BY+BW: Proteste gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken

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Als Reaktion auf die „DGKJ 2010“-Proteste vom September in Potsdam liessen die angesprochenen PädiaterInnen und KinderchirurgInnen verlauten, verstümmeln würden sie inzwischen nicht mehr. Leider strafen sie u.a. ihre eigenen aktuellen Behandlungsrichtlinien nach wie vor Lügen...

Aus aktuellem Anlass gibt's deshalb ab heute 4.11. bis und mit Samstag 6.11. weitere Veranstaltungen und Proteste in Augsburg und Heidelberg.

 

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt – auch in Bayern und Baden-Württemberg.


Nebst einer Infoveranstaltung und einem friedlichen Protest zum diesjährigen GenitalabschneiderInnen-Jahrestreffen der EndokrinologInnen "APE- AGPD 2010" in Augsburg richtet sich eine weitere Aktion zum ersten Mal auch gegen die Ausbeutung von Genitalverstümmelungen und sonstigen medizynischen Verbrechen an Zwittern als "Rohmaterial" für die Geschlechterforschung anhand der "11th EMBL/EMBO" in der Verstümmlerhochburg Heidelberg.

 

    Inhalt
    
Rückblick auf die Aktionen in Potsdam-Babelsberg 16.+18.09.10.
    Operieren auf Teufel komm raus: „APE-AGPD 2010“ in Augsburg 4.+5.11.
    „11th EMBL/EMBO“ in Heidelberg:
    Genitalverstümmelungen als „Rohmaterial“ für die Geschlechterforschung 6.11.

 

Rückblick auf die Aktionen in Potsdam-Babelsberg 16.+18.09.10.


Die beiden friedlichen Aktionen zur "DGKJ 2010" in Verbindung mit 2 Infoveranstaltungen waren zwar vom Publikumsaufkommen her definitiv als "klein, aber fein" einzustufen, doch die Stimmung war kämpferisch und wie auch das Wetter gut (siehe Bild), und die Flugblätter (PDF) gingen weg wie warme Semmeln.

Die Reaktionen waren praktisch ausnahmslos positiv; abgesehen von sichtlich eingeschnappten KinderchirurgInnen zeigten auch viele KongressteilnehmerInnen Verständnis für unser Anliegen.

 

Entsprechend war auch die Medienresonanz mit 2 Artikeln in der "Potsdamer Neueste Nachrichten" (eins / zwei) sowie Kurzmeldungen in "junge Welt" und "blu.fm".

 

Einmal mehr wurden den für die Verstümmelungen Verantwortlichen Offene Briefe überbracht, welche die Menschenrechtswidrigkeit ihrer Taten detailliert rügten.

 

Immerhin erhielten wir darauf eine freundliche Antwort, die DGKJ wie auch die DGKCH würden sich strikt an die "Ethischen Grundsätze und Empfehlungen" halten – obwohl der Offene Brief schwarz auf weiß das Gegenteil belegte.

 

Bezeichnend auch die Behauptungen des APE-Endokrinologen Prof. Gernot Sinnecker im Namen der DGKJ in den PNN als Reaktion auf unsere Kritik:

 

„Heute“, sagt Sinnecker, „steht die Selbstbestimmung des Kindes an oberster Stelle.“ Man habe ein Ethik-Papier verabschiedet, gemeinsam mit Ärzten, Psychologen und Betroffenen. „Jede Operation, die vermeidbar ist, wird verschoben auf den Zeitpunkt, an dem Betroffene selbst entscheiden können.“ Lediglich medizinisch notwendige Eingriffe würden vorgenommen.


Schön wär's ...


Operieren auf Teufel komm raus: „APE-AGPD 2010“ in Augsburg 4.+5.11.


Ab Freitag 5.11. versammelt sich in Augsburg zur „APE-AGPD 2010“ eine der hauptsächlich für die Verstümmelungen hauptverantwortliche Ärzte-Standesorganisationen: die „Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Endokrinologie (APE)“ und ihre „AG DSD/Störungen der Geschlechtsentwicklung“.

 

APE-Mitglieder sind weiter prominent vertreten im BMBF-finanzierten „Netzwerk DSD/Intersexualität“ sowie dessen EU-Entsprechung „EuroDSD“ und praktizieren zum Teil international.

 

Die APE und ihre „AG DSD“ zeichnen beide mitverantwortlich für die aktuellen AWMF-Leitlinien 027/022 „Störungen der Geschlechtsentwicklung“ und 027/047 „Adrenogenitales Syndrom“.

 

Insbesondere die Leitlinie 027/022 steht seit längerem in der Kritik, u.a. weil sie ethische Empfehlungen missbraucht als „Freifahrschein für operieren auf Teufel komm raus“ (Ethikprofessorin Claudia Wiesemann am „Forum Bioethik“ des Deutschen Ethikrates, 23.06.2010).

 

Die 2010 neu eingeführte Leitlinie 027/047 lässt ethische Bedenken gleich ganz außen vor und propagiert stattdessen medizinisch nicht notwendige, menschenrechtswidrige „Genitalkorrekturoperationen“ an Kleinstkindern ohne Wenn und Aber: „In der Regel wird die Operation in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt.“


Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird vor Ort in Augsburg über diese menschenrechtswidrigen Praktiken informieren, und friedlich dagegen protestieren – auch gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit.


