Neonazistische Gewalt in Potsdam - 6 Übergriffe in kurzer Zeit

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Die Potsdamer Neonazis werden wieder gewalttätiger. So kam es seit Beginn des Jahres zu einer Reihe von Übergriffen und versuchten Angriffen, die sich vorrangig im Stadtteil Waldstadt abspielten. Betroffene dieser Gewalttaten waren vermeintlich linke und antifaschistische Jugendliche.

 

So kam es in den Abendstunden des 16.01.2011 zu einem Übergriff auf einen alternativen Jugendlichen in der Waldstadt, bei dem der Betroffene von 2 Neonazis bedroht und anschließend geschlagen wurde. Danach konnte sich der Betroffene in Sicherheit bringen. Weiterhin wurde in der Nacht zum 27.02.2011 ein vermeintlicher Antifaschist von drei Potsdamer Neonazis in einer Straßenbahn am Johannes-Kepler-Platz angepöbelt und versucht aus der Bahn zu ziehen. Glücklicherweise schritt hier der Bahnfahrer ein, sodass nichts schlimmeres passieren, jedoch die Neonazis flüchten konnten. Des Weiteren kam es am am 05.03.2011 zu gleich zwei Übergriffen auf vermeintliche Antifaschist_innen. Am Tage bedrohten Neonazis eine Person und verfolgten sie anschließend, wobei hier der Betroffene noch rechtzeitig entkommen konnte. Anders am selben Abend, als mehrere Neonazis versuchten eine Person von ihrem Fahrrad zu ziehen und ihr mehrmals ins Gesicht schlugen. Die Person konnte sich allerdings auf dem Fahrrad halten und flüchten. Nach diesen Vorfällen tauchten im Gebiet Waldstadt die ersten neonazistischen Aufkleber zum 14. April 1945 auf. Thematisiert wird darin die Bombardierung Potsdams am Ende des 2. Weltkrieges. Auch im vergangenen Jahr veranstaltete die Potsdamer Neonaziszene vielerlei Propagandaaktionen. Mit Stickern und einer eigenen Internetkampagne der "Alternative Jugend Potsdam" und der "Freie Kräfte Potsdam" wurde versucht geschichstrevisionistische Inhalte zu verbreiten. Die Aktivitäten der Neonazis gipfelten in einer im Wald versteckten "Trauerveranstaltung".

 

Bei den oben genannten Übergriffen blieb es jedoch nicht. Am 08.03.2011 kam es erneut zur Bedrohung eines Jugendlichen durch eine Gruppe von Neonazis, wobei auch hier der Betroffene zum Glück flüchten konnte. Auch dieser Übergriff fand in der Waldstadt statt. Der bisher jüngste und auch folgenschwerste Übergriff fand in einer Regionalbahn nach Berlin statt, in der einem vermeintlichen Antifaschisten eine Flasche über den Kopf geschlagen wurde. Der Täter flüchtete anschließend am Bahnhof Rehbrücke in den angrenzenden Wald. Der Verletzte musste danach stationär aufgrund von tiefen Schnittwunden behandelt werden.

 

Diese Szenen kommen uns bekannt vor, wenn wir an den von den Neonazis ausgerufenen „summer of hate“ im Jahr 2005 zurückdenken. Hier kam es zu schweren Übergriffen auf Menschen, welche sich aktiv gegen das Treiben der Neonazis stellten oder auch einfach nur nicht in deren Weltbild passten. Im letzten September wurde von Antifaschist_innen versucht, auf die aktuell zu verzeichnende Zunahme an neonazistischen Aktivitäten in Potsdam aufmerksam zu machen. Hierbei wurde auch die Situation in der Waldstadt thematisiert und verdeutlicht, dass es für linke und antifaschistische Jugendliche momentan sehr schwer ist dort in Ruhe zu leben.

 

Dies kann und darf so nicht weitergehen. Jetzt gilt es die Betroffenen aktiv zu unterstützen und alle antifaschistisch Denkenden auf zu fordern sich den aktuellen Zuständen in Potsdam und besonders im Stadtteil Waldstadt entgegen zu stellen.

