Rechtsoffene Konzerte in Oranienburg?

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Grau – Grauer - Oi The Nische
Wir durften bereites einmal über Grauzonen-Konzerte in Oranienburg schreiben. Im August 2008 spielten die Grauzonenbands Bombecks, Stärkste Minderheit und Gerbenok in Oranienburg beim „Oi The Nische“-Festival[1]. Das Ergebnis war zum einen, dass sich der Veranstalter bei uns meldete und er sowohl seine Gäste, als auch uns mit Nazis gleichsetzte – und das in bester Extremismustheorietour. Bei einem späteren Konzert sollte die antifaschistische Band Donkey Work aus Potsdam spielen, sagte dies aber ab, da sie nicht in Verbindung mit rechtsoffenen VeranstalterInnen stehen wollte.

 

Die sinnleere Kritik an unserem Text beinhielt Designvergleiche zwischen der SS und dem schwarzen Block[2]. Außerdem würden wir nicht den „wahren Feind“ bekämpfen. Gleichzeitig kritisierte der Veranstalter anscheinend unsere fehlende Bereitschaft die Tatsache zu honorieren, dass dieser es schafft, dass Neonazis und Linke bei ihm zusammenfeiern. Den Gasthof, in dem die Konzerte jahrelang stattfanden, musste der Veranstalter inzwischen räumen, da die Besitzerin nicht in Verbindung gebracht werden wollte – mit „Rechtsrockkonzerten“[3]. Nun findet das Oi The Nische regelmäßig im Vereinsheim des Oranienburger Fussball Clubs statt. So auch am kommenden Wochenende.

Es wird die Record-Release-Party der Frankurter(Oder) Oi-Band Paranoia gefeiert[4]. Bei  Paranoia und eine der Gastbands, Exkrementbeton aus Brandenburg/Havel handelt es sich um allgemeine Oi-Bands, wobei Exkrementbeton einen guten Querschnitt linken und Grauzonen-OI in ihrer Myspace-Freundesliste verbinden. An diesem Abend soll aber auch die Band Riot Company auftreten. Riot Company stand schon mit einer Vielzahl von Grauzonenbands auf der Bühne, doch dies ist nicht das alleinige Problem. Es sind eher ihre Verbindungen zu Neonazistrukturen, die ein Problem darstellen. So spielten sie bereits im thüringerischen Neonaziladen „Skinhouse Menfis“. In dem Laden, welches dem Netzwerk der Hammerskins nahestehen soll, spielten auch Bands wie Kategorie C oder Endstufe[5]. Eine Übersicht zu weiteren Kontakten von Riot Company, beispielsweise zum Blood&Honour Netzwerk findet, sich auf dem oireszene-blogsport.[6]

Das Konzert wird mit einem Flyer beworben, auf dem Kommunismus(stellvertretend für alles Linke) mit Nazismus gleichgesetzt und abgelehnt wird. So wurde bei der Konzertankündigung auch die „AntiFa“ angesprochen und ein neues T-Shirt-Motiv vorgestellt, welches an diesem Tag zu kaufen gibt. Das Logo zeigt die Homophobe Einstellung des Veranstalters und gleichzeitig die Ablehnung von nicht-rechten-Skinheads[7].

Es ist schade, dass einer der wenigen subkulturellen Veranstaltungen in Oranienburg Homophobie und Anti-Antifaschismus propagiert, statt der starken Neonaziszene etwas entgegenzustellen.

Und es hämmert weiter…

Wir berichteten im Juni über die Aktivitäten in der Wikingerkneipe „Der Hammer“ in Hohen Neuendorf[8]. Der Text wirbelte vieles auf, was leider auch wegen Fehlern unsererseits war. Dennoch gab es positive Entwicklungen. So kündigte der Veranstalter des jährlichen Mittelalterfestes von Berlin-Pankow an, die Personen aus dem Hammer und des Mjölnir-Vereins nicht mehr als GastspielerInnen aufs Gelände oder auf andere von ihm veranstaltete Märkte zu holen. Am 20.Juli gab es nach Hinweisen von AnwohnerInnen einen Farbbeutelanschlag auf den Hammer, so dass dieser die Farbe des Henkers – Rosa – annahm. Eine weitere positive Wendung ist, dass Neonazigruppen wie die JN und die HDJ intern ankündigten, dass der Hammer nicht mehr sicher sei und sie ihre bisherigen Treffen dort nicht mehr abhalten werden. Der Grund ist aber eher, dass ihre Ermittlungen zu Infos über die Antifa Oranienburg nichts einbrachten, und das obwohl sie Jugendliche aus Birkenwerder, Hennigsdorf und Oranienburg ansprachen. Gegenüber verschiedenen Menschen, darunter linksgerichteten Mittelalterfans und VeranstalterInnen versucht sich der Wirt Rene Werner herauszureden. So behauptete er: a) Christian „Heidi“ Heidinger vor Jahren aus der Naziszene herausgeholt zu haben und b) hätte es niemals T-Shirts mit der On The Streets - Werbung gegeben (das Foto von uns wäre ein Fake oder er müsste es tun, da er Geschäftsmann sei). Inzwischen beklagt er sich über Einbußen und dass seine Existenz gefährdet sei. Doch es gibt auch krudere Reaktionen. Sich selbst als „links“ bezeichnete Jugendliche versuchen zu intervenieren und uns in ein Gespräch mit dem Hammer zu bringen bzw. relativeren T-Shirts mit klaren Nazibekundungen.

