Falsche Zensus-Bögen in Kasseler Briefkästen

Erstveröffentlicht: 
17.05.2011

Gegner der Volkszählung verteilen ihre eigenen Fragebögen

 

Kassel. In mehreren Kasseler Haushalten sind in den vergangenen Tagen gefälschte Fragebögen für den Zensus aufgetaucht. Offensichtlich handelt es sich dabei um eine Aktion von Gegnern der Volkszählung. Wer genau dahinter steckt, ist allerdings unklar. Die Fragebögen sind als einfache Zettel ohne Umschläge in Briefkästen vornehmlich im Kasseler Westen eingeworfen worden.

 

Dass es sich bei den jetzt aufgetauchten Bögen um Fälschungen handelt, ist relativ leicht zu erkennen, weil einige Fragen sehr absurd sind. So wird beispielsweise nach der sexuellen Orientierung gefragt. Eine weitere Frage lautet: Sind sie für die Wiedereinführung der Prügelstrafe in öffentlichen Bildungseinrichtungen?

Die ausgefüllten Bögen sollen an eine nicht existierende Zensusstelle, Datenstraße 14 in Berlin geschickt werden. Als Kontaktstelle für nähere Informationen ist die offizielle Nummer des Statistischen Bundesamtes genannt.

Schon in anderen Städten waren gefälschte Fragebögen aufgetaucht, unter anderem in Braunschweig und Sachsen. Das Statisches Bundesamt prüfe rechtliche Schritte gegen den oder die Urheber, teilte ein Sprecher mit. Gleichzeitig werden Empfänger gefälschter Fragebögen gebeten, sich an die statistischen Ämter beziehungsweise an die zuständige Erhebungsstelle zu wenden. Hier sind das Stadt und Landkreis Kassel.

Im Internet gibt es zahlreiche Seiten, die zum Boykott des Zensus’ aufrufen. Auch der falsche Fragebogen ist im Netz verfügbar. Jeder kann ihn auf der Internetseite http://linksunten.indymedia.org/ herunterladen, ausdrucken und dann verteilen.

Offizielles Sprachrohr der Kritiker ist der Arbeitskreis (AK) Zensus, ein Bündnis, das sich über das Internet organisiert hat. Zu den Gründern gehören unter anderem Mitglieder des Chaos Computer Clubs sowie Bürgerrechtler und Datenschutzrechtler.

Der AK Zensus rufe niemanden zu Boykott-Aktionen auf, sagte dessen Sprecher Michael Ebeling auf Anfrage. Auch er habe davon gehört, dass in einigen Städten gefälschte Fragebögen verteilt worden seien. Aber damit habe der AK Zensus nichts zu tun. Auch andere kritische Gruppen wie die Piratenpartei Kassel bestritten auf Anfrage, für das Verteilen der gefälschten Fragebögen verantwortlich zu sein.

Dem AK Zensus gehe es in erster Linie darum, über den Zensus mit seinen Begleiterscheinungen zu informieren. Es werde nicht ausreichend beleuchtet, was mit den gesammelten Daten im Detail passiert. Bisherige Mitteilungen des Statistischen Bundesamtes „strotzen nur so vor Halbwahrheiten“, sagte Ebeling. (clm)