Aufstand in Frankreich

Aufstand in Frankreich

Hallo liebe GenossInnen!

Wir schreiben aus Lyon, wo seit einer Woche revolutionärer Wind herrscht. Wie sind die 800 Bullen in Lyon angekommen? Wir versuchen zu erklären, was hier passiert.

 

Eigentlich hat alles am 7. September angefangen, als die erste Demo gegen die Rentenreform stattfand. Die Rente stellt ein Grundelement des französischen Wohlfahrtsstaates dar und Sarkozy will dieses untergraben. Im September riefen die Gewerkschaften also zu nur einer Demo pro Woche auf. Ein Aktionstag jede Woche, sogar weniger, das hilft nicht viel.

 

Die Regierung ist natürlich taub geblieben und hat gesagt, dass die Reform bleibt.

 

Anfang Oktober wurden viele Gymnasien blockiert und Schilder ausgehängt: “Mutti, Papa, ich werde fuer eure Rente kämpfen”.

Mehrere Streiks mobilisieren sich. In Marseille streiken die Arbeiter der Müllabfuhr, die Ölraffinerien werden blockiert… eine Menge verschiedener Menschen, die genug haben von der aktuellen Regierungspolitik und sich ziemlich unabhängig von den Gewerkschaftsköpfen mobilisieren. Diese Mobilisation ist radikaler als die der Gewerkschaftsköpfe.

 

In Lyon, zum Beispiel, entschieden wir während der städtischen Vollversammlung einen Dauerstreik ab dem 12. Oktober zu machen.

Gleichzeitig wurden die Demos der GymnasiastInnen größer. Sie fackeln Autos ab, sie greifen Polizisten an, wenn diese Tränengas zum Einsatz bringen. Sie demonstrieren im bürgerlichen Zentrum der Stadt. Seit Donnerstag, den 14. Oktober, gehen mehr Menschen mit den GymnasiastInnen auf die Straßen.

 

Am Freitag, den 15. Oktober, fand eine weitere Demo statt und es gab noch mehr materiellen Schaden; GenossInnen wurden von den Bullen angehalten, einige verhaftet. Ein Genosse sitzt seitdem im Knast. Er wird beschuldigt ein Auto angesteckt zu haben.

 

Am Samstag gab es eine große Demo in Lyon und am Montag folgte eine Demo der SchülerInnen, an welcher ebenfalls Studierende, GewerkschaftlerInnen, AktivistInnen teilnahmen. Auch hier gab es wieder materiellen Schaden.

Als die riesige Demo am Montag noch nicht angefangen hatte, waren die ersten SchülerInnen schon auf dem Place Bellecour, dem zentralen Platz unserer Stadt, um zu randalieren. Am Ende der Demo sind 45.000 DemonstrantInnen auf dem Platz angekommen. Tränengas und Flashballgeschosse wurden von den Bullen eingesetzt. Ein großer Teil der Demonstration hat sich allmählich aufgelöst, wobei einige DemonstrantInnen verharrten und von den Bullen nicht vertrieben werden konnten.

 

Am nächsten Tag, Mittwoch, den 20.Oktober, hat sich die Polizei überall mobilisiert und ein Helikopter kreiste ständig über der Stadt. 800 Bereitschaftsbullen wurden nach Lyon geschickt, der Zugang auf den zentralen Platz der Stadt war verwehrt und die Randale verschärfte sich.

Die Bullen wollten sich für den Vortag rächen.

 

Am Donnerstag sind 600 Leute auf dem Place Bellecour eingekesselt worden, da sie dort demonstrieren wollten. Tränengas, Flashballs und Wasserwerfer kamen erneut zum Einsatz. Viele von den 600 DemonstrantInnen sind von den Bullen verhaftet worden. Darunter hauptsächlich Jugendliche, welche dem Anschein nach einen Migrationshintergrunds hatten.

 

In Marseille streikten die ArbeiterInnen der Müllabfuhr und riesige Müllhaufen haben sich angesammelt.

 

Innerhalb dieser Woche haben in Frankreich 25 Prozent der Tankestellen kein Benzin mehr gehabt, da die Ölraffinerien streiken. Auch in Lyon streiken die ArbeiterInnen der Raffinerien. Selbst wenn diese die Arbeit wieder aufnehmen sollten, wird es noch eine Weile dauern, bis es wieder Benzin gibt haben sie uns erklärt –, da der Produktionprozess komplex ist. Selbst wenn die Bullen an den Raffinerien auffahren, bringt das nichts, denn sie können die Leute nicht mit Waffen zur Arbeit zwingen. Das einzige, was die Regierung tun kann, ist eine Beschlagnahmung.

Nahe Paris, in der Raffinerie von Grand Puits wurde eine Beschlagnahmung durch die Regierung angeordnet. Hier haben DemonstrantInnen die Raffinerie blockiert. Am 22.Oktober schickte Sarkozy die Bullen dorthin, wobei drei Menschen verletzt wurden.

 

Und was wird jetzt passieren?