „Russischen Marsch“ beteiligen. Außerdem planen sie bisher keine eigenen Veranstaltungen. Bleibt abzuwarten, ob sich das noch ändert.

 

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