"Die Mütter von Soacha (Madres de Soacha)" / Kolumbien - Tausende Tote für eine schöne Statistik

Madres de Soacha

Vielfach wurden in Kolumbien Zivilisten von den Streitkräften getötet und als im Kampf gefallene Guerilleros präsentiert. Aus Soacha, das direkt an der Grenze zu Bogotá liegt, wurden dafür sogar speziell junge Männer angeworben. Die Mütter dieser Opfer von außergerichtlichen Hinrichtungen setzten sich für die Bestrafung der Täter ein und erhalten deshalb jedoch selbst Drohungen. Sie werden von der Menschenrechtsorganisation MINGA unterstützt. Die Delegation ist auf Einladung von amnesty international in Deutschland.

Enthüllungen aus dem Jahr 2008 zufolge haben kolumbianische Sicherheitskräfte dutzende junge Männer aus Soacha (einer armen Nachbarschaft nahe der Hauptstadt Bogotá) extralegal hingerichtet. Diese Enthüllungen haben die kolumbianische Regierung nicht nur dazu gezwungen, anzuerkennen, dass die Sicherheitskräfte für die extralegalen Hinrichtungen verantwortlich sind sondern auch Maßnahmen zu ergreifen, um dieses Problem zu bekämpfen. Die Morde, die vom Militär fälschlicherweise als „im Kampf gefallene Guerillakämpfer“ (spanisch: „falsos positivos“) bezeichnet werden, wurden in geheimer Absprache mit paramilitärischen Gruppen und kriminellen Banden durchgeführt. Die jungen Opfer wurden mit Versprechen über bezahlte Arbeit in den Norden des Landes gelockt und dann ermordet. In den meisten Fällen haben die Soldaten Geld, extra Urlaubstage und ein Glückwunschschreiben von ihren Vorgesetzten als Belohnung für die Tötung eines Mitglieds der Guerilla erhalten.
Dieser Skandal hat national und international so großes Aufsehen erregt, dass im Oktober 2008 27 Armeeoffiziere entlassen wurden. Im November folgte der Rücktritt des Armeechefs General Mario Montoya, der im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen stand. Präsident Uribe sagte, dass die Morde von Soacha durch Zivilgerichte untersucht werden würden, und nicht durch Militärgerichte, die in solchen Fällen oft die Zuständigkeit beanspruchen und sie dann ohne ernsthafte Untersuchungen abschließen.

Das Büro des Generalstaatsanwalts untersucht momentan 2.000 extralegale Hinrichtungen, die angeblich von Mitgliedern der Sicherheitskräfte verübt wurden. Seit der Entdeckung von Massengräbern, in denen einige der jungen Männer von Soacha begraben wurden, und dem öffentlichen Aufschrei, der darauf folgte, werden viele der Mütter dieser ermordeten Männer, die sich öffentlich für Gerechtigkeit und Aufklärung einsetzen, bedroht. Sie sind Überwachungen und Belästigungen ausgesetzt. Die Täter hoffen so ihre Kampagne für Gerechtigkeit zu stoppen. Im Jahr 2009 - im Wesentlichen als Konsequenz des öffentlichen Aufschreis, der den Morden von Soacha folgte -  wurden dutzende Mitglieder der Sicherheitskräfte inhaftiert, die mit diesen extralegalen Tötungen in Verbindung standen. Im Januar 2010 jedoch haben die Mitglieder der Kampagne für Gerechtigkeit einen herben Rückschlag erlitten: 31 der inhaftierten Soldaten wurden wieder auf freien Fuß gesetzt, da sie nicht innerhalb von 90 Tagen nach ihrer Inhaftierung formell angeklagt werden konnten, wie es das kolumbianische Gesetz vorsieht. Andere Mitglieder der Sicherheitskräfte werden eventuell auf der gleichen Grundlage ebenfalls bald entlassen.

http://www.taz.de/1/politik/amerika/artikel/1/die-hingerichteten-von-soacha

http://www.nzz.ch/nachrichten/international/eine_dunkle_seite_von_uribes...

http://www.sueddeutsche.de/politik/kolumbien-tausend-tote-fuer-eine-scho...


Maria Ubilerma Sanabria Lopez (Madres de Soacha)
Frau Sanabria Lopez ist Mutter von Jaime Estiven Valencia Sanabria, einem 16-Jährigen Jungen, der im Munizip Soacha im Randgebiet von Bogotá verschwunden ist und Opfer einer außergerichtlichen Hinrichtung wurde. Zwei Tage nach seinem Verschwinden wurde er getötet seine Leiche später anonym im hunderte Kilometer entfernten Ocaña in einem Massengrab begraben. Seit Frau Sanabria Lopez ihren Sohn in Bogota begraben hat erhält sie Drohungen, sie solle schweigen.

Luz Marina Bernal (Madres de Soacha)
Frau Bernal ist Mutter eines 26 –jährigen Sohnes, der außergerichtlich hingerichtet und in Norte de Santander, hunderte Kilometer von Bogotá entfernt, in einem Massengrab  gefunden wurde. Der Getötete, Fair Leonardo Porras Bernal, war geistig zurückgeblieben laut Medizinern auf dem Niveau eines 9-jährigen. Die Streitkräfte hatten angegeben, er sei Angehöriger einer bewaffneten Gruppe gewesen und im Gefecht gefallen.

Nancy Sanchez (Vereinigung für soziale Förderung MINGA – Koordinatorin des Teams in Putumayo)
Frau Sanchez arbeitet seit Jahren in der Region Putumayo für die Menschenrechte, im Jahr 2003 erhielt sie dafür den Letelier Moffit Preis in den USA. Vorübergehend musste sie das Land verlassen und wurde in Frankreich im Schutzprogramm von amnesty international aufgenommen, inzwischen arbeitet sie wieder in Kolumbien. Die Menschenrechtsorganisation MINGA betreut den Fall von Jaime Estiven Valencia Sanabria.

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Amnesty International und Peace Brigades International laden Sie herzlich ein:

"Die Mütter von Soacha (Madres de Soacha)" / Kolumbien - Tausende Tote für eine schöne Statistik
Film und Bericht mit Maria Ubilerma Sanabria Lopez, Luz Marina Bernal (Madres de Soacha) und Nancy Sanchez (MINGA)

(15 min. Film mit span. UT, Bericht & Diskussion span. mit dt. Übersetzung)

Donnerstag, 11. November 2010 ab 19 Uhr Vokü/Abendessen, ab 20 Uhr Film/Bericht, Eintritt frei, Werderstrasse 8, Wiesbaden

 

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