Gorleben: 400 demonstrierten gegen den weiteren Ausbau des Salzstocks

400 demonstrierten am 14. November in Gorleben vor dem "Schwarzbau" im Salzstock, dem geplanten und seit meht als 30 Jahren bekämpften Endlager.

Wenige Stunden, nachdem der 12. Castor-Transport am 9. November das Zwischenlager Gorleben erreicht hatte, wurde für den weiteren Ausbau des Salzstocks Gorleben "Sofortvollzug" angeordnet: die Reaktion der Atomkraftgegner im Wendland ließ nicht lange auf sich warten, 400 Menschen demonstrierten am 14. November vor den Toren des "Schwarzbaus", des sogenannten Erkundungsbergwerks in Gorleben, erneut für den Stopp des Weiterbaus.


Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) stellte klar, der Quantensprung, große Zulauf zum Anti-Castor-Protest, sei kein Strohfeuer. BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: "Die schwarz-gelbe Regierung wird die Geister nicht mehr los, die sie selbst mit der Laufzeitverlängerung der Reaktoren und dem Festhalten an Gorleben als Endlagerstandort gerufen hat."

Die Auseinandersetzung über das Atommülldilemma habe nun auch CDU-Kreise erreicht. Ehmke bezeichnete die Vorschläge des hessischen Ministerpräsidenten Bouffier hingegen als "Geisterdebatte": "Solange Atomkraft für Schwarz/Gelb Vorfahrt hat, treten wir auf die Bremse, Zehntausende würden auch in Biblis gegen Castor-Transporte auf die Straße gehen."

Die Unterstützung des politischen Anliegens, den Ausstieg aus der Atomkraft und ein Ende jedweder "Erkundung" in Gorleben, fordert auch Propst Stefan Wichard-von Holten, der Grußworte des Lüneburger Landessuperintendenten Jantzen verlas. Bemerkenswert sei, dass inzwischen auch die katholische Kirche auf Distanz zur Atomkraft gegangen sei: Die Ablehnung der Energiepolitik von Schwarz/Gelb reiche weit in konservative Kreise hinein.

"Beschwichtigungsmanöver"

Im Űbrigen hält die BI die Debatte um die Einrichtung von kraftwerksnahen Zwischenlagern oder die Ausweitung der Endlagersuche auf andere Bundesländer für ein Beschwichtigungsmanöver.

Wenn der wachsenden Zahl von Menschen, die in diesem Jahr zu Hunderttausenden zwischen Krümmel und Brunsbüttel, in Berlin und im Wendland gegen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und Gorleben als Endlagerstandort auf die Straße gegangen sind, lediglich ein anderer Zwischenlagerstandort angeboten wird, dann sei die Botschaft der Demonstranten deutlich missverstanden worden, schreibt die BI.

"Solange der Kernkonflikt, die Fortsetzung des atomaren Abenteuers und damit die weitere Anhäufung von Atommüll, nicht ausgeräumt wird, wird sich
die Lage nicht mehr beruhigen", prophezeit die Bürgerinitiative. Dazu passe ein Fundstück, ein Interview mit dem niedersächsischen Ministerpräsident Mc Allister (CDU) in der WELT, das die BI um eine entscheidende Passage erweitert hat, nämlich um das Statement ihres Pressesprechers Wolfgang Ehmke.

DIE WELT: Im Moment engagieren sich die Menschen, siehe Stuttgart, siehe Gorleben, eher gegen den Staat.

McAllister: Hier halte ich es mit Kennedy: "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!" Wir sollten dafür
werben, dass sich die Menschen wieder für etwas engagieren. Dafür brauchen wir attraktive Angebote. Wer sich freiwillig engagiert, sollte besser
behandelt werden als einer, der das nicht macht.

Wolfgang Ehmke: Hier halten wir es mit McAllister, wir werben schon länger freiwillig dafür, dass sich noch mehr Menschen für etwas engagieren. Zum Beispiel für den forcierten Ausbau der Erneuerbaren Energien und das Ende der Atomstromproduktion, zum Beispiel durch den Wechsel des Stromanbieters. Wir streiten für ein ganz anderes Demokratieverständnis, nämlich für echte Bürgerbeteiligung, das ist gut für unser Land. Entschieden wehren wir uns gegen  hohles Gerede von Dialog und Transparenz, während gleichzeitig mit dem weiteren Ausbau des Endlagerbergwerks in Gorleben vollendete Tatsachen geschaffen werden: Das ist nicht attraktiv.

Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow - Dannenberg e.V.
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