Heilbronn:Rechtsradikaler zerlegt Arrestzelle

Erstveröffentlicht: 
08.02.2011

Von Helmut Buchholz

 

Heilbronn - So viel Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft wie bei Christoph R. haben selbst erfahrene Strafverfolger selten erlebt. Wie schon so oft stand der 26-Jährige gestern wieder vor Gericht − diesmal wegen Sachbeschädigung und Beleidigung. Der Zerstörungswut des Angeklagten fiel während eines Prozesses im August 2010 die Arrestzelle 01 im Heilbronner Landgerichtsgebäude zum Opfer.

 

Parolen, Hakenkreuze


Der bekennende Rechtsextreme stand damals vor Gericht, weil er einem Mithäftling im Heilbronner Gefängnis eine Schere in den Hals gerammt hatte. In den Verhandlungspausen des Verfahrens hat der äußerst aggressive Mann die Toilette der Zelle so zusammengetreten, dass nur eine Notreparatur ihre Überschwemmung verhinderte. Den Putz der Wände schlug er mit einem herausgerissenen Lüftungsgitter herunter. Die Zellentür übersäte er mit zehn Hakenkreuzen und Parolen, die gegen Wachtmeister im Gerichtsgebäude gerichtet waren, wie zum Beispiel diese: "In Buchenwald sind noch Plätze frei für Denunzianten. Ab ins Lager zum Vergasen mit Zyklon B." Die Sanierung der Arrestzelle kostete 1138 Euro.

Im August verurteilten ihn die Richter wegen gefährlicher Körperverletzung zu vier Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. Selbst sein Verteidiger schloss sich dieser höchsten Maßregel an, die es nach deutschem Gesetz gib. Der Grund: Alle Verfahrensbeteiligten waren sich einig, dass der Mann mit einer ungünstigen Kriminalprognose eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt und für unbestimmbare Zeit weggesperrt werden muss. Die Strafe für die kaputte Zelle und die Beleidigungen, die die 3. Große Strafkammer gestern verhängte: Christoph R. muss 120 Tagessätze à vier Euro Geldstrafe zahlen. Obwohl er, wie er lauthals betonte, stattdessen lieber länger in Haft geblieben wäre.

 

Pöbeleien


"Geldstrafen sind zur Einwirkung auf ihn sinnvoller", begründete der Vorsitzende Richter Norbert Winkelmann das Urteil. Alle anderen Sanktionen zeigten bisher wenig Wirkung. Wie eh und je pöbelte Christoph R. gestern die Richter an, nannte sie "Heuchler" und ihre Fragen "Blabla". Ob sie nichts Besseres zu tun hätten als diesen "Scheißdreck", wollte er wissen. Fünf Justizbeamte sorgten vorsorglich im Gerichtssaal für Sicherheit. Fußfesseln und Handschellen blieben die ganze Verhandlung über geschlossen. Das Gericht ließ ihn während der Urteilsberatung im Gerichtssaal sitzen − um die Arrestzelle zu schützen.