 

Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam {APAP}


 

Es folgt eine Chronik neonazistischer Ereignisse (in der Waldstadt) für den Zeitraum April 2010 bis März 2011:

 

  • 12.04.2010 - Propagandaaktionen in den Stadtgebieten Zentrum-Ost, dem Stern, Drewitz und der Waldstadt. Hierbei werden zahlreiche Aufkleber bzgl. der "Nacht von Potsdam" verklebt und neonazistische und geschichtsrevisionistische Parolen auf Straßen und Wände geschrieben. (Quelle: AALP)
  • 05.05.2010 - Plakataktion der "FKP" und "AJP" zum 08.Mai 1945 mit der Aufschrift "8.Mai - wir kapitulieren nie!" in Fahrland, Marquardt, Satzkorn, Groß-Glienicke, Drewitz, Schlaatz, Waldstadt, Rehbrücke und dem Stern sowie der Stadt Brandenburg. (Quelle: APAP)
  • 19.09.2010 - Neonazis der "FKP" vermummen sich mit weißen Masken und zeigen vor verschiedenen Wahllokalen in Potsdam eine Transparent mit der Aufschrift "Die Demokraten bringen uns den Volkstod". Dabei posieren sie auch in der Waldstadt vor dem Oberstufenzentrum II. (Quelle: "FKP", APAP)
  • 23.09.2010 - In der Waldstadt werden vor mehreren Wohnungen vermeintlich linker Jugendlicher Naziparolen geschrieben und dadurch versucht sie ein zu schüchtern. (Quelle: AALP)
  • 25.09.2010 - Neonazis sprühen und kleben - "Summer Of Hate Reloaded" - großflächig entlang der Route der Antifademo, die in der Waldstadt endet. (Quelle: Antifa Westhavelland, AALP)
  • 01.01.2011 - Flyeraktion der "Freie Kräfte Potsdam" zur Kampagne "Die Demokraten bringen uns den Volkstod" in der Waldstadt (Quelle: "FKP" und Augenzeug_innen)
  • 16.01.2011 - Ein Antifaschist wird in der Waldstadt von zwei Neonazis bedroht und geschlagen (Quelle: APAP)
  • 27.01.2011 - Neonazis bringen einen Teil der Schleife des Gedenkkranzes der Partei Die Linke an der Tür alternativer Jugendlicher in der Waldstadt an, den sie zuvor vom Platz der Einheit entfernt hatten. (Quelle: AALP)
  • 05.03.2011 - Ein Antifaschist wird am späten Abend in der Waldstadt von einer Gruppe Neonazis angegriffen und ins Gesicht geschlagen (Quelle: APAP)
  • 05.03.2011 - Ein Antifaschist wird in der Waldstadt von mehreren Neonazis angepöbelt und anschließend verfolgt. Der Betroffene kann entkommen. (Quelle: APAP)
  • 08.03.2011 - Ein Antifaschist wird im Caputherheuweg (Waldstadt) von einer Gruppe von ca. 10 Neonazis angepöbelt und verfolgt. Der Betroffene kann entkommen. (Quelle: APAP)
  • 12.03.2011 - Ein Antifaschist wird in einem Zug kurz vor Potsdam von einem Neonazi mit einer Glasflasche angegriffen und damit ins Gesicht geschlagen. Der Täter steigt am Bahnhof Rehbrücke aus und flüchtet in Richtung Waldstadt. Der Betroffene muss daraufhin stationär behandelt werden. (Quelle: APAP)

 

Das Antifaschistische Pressearchiv Potsdam hat jeden Dienstag ab 18 Uhr geöffnet.
Hier, in der Zeppelinstraße 25, kann sich über die Potsdamer Neonaziszene informiert aber auch die Arbeit des APAP aktiv unterstützt werden. Indem ihr uns zum Beispiel Informationen über Neonazipropaganda zu kommen lasst, können wir Chroniken wie diese erst erstellen und somit die Öffentlichkeit darüber informieren.