Wegen des Verkaufs der bei Rechtsextremen beliebten Modemarke Thor Steinar war der Laden "Tønsberg" in Mitte stets umstritten. Bis zum 30. September sollte er schließen. Geöffnet ist er trotzdem noch. Nun soll er zwangsgeräumt werden. Falls nötig, mit Hilfe der Polizei.
Nach einem langjährigen Rechtsstreit wird das umstrittene Thor-Steinar-Geschäft in der Rosa-Luxemburg-Straße in Mitte in den kommenden Wochen vom Gerichtsvollzieher zwangsgeräumt. Die Modemarke ist besonders in der Neonaziszene beliebt und sorgt immer wieder für Proteste. „Wir haben den Mieter Protex aufgefordert das Geschäft bis zum 30. 9. zu räumen“, sagte Christian Verstege, der Anwalt der verantwortlichen Immobilienfirma. Doch der Laden ist bis heute geöffnet. Am 4. Oktober informierte die Anwaltskanzlei daraufhin das Amtsgericht Mitte. Dort wird jetzt ein Gerichtsvollzieher mit der Räumung des Ladens beauftragt. Falls nötig, wird dazu die Polizei zur Amtshilfe angefordert.
Hintergrund ist eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe vor wenigen Wochen. Die Richter urteilten, dass der Ladeninhaber den Vermieter über die „außergewöhnlichen Umstände“ der Marke hätte informieren müssen. „Im Falle dieses Thor-Steinar-Ladens wurden kreativer zivilgesellschaftlicher Protest und juristisches Vorgehen erfolgreich miteinander verbunden“, sagte Bianca Klose, Leiterin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus. „Die Bekämpfung rechtsextremer Infrastruktur ist langwierig, sie bedarf der Partnerschaft verschiedener demokratischer Akteure und eines langen Atems.“
Im Deutschen Bundestag, vielen Berliner Klubs und einigen Fußballstadien in ganz Deutschland ist das Tragen der Marke schon lange verboten. Neben dem Geschäft in Mitte gibt es noch einen zweiten Thor-Steinar-Laden in der Petersburger Straße in Friedrichshain. Mehrfach wurde die Fassade seit der Eröffnung mit Farbbeuteln beworfen.