Antifastische Szene reagiert auf Überfall auf Szenekneipe Hamburger Hof
Minden (hjA). Mit einer Demonstration hat die antifaschistische Szene am Samstagabend auf den Überfall reagiert, der vor einer Woche möglichweise von Rechtsextremisten auf die linke Szenekneipe und das Kulturzentrum Hamburger Hof am Königswall in Minden verübt wurde. Rund 100 Demonstranten trafen sich gegen 18 Uhr vor dem Bürgerzentrum BÜZ auf dem Johanniskirchhof, um von dort am "Hof" vorbei bis zur Königstraße zu ziehen. Zwei Stunden später gab es eine Abschlusskundgebung am BÜZ. An der Demonstration beteiligten sich keine Gruppen des Mindener Bündnisses gegen Rechtsextremismus.
Bereits am Freitag bereitete sich die Polizei auf die von einem Lipper Antifa-Mitglied angemeldete Demonstration vor. Am Samstagnachmittag traf eine Hundertschaft aus Bochum in der Weserstadt ein, um am Abend die Antifa-Mitglieder bei ihrem Demonstrationszug zu begleiten. Zuvor wurden am Bahnhof Minden ankommende Züge beobachtet, weil die Polizei vor allem mit Antifaschisten aus dem Raum Bielefeld und Hannover rechnete. Die auch für Gewalttätigkeiten bekannten Antifa-Angehörige wurden von der Polizei zum Kundgebungsort in der Innenstadt geleitet.
Am Abend gab es Befürchtungen, dass parallel zur Demonstration der antifastischen Bewegung auch Neonazis vor allem aus dem Schaumburger Raum in die Weserstadt kommen werden. So hatte der bekannte Neonazi Marcus Winter beim Staatsschutz in Bielefeld angekündigt, am Samstagabend mit einer Gruppe "den Mindener Weihnachtsmarkt besuchen" zu wollen. Winter gilt als einer der führenden Köpfe der rechtsextremen Szene und hat bereits wegen verschiedener Delikte, darunter Volksverhetzung, im Gefängnis gesessen. Erst im Frühjahr war der Neonazi aus Schaumburg aus der Haft entlassen worden.
Nach einer kurzen Kundgebung zogen die rund 100 teils vermummten Antifa-Demonstranten unter Polizeibegleitung vorbei am Hamburger Hof bis zur Königstraße, wo es eine Zwischenkundgebung gab, in der dazu aufgerufen wurde, sich gegen Rechtsradikalismus zu wenden. Es sei alles friedlich verlaufen, erklärte Polizeisprecher Burkhard Lübker gegenüber MT-Online. Allerdings befürchtet die Polizei, dass es nach Abschluss der Demonstration, die gegen 20 Uhr am BÜZ aufgelöst wurde, noch zu Auschreitungen in der Innenstadt kommen könnte.
Die Antifa wollte den Demonstrationszug, der vom bekannten Paderborner Aktivisten Frank Gockel angemeldet worden war, zunächst durch die Bäckerstraße und die übrige Innenstadt führen. Nach Gesprächen mit der Polizei wurde schließlich der Weg über den Marienwall, die Hufschmiede, den Königswall bis zur Königstraße und zurück festgelegt.
Hintergrund für die Demo war ein Überfall, den Gewalttäter in der Nacht zum vergangenen Sonntag auf den "Hamburger Hof" ausgeübt hatten. Nach Zeugenaussagen waren dabei rechtsradikale Parolen gegrölt worden. Die Inneneinrichtung der Kneipe wurde teilweise zerstört. Ein Gast aus Bünde wurde angegriffen und verletzt. Trotz sofortiger Fahndung der Polizei konnten die Täter unerkannt entkommen.