Kommentar der Sambaband zum Vorgehen der Polizei beim Gelöbnis in Stuttgart

...eine Blockade!

Sambartistas Heidelberg zum Vorgehen der Polizei bei den Protesten gegen das Gelöbnis der Bundeswehr in Stuttgart am 30.07.2010.

Am Freitag den 30. Juli fand auf dem Schlossplatz in Stuttgart ein öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr statt. Zahlreiche AktivistInnen versuchten lautstark dieses Gelöbnis zu blockieren und zu stören, um ein Zeichen gegen Militarisierung und Krieg zu setzen.

Wir SambaspielerInnen des internationalen Netzwerks „Rhythms of Resistance“ (RoR) haben uns den Protesten angeschlossen und versucht, dem „Werben fürs Sterben“ und dem daraus resultierenden Polizei- und Bundeswehraufgebot mit friedlichen und kreativen Mitteln entgegenzutreten. Unsere Band bestand aus SpielerInnen von RoR Freiburg, Mainz und Heidelberg.

 

Als wir vor der St. Eberhard-Kirche spielten entstand eine spontane Sitzblockade. Unsere Sambaband spielte daraufhin zwischen Polizeikette und AktivistInnen, um als „Puffer“ zu fungieren und die Blockade vor gewalttätigen Ausschreitungen der Polizei zu schützen. Als die Polizei begann, den Platz zu räumen, wurden mehrere SambaspielerInnen von der Polizei gewaltsam in Richtung Sitzblockade gedrängt, wodurch akute Gefahr bestand, die dort sitzenden Menschen mit den Trommeln zu verletzen und auf sie zu fallen. Mit großer Anstrengung gelang es uns, dies zu verhindern und seitlich an der Blockade vorbeigedrängt zu werden. Anschließend wurden wir gewaltsam von dem Platz gedrängt und in einer Seitenstraße neben der Kirche „gekesselt“.

Wir verurteilen dieses gewaltsame Vorgehen der Polizei, insbesondere das Vorgehen gegen eine Frau mit Kinderwagen und Kind sowie die Räumung der friedlichen Sitzblockade!

 

Als die Gelöbnisfeier auf dem Schlossplatz begann, versuchten wir, an der Seite des Schlossplatzes zu spielen. Innerhalb weniger Sekunden waren wir von zahlreichen Einsatzkräften umgeben und ein aufgebrachter Polizist forderte uns dazu auf, sofort mit dem Spielen aufzuhören und den Platz zu verlassen. Als wir dieser Aufforderung nicht nachkamen, schritten die Polizeikräfte ein und versuchten uns gewaltsam in den Akademiegarten zu drängen. Eine Sambaspielerin wurde dabei von einem Polizisten zu Boden geworfen und verletzte sich am Knie, anderen SpielerInnen wurden die Arme und Handgelenke verdreht und ins Gesicht geschlagen. Weitere Menschen, die nicht der Band angehörten, wurden ebenfalls gewaltsam abgedrängt. Ein Aktivist wurde dabei von mehreren Polizeikräften auf den Boden geworfen und festgenommen.

Für kurze Zeit hatten wir anschließend die Möglichkeit weiterzuspielen, wurden jedoch schnell erneut von der Polizei angegriffen und abgedrängt. Schließlich kam es zur Beschlagnahmung unserer Instrumente und die einzelnen SpielerInnen wurden dazu aufgefordert, die Trommeln abzulegen, sonst, so ein Polizist, würden sie uns gewaltsam abgenommen werden. Die Sambaband und weitere Menschen wurden „gekesselt“ und ca. 2 Stunden festgehalten. Der Durchgang vom Schlossplatz zum Akademiegarten wurde zudem von einer Polizeikette abgesperrt, um zu verhindern, dass andere AktivistInnen oder Passanten zu uns gelangten. Wir erhielten keine genaue Auskunft darüber, weshalb und wie lange unsere Instrumente beschlagnahmt werden sollten. Unsere Personalien wurden überprüft und aufgenommen und wir schließlich einzeln zu den Polizeiwagen geführt, wo die Beschlagnahmung protokolliert, Platzverweise ausgesprochen und einzelne Mitglieder der Sambaband durchsucht wurden.

Wir legten Widerspruch gegen die Beschlagnahmung der Instrumente ein.

 

Unsere Instrumente konnten wir abends bei der Polizeirevierstation Süd abholen. Bestürzt mussten wir dort allerdings feststellen, dass drei Trommeln durch den Transport der Polizei schwer beschädigt wurden und die Trommelfelle nun Löcher aufweisen. Es entstand somit ein Schaden von etwa 120 Euro. Die PolizistInnen der Wache verwiesen uns mit unserer Beschwerde an die Polizeikräfte, die für die Beschlagnahmung verantwortlich waren.

 

Die Polizei hat durch ihr Verhalten deutlich gemacht, dass sie friedlichen Protest gewaltsam unterdrückt und kreative AktivistInnen kriminalisiert. Das rechtswidrige Beschlagnahmen von Instrumenten scheint sich zudem  immer mehr „einzubürgern“ – vor wenigen Wochen wurden im Rahmen einer Bildungsstreikdemo in Freiburg die Instrumente der Sambagruppe Sam¡Basta! für 8 Tage beschlagnahmt und die einzelnen SpielerInnen erkennungsdienstlich behandelt. Wir wehren uns dagegen, dass „Samba“ kriminalisiert und gewaltsam verhindert wird!

 

 

Die Heidelberger Sambartistas freuen sich über Spenden, um neue Felle für die beschädigten Trommeln kaufen zu können.

Kontakt: sambartistas [at] riseup.net