Bei Rechten beliebte Mode nach nur zwei Monaten wieder aus dem Europacenter verschwunden
Am Montag letzter Woche blieb der Laden mit dem Namen »Viking Brands« im Europacenter am Tauentzien geschlossen. Dort wurde seit zwei Monaten Mode der bei Neonazis beliebten Marke »Erik & Sons« verkauft. Ein breites Bündnis von Nachbarn, politischen Gruppierungen und dem Bezirksamt konnte den Betreiber kurzfristig zur Geschäftsaufgabe bewegen.
Völlig überraschend hatte die Familie Carkirtekin zum 1. Dezember 2010 das Sortiment ihres Geschäftes, das sie seit 1996 im Europacenter betrieb, ausgetauscht und nur noch Kleidung der aus der Nazi-Szene bekannten Marke »Thor Steinar« angeboten. Dies stoppte das Europacenter nach wenigen Tagen mit einer einstweiligen Verfügung. Doch bereits kurz darauf verkauften die Pächter Ware von »Erik & Sons«, die sonst nur über einen eigenen Onlineversand, den Versand der NPD-Parteizeitung »Deutsche Stimme« sowie in rechten Szene-Läden erhältlich ist. Auch weil die T-Shirt- und Pullover-Aufdrucke von »Erik & Sons« stilisierte Runen, Bezüge zur Wehrmacht sowie Waffen und Personen aus dem Nationalsozialismus zeigen, sehen antifaschistische Organisationen, aber auch die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) die Kleidung in der Neonazi-Szene verankert.
Das Europacenter ging daher seit Ende des Jahres mit einer Räumungsklage gegen den Ladenbetreiber vor. Anfang Februar einigten sich das Einkaufscenter und die Familie Carkirtekin plötzlich außergerichtlich. Centermanager Uwe Timm zeigte sich erleichtert: »Wir sind froh, dass dieses Kapitel abgehakt ist.« In Zukunft soll ein Passus im Mietvertrag verhindern, dass sich rechte Firmen ins Europacenter einmieten. Die Klausel geht allerdings über den Vorschlag der MBR hinaus und soll nicht nur »rechtsradikale«, sondern ebenso »linksradikale« Bezüge von Produkten und Händlern verbieten.
Marc Schulte (SPD), Bezirksstadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf, ist erfreut, dass »Thor Steinar« und »Erik & Sons« nur kurze Zeit im Bezirk verkauft wurden. »Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft haben Hand in Hand gearbeitet, um die rechtsradikale Mode zu vertreiben.« Gleichzeitig räumte Schulte ein, dass der Bezirk auf solch eine Situation nicht vorbereitet war. »So schlimm die Ladenöffnung war, sie war auch ein Impulsgeber dafür, dass die Kräfte gegen Rechts zusammen kamen«, bilanzierte Schulte. Denn seit Mitte Januar übte auch das neu gegründete »Bündnis gegen Rechts Charlottenburg-Wilmersdorf«, unterstützt von Antifa-Gruppen, den Grünen, der Linkspartei, der SPD sowie ihren Jugendorganisationen, Druck auf die Betreiber aus. Mehrmals wurden im Europacenter Flyer gegen »Erik & Sons« verteilt.
Für bei Nazis beliebte Läden wird die Luft in Berlin derzeit dünn. Im November letzten Jahres musste der Thor Steinar-Laden »Tønsberg« in Mitte schließen. Gegen den verbliebenen »Tromsø« in Friedrichshain ruft die »Initiative gegen Rechts Friedrichshain« erneut zur Demonstration am 26. Februar unter dem Motto »2 Jahre Tromsø sind 2 Jahre zu viel!« auf. Von Katja Herzberg