Drogenkrieg, Militarisierung, Frauenmorde - Alltag einer mexikanischen Grenzstadt

Plakat - Alltag an einer Grenze

Kurz nach seiner Amtsübernahme hat Mexikos President Felipe Calderon, den "Krieg gegen den Drogenhandel" erklärt. Für viele war das nicht nur eine missglückte Wortwahl. Das Militär auf die Straßen zu schicken um polizeiliche Aufgaben zu übernehmen war vielleicht der gröbste Fehler seine Amtszeit. Mit der Zeit wurde die Befürchtung Vieler bestätigt: Es ging nicht um eine Übernahme der Aufgaben der Polizei durch das Militär, sondern um eine Militarisierung des öffentliches Lebens an verschieden Punkten des Landes.

In einer Rundreise informiert Veronica Corchado vom Netzwerk Pacto por la Cultura aus Ciudad Juárez über die Militarisierung der Grenzstadt und die aktuelle Situation um die Frauenmorde.


25.09.2010 | 20:00 Uhr | Susi-Café | Vauban Allee 6 | Freiburg

 

Parallel zur Präsenz der Soldaten auf den Straßen stieg auch die Anzahl der Exekutionen und die Gewalt im allgemeinen. Berichte gehen von über 28.000 (Stand anfang September 2010) Ermordeten seit Ende 2006 aus. Auch die Anzahl der Anzeigen wegen Menschenrechtsverletzungen durch das Militär und die verschiedenen Polizeieinheiten ist enorm gestiegen.


Diese Situation hat am Anfang die Zivilgesellschaft in eine Art Schockzustand versetzt. Aber wie einige AktivistInnen uns in verschiedenen Gesprächen gesagt haben, wollten sie nicht zitternd warten, bis auch sie dran wären. Mit viel Mut und nicht weniger Risiko haben sie wieder das Wort ergriffen um ihre Ablehnung dieser Politik der Angst und des Schweigens deutlich zu machen.


Dabei haben sie nicht nur gegen die Bedrohungen ihrer eigenen Unversehrtheit zu kämpfen. Sie werden auch durch die Medien und mittels Regierungserklärungen als eine Art VaterlandsveräterInnen dargestellt. Die Meldungen in der hiesigen Presse darüber tendieren zur Skandalisierung, ohne die wahren Hintergründe zu erwähnen und wirken so als Verstärkung der Informationslinie der mexikanische Regierung.

 

Ciudad Juárez ist als eine der wichtigsten Grenzstädte zur USA ein begehrter Übergang für den Drogenhandel, der mit allem Mitteln umkämpft wird. Ebenso wie in konventionellen Kriegen leidet die Zivilbevölkerung am meistens. In den letzten Monaten haben die Massenexekutionen von Jugendlichen so drastisch zugenommen, dass einige von „jovenicidio" (Jugendmorde) sprechen.


Das Netzwerk "Pacto por la Cultura" besteht aus Kunstschaffenden, AkademikerInnen und Intellektuellen aus Ciudad Juárez, die sich seit geraumer Zeit mit den diversen Problemen der Grenzstadt auseinandersetzen. Sie sehen ihre Werke als eine Möglichkeit zur politischen Intervention, ohne dabei einen Qualitätsverlust einbüßen zu müssen. Sie betrachten die Kulturarbeit aus einer Genderperspektive als eine unverzichtbares Werkzeug für Ihre Arbeit, die sie besonderes mit Jugendlichen und Frauen machen.


Veronica Corchado ist Mitbegründerin von Pacto por la Cultura und mit ihrem 20 jährigen Engagement in verschiedene Initiativen verfügt sie über die notwendige Erfahrungen und Information, um über die immer komplexer werdende Situation in Ciudad Juárez zu berichten. In ihren Vorträgen wird sie auf folgende Themen eingehen:

Frauenmorde; mit Schwerpunkt auf die Entwicklungen nach der Verurteilung Mexikos durch den Interamerikanischen Gerichtshof.

Militarisierung der Stadt und die folgenden Menschenrechtsverletzungen durch Militär und Polizei sowie der Alltag in einer Stadt im Kriegszustand.

Risiken und Chancen für ihre Interventionsarbeit.

 

Veronica Corchado wird außerdem an Advocacy Terminen teilnehmen. Zusammen mit anderen Mexikanischen MenschenrechtlerInnen wird sie mit EU und BRD PolitikerInnen in Brüssel und Berlin Gespräche führen. In Genf werden sie Mitglieder des Menschenrechtsrat der UNO und MitarbeiterInnen des hohen Kommissariats für Menschenrechte treffen, sie werden auch an einem Side-Event im Rahmen der 15. Sitzung des Menschenrechtsrats teilnehmen. Ziel dieser Aktivitäten ist die Erhöhung der internationalen Aufmerksamkeit auf die prekäre Lage der Menschenrechte in Mexiko, sowie mehr Schutz für MenschenrechtsverteidigerInnen sowie Soziale AktivistInnen gegen Willkür und Repression zu erreichen.

 

Weitere Stationen der Rundreise:

27.- 28 09. Genf

29.- 30.09. Berlin; 20:00 Uhr, Versammlungsraum im Mehringhof - Gneisenaustr. 2a.

01. 10. München; 20.00 Uhr, Kulturladen Westend, Ligsalzstraße 44.