Tagebuch eines Faschisten (Arte-Doku)

Erstveröffentlicht: 
07.02.2011

Mario Piazzesi, Faschist
Von den vielen Tagebüchern, Memoiren und Erfahrungsberichten über das Mussolini-Regime hebt sich die Chronik des 1919 erst 17 Jahre alten Mario Piazzesi deutlich ab: Weil er seine Einträge unter dem frischen Eindruck des Erlebten verfasste, wirkt sein Tagebuch authentischer und glaubwürdiger als andere Quellen. Piazzesis in den Jahren 1919 bis 1922 verfasster aufwühlender Zeitzeugenbericht bietet Erklärungsansätze dafür, warum sich der Faschismus nach und nach in der italienischen Gesellschaft ausbreiten konnte, und zeigt, wie die Faschisten den Feind systematisch mittels Gewalt zu vernichten versuchten.

 

Das Tagebuch endet mit dem Marsch auf Rom und der Machtergreifung Mussolinis. In den folgenden Jahren spitzte sich der Konflikt zwischen den Interventionisten in der faschistischen Bewegung und Mussolini und seinen politischen Ambitionen zu. Einige junge Mitglieder traten aus den "Squadre" aus. Die Mehrheit wechselte zur faschistischen Miliz.
Die Dokumentation wählt die Perspektive eines Jugendlichen, der - wie viele junge Leute - tatendurstig die italienische Gesellschaft verändern will und dafür den Weg des bewaffneten Kampfes wählt. Die filmische Umsetzung von Mario Piazzesis Tagebuch gibt Einblicke in den aufkeimenden italienischen Faschismus und die breite Unterstützung, die der "Duce" in der Bevölkerung genoss und die er später zur Errichtung einer Diktatur zu nutzen verstand.