Nun versucht der Hammer in eine kleine Offensive zu gehen. Im Schaufenster hängt ein Papier, was besagt er sei kein Naziladen und er versucht nun über Veranstaltungen mehr Mittelalterpublikum anzuziehen, welche dann seinen Laden reinwaschen sollen. So auch an diesem Wochenende.

Bei der Veranstaltung am Samstag sollen die mittelalterlichen Spielmannsgruppen „Spielleute Daemonicus“ und „Die albernen Krähen von Cornicula“ auftreten.[9]

Wir danken Eddi, dem Trommler der Daemonicus, für seine nette Einladung („und ihr Futzis von der Antifa seid ebenfalls eingeladen“), doch wir müssen leider ablehnen.  In der Einladung von Eddi geht es wie immer darum, dass Nazis gleich der Antifa seien. Doch nicht nur das, so wirft er der Antifa Gruppe Oranienburg vor „[ihr wollt] mir […] vorschreiben […],wo ich mein Bier trinke, welche Klamotten trage und vielleicht soll ich wieder anfangen kommunistische Kampflieder zu singen.“ Weiter schreibt er:  „Solange ihr euch aufregt werde ich […] Thor Steinar tragen“. Den Abschluss „Fickt euch ob nun Rechts oder Links“ verwirrt da noch mehr. Es verwirrt genauso, wie die Abwehrversuche von Rene und das Verhalten der Gäste des Hammers. Dort sitzen also Menschen, mit einer Antinazi-Einstellung(angeblich) und trinken mit Menschen ihr Met/Bier, welche T-Shirts mit Aufdrucken  wie „Arbeit macht frei…“[10] oder neonazistischen Bands wie „Blue Eyed Devils“ tragen. [11]

Weitere Interventionen vom Wirt zielen darauf hinaus gerade mit linken Jugendlichen in Kontakt zu treten. So wird er wohl bei einem Wikinger-Mittelalterfest im Jugendfreizeithaus C.O.R.N. in Birkenwerder einen Stand haben und Kindern und Jugendlichen von der schönen Ritterzeit erzählen. Der Jugendklub C.O.R.N. ist einer von vielen Jugendklubs in Oberhavel, welcher das kritisierte Modell der „akzeptierten Jugendarbeit“ fährt. Dies bedeutet, solange keine Straftaten von Neonazis ausgehen sind sie gern gesehen. So ist es nicht unüblich, dass sich JN-lerInnen und Thor Steinar TrägerInnen bei Festen im C.O.R.N. tummeln und dort die Möglichkeit haben ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten um auf diese Weise mehr Jugendliche zu ziehen. Auch regelmäßig sind und waren Neonazis Gäste des Hauses, darunter der Nassenheider NPDler Andreas Rotkohl und Alexander Hoffmann.

Fazit

Es bleibt eins am Ende festzustellen: Die wenigen Subkulturen in Oberhavel die es gibt schaffen es nicht sich von Neonazis abzugrenzen oder zumindest eine alternative zu Antisemitismus, Rassismus, Chauvinismus und Sexismus aufzubauen. Die wenigen alternativen Jugendlichen zieht es lieber nach Berlin, da ihnen ein Raum fehlt in dem sie Neonazis nicht begegnen müssen und ebenfalls keine Angst vor potenziellen Angriffen haben müssen.

[1] http://antifagruppeoranienburg.blogsport.de/2008/08/28/rechtsoffene-band...
[2] http://pankrotz.blogspot.com/2009/11/n-e-w-s_27.html
[3] http://www.oi-thenische.de/start.htm --> Nische-Firm vom 25.11.2009
[4] http://www.oi-thenische.de/images/va-tips/2010/27.08.2010paranoia-nische...
[5] http://de.indymedia.org/2009/06/254714.shtml
[6] http://oireszene.blogsport.de/2009/12/30/245/
[7] http://www.oi-thenische.de/images/start/sharp1.jpg
[8] http://antifagruppeoranienburg.blogsport.de/2010/06/07/hohen-neuendorf-e...
[9] http://spielleute-daemonicus.de/index.php?news-15
[10] http://i45.tinypic.com/abjtz7.jpg
[11] http://i46.tinypic.com/2h37v9t.jpg

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