    Donnerstag, 04.11.2010, 19:30 h: INFOVERANSTALTUNG + FILM
    Bildungscafé, Fuggerstraße 9 RG, Augsburg

 

    Freitag, 05.11.2010, 16:00-19:00 h: FRIEDLICHER PROTEST
    vor dem IHK Schwaben-Veranstaltungscenter, Stettenstraße 1, Augsburg

 

    >>> Details


EndokrinologInnen drängen auf OPs


Wie internen Untersuchungen der APE bestätigen, sind es hauptsächlich EndokrinologInnen, die allein oder zusammen mit einem Kinderchirurgen in den Kinderkliniken den Eltern medizinisch nicht notwendige, irreversible Genitaloperationen aufdrängen.

 

Eine Mutter: „Wir Eltern wurden von den Ärzten massiv unter Druck gesetzt, das Kind geschlechtsbestimmend operieren zu lassen, obwohl es vollkommen gesund war und keine Beschwerden hatte. Nicht zu operieren, wäre für das Kind ein gesellschaftliches Desaster, lautete die Begründung. Die Rede war zuerst von einem Mädchen. ‘Aber wir machen auch einen Jungen daraus, wenn Ihnen das lieber ist’, bot uns die Ärztin an.“


„ökonomische Interessen“ der Kinderkliniken


Vereinzelte sprechen einzelne verantwortungsvolle Ärzte Missstände seit längerem an und kritisieren offen die fehlende Einhaltung zentraler medizinischer Standards: „Kliniken behalten Kinder aus ökonomischen Interessen.“


Und nennen durch interne Abrechnungen belegte Zahlen: Plastische Rekonstruktion der Vulva: ERLÖS € 8175,12“


Leider stösst solche interne Kritik (nicht nur) innerhalb der APE mit unschöner Regelmässigkeit auf taube Ohren ...


„Weder Evidenz noch medizinische Indikation“


Obwohl die Genitalverstümmelungen ohne medizinische Notwendigkeit seit 60 Jahren systematisch praktiziert werden, wurde ihre angebliche „Wirksamkeit“ noch nie klinisch getestet, d.h. sie erfolgen als unkontrollierte Menschenversuche. Noch die aktuellen AWMF-Leitlinien stehen unverändert auf der niedrigsten Evidenzstufe.

 

Auch dies wird von verantwortungsvollen Medizinern sowie Medizinethik seit längerem kritisiert – wiederum ohne jegliche Resonanz bei den verantwortlichen Zwangsbehandlern ...


BMBF-Studien: Lebenslanges Leiden an Zwangsoperationen


Seit bald 20 Jahren klagen überlebende Zwangsoperierte öffentlich über über massive körperliche und seelische Schäden und lebenslanges Leiden durch uneingewilligte kosmetische GenitalOPs.

 

Umfangreiche, BMBF-finanzierte Studien bestätigten diese Klagen 2007 und 2008 wiederholt: „Die Behandlungsunzufriedenheit von Intersexuellen ist [...] eklatant hoch.“


 >>> Weitere Kritikpunkte laut Amnesty, Terre des Femmes, UNO ...


„11th EMBL/EMBO“ in Heidelberg:
Genitalverstümmelungen als „Rohmaterial“ für die Geschlechterforschung


Parallel zur „APE-AGPD 2010“ findet in Heidelberg mit der „11th EMBL/EMBO“„Science and Society Conference: The Difference between the Sexes – From Biology to Behaviour“ – eine internationale wissenschaftliche Tagung statt, an der aus den medizinischen Verbrechen an Zwittern gewonnene „Erkenntnisse“ für die Weiterentwicklung der Geschlechterforschung benutzt werden.

 

Einmal mehr werden dabei die damit verbundenen menschenrechtlichen und ethischen Implikationen in der realen Welt nicht angesprochen. Gleichzeitig werden in den Kinderkliniken weiterhin täglich wehrlose Kinder verstümmelt – auch in Heidelberg.

 

Zusätzlich profilieren sich die diversen Geschlechterforschungs-Teildisziplinen seit Jahrzehnten als Zulieferer der GenitalabschneiderInnen – sei es mit "neuen biologischen Erkenntnissen" zur "Verbesserung" der serienmäßigen Verstümmelungen, sei es mit "(Gender-)theoretischem Überbau" zur Rechtfertigung der Fortführung der systematischen medizynischen Verbrechen an Zwittern.

 

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird in Heidelberg mit einer friedlichen Mahnwache der realen Opfer dieser „wertfreien Wissenschaft“ gedenken und gegen die Ausbeutung von Zwittern als „Rohmaterial“ für die Geschlechterforschung protestieren.


    Samstag, 06.11.2010, 13:30-16:30 h: FRIEDLICHE MAHNWACHE
    vor dem EMBL Advanced Training Centre (ATC), Meyerhofstraße 1, Heidelberg


Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und „Menschenrechte auch für Zwitter!“.


http://Zwischengeschlecht.org

Regelmässige Updates: http://Zwischengeschlecht.info