DORTMUND Sie verurteilen den Kapitalismus und verdienen selbst nach dessen erfolgreichem Prinzip: Neonazis, die über das Internet Sturmhauben, Reizgas, Fahnen, Aufkleber oder Musik-CDs verkaufen. (Von Peter Bandermann)
Manches ist illegal. Bei Hausdurchsuchungen am Mittwoch in der Weststadt, Dorstfeld und Lütgendortmund hat die Polizei mehrere Computer beschlagnahmt, um Verbotenes aufzuspüren. Der Verdacht: Der in Dortmund operierende „Resistore“-Vertrieb verkauft Musik mit volksverhetzenden Inhalten, die den politischen Widerstand („resistor“) ideologisch untermauern sollen.
Die Computer sind für die Justiz
interessant, weil damit nicht nur der Vertrieb von verbotenem
Propagandamaterial nachgewiesen werden kann – die Ermittler kommen
mit den Daten auch an die Namen und Adressen der neuen Besitzer des
Materials.
Die Resistore-Razzia vom Mittwoch könnte also
einen Dominoeffekt und Strafverfahren auch an anderen Orten auslösen.
Das Dortmunder Vertriebsbüro, bei dem die Kunden als „nationale
Aktivisten“ ihr Propaganda-Material einkaufen, ist u. a. für einen
Dorstfelder Oberkameraden ein einträgliches Geschäft.
Antikriegs-
und Demonstrationstag
Sein Marketing-Prinzip ist
ebenso einfach wie erfolgreich: Man organisiere einen Antikriegs- und
Demonstrationstag, propagiere die Teilnahme von über 1000
Gesinnungsgenossen, provoziere durch Attacken vorher die
Antifa-Gegner (so geschehen im August), sorge damit auf seinen
Internetseiten für viele Klicks durch eigene Kameraden und baue
blinkende Banner ein, die potenzielle Kundschaft in den virtuellen
Nazi-Shop führen.
Wer dann die Musik für den „Tag der
Rache“ oder den „Hartz IV Boogie“ hören will, legt ein
Nazi-Produkt mit Hass-Inhalten in den virtuellen Warenkorb.
Hausdurchsuchungen allerdings können dieses Geschäft
verderben, wenn sie bundesweit bekannt werden – denn wer will beim
Nazi-Vertrieb Verbotenes bestellen, wenn der Staatsschutz die
Verkäufer-Computer einkassiert und die Kundendaten liest ...