Razzia: Rechten Internethandel unterbrochen

Nazis demonstrieren in Dortmund (Foto: Bandermann)
Erstveröffentlicht: 
26.11.2010

DORTMUND Sie verurteilen den Kapitalismus und verdienen selbst nach dessen erfolgreichem Prinzip: Neonazis, die über das Internet Sturmhauben, Reizgas, Fahnen, Aufkleber oder Musik-CDs verkaufen.      (Von Peter Bandermann)

 

Manches ist illegal. Bei Hausdurchsuchungen am Mittwoch in der Weststadt, Dorstfeld und Lütgendortmund hat die Polizei mehrere Computer beschlagnahmt, um Verbotenes aufzuspüren. Der Verdacht: Der in Dortmund operierende „Resistore“-Vertrieb verkauft Musik mit volksverhetzenden Inhalten, die den politischen Widerstand („resistor“) ideologisch untermauern sollen.

Die Computer sind für die Justiz interessant, weil damit nicht nur der Vertrieb von verbotenem Propagandamaterial nachgewiesen werden kann – die Ermittler kommen mit den Daten auch an die Namen und Adressen der neuen Besitzer des Materials.

Die Resistore-Razzia vom Mittwoch könnte also einen Dominoeffekt und Strafverfahren auch an anderen Orten auslösen. Das Dortmunder Vertriebsbüro, bei dem die Kunden als „nationale Aktivisten“ ihr Propaganda-Material einkaufen, ist u. a. für einen Dorstfelder Oberkameraden ein einträgliches Geschäft.

Antikriegs- und Demonstrationstag

Sein Marketing-Prinzip ist ebenso einfach wie erfolgreich: Man organisiere einen Antikriegs- und Demonstrationstag, propagiere die Teilnahme von über 1000 Gesinnungsgenossen, provoziere durch Attacken vorher die Antifa-Gegner (so geschehen im August), sorge damit auf seinen Internetseiten für viele Klicks durch eigene Kameraden und baue blinkende Banner ein, die potenzielle Kundschaft in den virtuellen Nazi-Shop führen.

Wer dann die Musik für den „Tag der Rache“ oder den „Hartz IV Boogie“ hören will, legt ein Nazi-Produkt mit Hass-Inhalten in den virtuellen Warenkorb.

Hausdurchsuchungen allerdings können dieses Geschäft verderben, wenn sie bundesweit bekannt werden – denn wer will beim Nazi-Vertrieb Verbotenes bestellen, wenn der Staatsschutz die Verkäufer-Computer einkassiert und die Kundendaten liest ...