Der Workshop wird veranstaltet von der DIG Jugend Hochschulgruppe und findet am 10.09.2011 um 16:00 uhr in der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften, Tennenbacher Str. 4 statt. Zum Inhalt:
Workshop Antiamerikanismus: „Damned you for what you seem to be, damned for what you are, and damned no matter you do“.
„Amerikanisierung der Verhältnisse“ ist eines der schlimmsten apokalyptischen Szenarien, die man in Deutschland zu bieten hat. Schlechtes Essen, Mord und Totschlag überall, Ellenbogengesellschaft und Turbokapitalismus, Ersetzung schöner deutscher Wörter durch amerikanische Ausdrücke, die Kunst geht zugrunde, an den Universitäten wird nur noch Englisch gesprochen – alles wird von Amerika kaputtgemacht. Und dann noch der Imperialismus erst! Diese wahrgenommenen Bedrohungen sind keineswegs etwas Neues, wie der streckenweise schrille Alarmismus der Warner und Mahner suggeriert. Seitdem Menschen in Scharen ihre Scholle in Europa hinter sich ließen und ein besseres Leben in der Neuen Welt suchten, haben die Zurückbleibenden Amerika zunächst noch mit herablassendem Dünkel, später mit Misstrauen und schließlich auch mit Abscheu und Hassbetrachtet. Die argwöhnische Antipathie gegenüber Amerika und den USA war zunächst eine Regung der Reaktion, die das Herauslösen des Individuums aus den feudalen Zwangsverhältnissen Europas zu verhindern suchte.
Heute ist der Antiamerikanismus über alle gesellschaftlichen Gruppen hinweg Ausweis und Orden einer „kritischen“ Haltung – maßgeblich gerade auch in sich als politisch „links“ verstehenden Kreisen. Mitunter mehr noch als Israel gelten die USA als „künstliches Gebilde“, als zersetzende Macht, die Kulturen zerstört, unterjocht, mit Waffengewalt ihre Vorstellungen von universalen Menschenrechten durchsetzt und ihre Interessen rücksichtslos verfolgt. Dabei geht es dem antiamerikanischen Ressentiment entgegen der Selbstwahrnehmung seiner TrägerInnen eben nicht um „Kritik an amerikanischer Politik“. Es halluziniert sich vielmehr als Opfer einer als stark anerkannten, aber gleichzeitig kulturlosen und moralisch verkommenen Macht und wähnt sich infolgedessen als fortschrittlich, widerständig und moralisch besonders legitimiert.
In diesem Workshop soll näher betrachtet werden, wogegen sich der Antiamerikanismus inhaltlich richtet und was er dem, was er zu „kritisieren“ vermeint, ideologisch entgegensetzt. Einerseits sitzt er schlicht wahnhaften Irrtümern auf, andererseits ist er eben nicht nur aus Unkenntnis gespeist, sondern trägt die deutlichen Züge eines handfesten Ressentiments, dass sich gegen Aufklärung, Moderne und die Ansätze zur Befreiung des Individuums von kollektiven Zwängen richtet – und hinter diese Entwicklungen zurückfallen will, anstatt sie emanzipatorisch über sich hinauszutreiben. Dabei wird gesondert betrachtet, welche Parallelen, aber auch Unterschiede der Antiamerikanismus zum Antisemitismus und Antizionismus aufweist.