Es sind identische Bewerbungen auf Wohnungsanzeigen - einziger Unterschied: Mal klingt der Name deutsch, mal nicht. Eine Datenrecherche von BR und "Spiegel" zeigt: Mit ausländischem Namen hat man schlechte Karten bei Vermietern.
Von Robert Schöffel und Oliver Schnuck, BR
Sie heißen Ismail Hamed, Aylin Demirci oder Mikolaj Janowski. Ihre Gemeinsamkeit: Sie werden bei Wohnungsbesichtigungen regelmäßig diskriminiert - und das aufgrund ihres Namens.
Besonders stark betroffen von dieser Art der Diskriminierung sind Bewerber mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund. Sie werden in jedem vierten Fall, in dem ein deutscher Interessent zu einer Besichtigung eingeladen wird, übergangen.
Daten und Anschreiben identisch
Ismail, Aylin und Mikolaj sind Teil einer Gruppe von fiktiven Testpersonen, die der Bayerische Rundfunk und der "Spiegel" über mehrere Wochen ins Rennen um Besichtigungstermine für Mietwohnungen geschickt hat. Insgesamt haben die Datenjournalisten in einem automatisierten Verfahren rund 20.000 Anfragen auf Online-Mietangebote im Internet versendet und 8000 Antworten erhalten.
Die Daten dieser Testpersonen - wie Alter oder Beruf - waren identisch. Lediglich ihr Name variierte und ließ auf eine Herkunft aus Deutschland, Polen, Italien, der Türkei oder dem arabischen Raum schließen. Auch die Anschreiben war stets vergleichbar.
Untersuchung in zehn deutschen Großstädten
Als Diskriminierung gewertet wurden alle Fälle, in denen bei derselben Wohnung der deutsche Bewerber zur Besichtigung eingeladen wurde, die Mitbewerber mit ausländischem Namen hingegen übergangen wurden. Die Recherche wurde in den zehn deutschen Städten Berlin, Dortmund, Dresden, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München und Nürnberg durchgeführt.
"Der wünscht sich nur Deutsche als Nachmieter"
Was die Datenjournalisten in ihrer Recherche simuliert haben, erleben viele Menschen in der Realität. So auch ein 24-jähriger Mann aus München. Er hat einen festen Job, ein geregeltes Einkommen - und doch erfolglos über 270 Wohnungsbewerbungen geschrieben. Das Problem war sein Nachname: Mane, er ist Senegalese.
In einem Fall wurde ihm von der Vormieterin sogar schriftlich mitgeteilt, dass der Vermieter klare Präferenzen habe, was die Herkunft des Mieters angeht: "Sie hat einfach geschrieben der Vermieter will einfach keinen Ausländer haben, der wünscht sich nur Deutsche als Nachmieter", erzählt der Senegalese.
Dann doch eine Wohnung - mit Hilfe der Bahn
Damian Groten von der Beratungsstelle Before in München fordert, dass große Wohnungsvermittler und -anbieter ihre Mitarbeiter für das Problem sensibilisieren: "Auf Vermieterseite würden wir uns auch ein ernsthafteres Beschwerdemanagement wünschen. Ein Beschwerdemanagement, das Leute ernst nimmt, die sich bei der Mietsuche bei größeren Anbietern diskriminiert fühlen und dann dementsprechend auch handelt." Herr Mane aus München jedenfalls hat erst mit Hilfe seines Arbeitgebers, der Deutschen Bahn, eine Wohnung gefunden.