Der Auftakt des zentralen Ostermarsches der Friedensbewegung Baden-Württemberg fand mit hunderten TeilnehmerInnen beim Deserteursdenkmal am Theaterhaus auf dem Pragsattel in Stuttgart statt. Unter anderem sprach dort der US-Kriegsverweigerer und Deserteur André Shepherd über seine Entscheidung, sich von seiner Einheit abzusetzen und zum Deserteur zu werden.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge lehnte kürzlich seinen
Antrag auf Asyl in Deutschland ab. Der Fall Shepherd wurde im November
2008 bekannt, nachdem Shepherd mit Unterstützung von Kriegsdienstverweigerungsnetzwerken
an die Öffentlichkeit ging und seine Geschichte erzählte. Der damals
31-Jährige war als Hubschraubermechaniker für die Reparatur und Wartung
von Apache Kampfhubschraubern der US-Armee zuständig, wobei er von
September 2004 bis Februar 2005 auch im Irak eingesetzt wurde.
Ein Vertreter des Offenen Treffens gegen Krieg und Militarisierung (OTKM)
thematisierte den Zusammenhang zwischen Krieg und Imperialismus. Vom
Deserteursdekmal aus ging der anschließende Demonstrationszug über den
Pragsattel zum Kreiswehrersatzamt. Die von den zahlreichen
Friedensgruppen und linken Parteien mitgeführten Transparente standen
unter den Slogans wie zum Beispiel „Frieden schaffen ohne Waffen“, „Nein
zum Krieg“, oder forderten den sofortigen Abzug aller deutschen
Soldaten aus Afghanistan.
Vor dem Kreiswehrersatzamt sprach Jonna Schürkes von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) zur zunehmenden Militarisierung der Schulen und der Öffentlichkeit. Ein ein betroffener Schüler berichtete vom Protest gegen einen Jugendoffizier am Georgiigymnasium in Esslingen.
Auf der Theodor Heuss Straße wiesen AntifaschistInnen mit einer Transparentaktion auf die Proteste gegen den am 1. Mai in Heilbronn geplanten Naziaufmarsch hin. Weiter zog der Demonstrationszug bis zum Stuttgarter Schlossplatz. Hier
sprachen der Vorsitzende der DGB-Region Bernhard Löffler, Heike Hänsel
langjähriges Mitglied im Koordinierungsausschuss des Friedensnetzes und
MdB Die Linke sowie Regina Hagen vom Vorstand des Global Network Against
Weapons and Nuclear Power in Space. In den Reden wurde unter anderem
auch der Zusammenhang zwischen der angeblich "friedlichen Nutzung der
Kernenergie", dem Desaster in Fukushima und den immer noch in
Deutschland lagernden Atomsprengköpfen hergestellt.
Im Anschluss an den Ostermarsch nahmen mehrere Dutzend Menschen an einer
Protestaktion des Offenen Treffens gegen Krieg und Militarisierung beim
in Stuttgart gelegenen Africom - dem Oberkommando über US-amerikanische Militäroperationen auf dem gesamten afrikanischen Kontinent mit Ausnahme von Ägypten teil.
Die Ostermärsche sind seit über 50 Jahren traditioneller Bestandteil des
Friedenskampfes in der BRD. Am Montag plant die Friedens- und
Antiatombewegung beim Kernkraftwerk Neckarwestheim weitere Proteste: In
der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 kommt es im Atomkraftwerk
Tschernobyl zum Super-GAU. Tödliches radioaktives Material wird
innerhalb von Minuten freigesetzt. Tausende von Betroffenen sterben an
den Folgen der radioaktiven Strahlung - entweder sofort oder qualvoll im
Laufe der folgenden Jahre. Die Krebserkrankungen in den verstrahlten
Gebieten, vor allen Dingen bei Kindern, steigen bis heute an. Unter
anderem das Aktionsbündnis Castor Widerstand Neckarwestheim fordert:
"Setzen wir jetzt deutliches Abschalt-Zeichen! Das Bauernopfer GKN 1
reicht nicht aus. Wir wollen keinen weiteren Atommüll mehr, kein
weiteres "Restrisiko". Sondern den Atomausstieg jetzt, auch das
Abschalten von GKN 2. Für die Sofortige Stilllegung aller Atomanlagen!"
Demonstration zum Atomkraftwerk Neckarwestheim
Ostermontag, 25. April, Treff 13 Uhr, Bahnhof Kirchheim/N.