Ruhestörung: Illegale Techno-Partys beschallen den Stadtteil Mooswald

Ruhestörung: Illegale Techno-Partys beschallen den Stadtteil Mooswald
Erstveröffentlicht: 
14.08.2017

Schlaflos in Freiburg: Bewohner des Stadtteils Mooswald beschweren sich wiederholt über nächtlichen Lärm von einem offiziellen Wagenburg-Gelände beim Flugplatz. Was tut die Stadt?

 

Von Fabian Vögtle

 

Zum wiederholten Mal hat eine Party auf einem von der Stadt an Wagenbewohner vermieteten Gelände "Am Eselwinkel" beim Flugplatz für Unruhe gesorgt. Bewohner des Stadtteils Mooswald beklagten sich nach einer Veranstaltung auf dem Platz des selbstverwalteten Vereins "Schattenparker" am 5. August über Lärm bis in die Morgenstunden. Das Amt für öffentliche Ordnung, dem eine Beschwerde vorliegt, forderte die Schattenparker auf, zwischen 22 Uhr und 6 Uhr die Nachtruhe einzuhalten. Diese wehren sich gegen Vorwürfe und planen weitere Feste.

 

"Wir standen senkrecht im Bett", erzählt eine Frau, die im Stadtteil Mooswald wohnt und ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Zwischen 4 und 5 Uhr morgens sei die Technomusik am lautesten über den Flugplatz ins Wohngebiet zwischen Elefantenweg und Elsässer Straße geschallt. Viermal rief die Anwohnerin die Polizei an und war überrascht, dass diese vom Lärm wisse, aber ihr mitteilte, sie könne nur wenig unternehmen.

 

Lärmpegel im dreistelligen Bereich

 

Zwar sei man nicht auf dem Gelände selbst gewesen, aber man gehe von rund 200 Teilnehmern aus und habe in der Nähe des Wagenplatzes einen Lärmpegel im dreistelligen Bereich gemessen, teilte Polizeisprecher Thomas Spisla mit. Eine andere Anwohnerin sprach von unerträglichem Trommelschlag und extremem Bass.

 

Nicht zum ersten Mal sei das Viertel so beschallt worden. Bereits in den vergangenen Jahren sei vom Eselwinkel in Sommernächten Lärm gekommen und auch am 17. Juni dieses Jahres habe laute Musik bis in die frühen Morgenstunden für Ruhestörungen gesorgt. "Dass da nichts unternommen wird, kann doch wohl nicht wahr sein. Die Zustände dort müssen mal überprüft werden", fordert sie und sieht wie ihre Nachbarin das Ordnungsamt in der Pflicht. Dieses hatte nach der eingegangenen Beschwerde die Schattenparker in einem Scheiben aufgefordert, dass es in der Zeit von 22 Uhr bis 6 absolut verboten ist, die Nachtruhe zu stören. Laut Rathaussprecherin Edith Lamersdorf teilte das Amt darin auch mit, dass es sich vorbehält, ungenehmigte Veranstaltungen künftig zu untersagen.

 

Bürgerverein Mooswald will reden

 

Ernst Lavori wurde in der vergangenen Woche wegen der bis 9 Uhr morgens andauernden Technoparty von einigen Anwohnern angesprochen. "Dieses Lärmproblem ist sehr lästig. Die Stadt muss da hinterher sein", sagte der Zweite Vorsitzende des Bürgervereins Mooswald. Er selbst wolle in den kommenden Tagen mal die Wagenburg-Bewohner besuchen und mit ihnen sprechen.

 

Ein Vereinsmitglied der "Schattenparker" bestätigte auf BZ-Nachfrage, dass am 5./6. August eine Technoparty auf ihrem Platz stattfand. "In Freiburg gibt es keine Orte mehr, wo man auf freiem Gelände länger als Mitternacht auch mal lauter feiern kann", sagte sie. Das wolle man Jugendlichen aber weiterhin ermöglichen. Deswegen lade man an ihrer Kultur und Lebensweise interessierte Jugendgruppen auf das Gelände ein.

 

Weitere Feste geplant

 

Diesmal war das Veranstalterkollektiv Youth Life zu Gast. Dieses organisiert auch an anderen Orten immer wieder Raves sowie Clubpartys. Als dauerhaften und störenden Veranstaltungsort sehen die "Schattenparker" ihren Wagenplatz zwischen den Möbelhäusern XXXLutz und Braun aber keinesfalls.

 

Man habe auch nichts mit den über Facebook organisierten "I Love Punx Open Airs" zu tun. Diese Veranstaltung, die zuletzt am 17. Juni stattfand und ohne Ortsangabe wieder für den 26. August angekündigt ist, werde nicht bei ihnen stattfinden. Man plane nur für den 15. und 16. September das jährliche "Diesel’n’Dust-Fest". Derweil teilten Vertreter der benachbarten, aber von den "Schattenparkern" räumlich wie organisatorisch unabhängigen Wagenburg "Eselwinkel" auf BZ-Nachfrage mit, man würde sich an die Nachtruhe halten.

 


 

Eselwinkel

 

Zwischen Flugplatz und Hermann-Mitsch-Straße befinden sich in der Nähe der Möbelhäuser zwei verschiedene Wagenplätze. Der Verein "Schattenparker" hat mit der Stadt einen Mietvertrag bis 31. August 2019, um dort seine Wagen aufzustellen. Die Wagenburg "Eselwinkel" ist eine öffentliche Einrichtung, bei der die Stadt den Bewohnern Plätze zuweist.

 


 

KOMMENTAR: Beim Thema Ruhestörung ist die Stadt gefragt

 

Immer dasselbe: Der Bürger, egal ob im Grün, im Vauban oder im Mooswald, wird um seinen Schlaf gebracht, weil den Partymachern die Uhrzeit ganz gleich ist.

 

Klar soll die Jugend von heute auch Spaß haben und Musik hören dürfen, die nicht bei Allen Begeisterung auslöst. Dass sich die Feierwütigen zum Techno-Tanzen bei einer Wagenburg im Industriegebiet verabreden, wo auf den ersten Blick keine "nervigen Nachbarn" die Polizei rufen, mag sogar gut gemeint sein. Aber die Musik dann gerade deshalb so laut und lang aufzudrehen, dass selbst Ohrstöpsel keine Wirkung mehr haben, ist nicht akzeptabel. Die Bewohner im so nach ruhiger Idylle klingenden Hasenweg, Schneckengraben oder Vogelbach haben genauso wie ihre Mitbürger in den Innenstadtquartieren das Recht, nicht die ganze Nacht dauerbeschallt zu werden. Dass jetzt am Eselwinkel wie schon im Grün für Beobachter der Eindruck entsteht, spontane Partys müssten nur groß genug sein, schon lasse die Polizei alles gewähren, weil sie nachts zu wenige Einsatzkräfte hat und Eskalation vermeiden will, ist keine gute Entwicklung. Man kann den Beamten aber auch nicht alles überlassen. Vielmehr ist die Stadt gefragt, ihre Mieter – hier die "Schattenparker" – im wahrsten Sinne des Wortes zu beruhigen und wenn nötig einzuschreiten.